Wo ist der John Travolta aus Tagen wie Face/ Off oder Broken Arrow geblieben? Der Film ist absolut vorhersehbar, auf die Charaktere wird überhaupt nicht eingegangen, Spannung kommt kaum auf und die Schauspielleistungen sind überschaubar. Die Story ist weder originell noch gut strukturiert. Lebenszeit die man sinnvoller verbringen kann.
Typischer Rache-Action-Thriller der nicht weiter in Erinnerung bleiben wird. Auch wenn es schwer fällt, aber Travolta muss sich wohl damit abfinden, dass seine Zeit vorbei ist. Direct-to-DVD ist bezeichnend und reiht sich ein in den Abgesang einer von Höhen und Tiefen gezeichneten Karriere. "Rage-Tage der Vergeltung" ist bezeichnend, klingt nach 08/15. Im Original "I Am Wrath" (Ich bin der Zorn) klingt noch schlimmer. Worum es geht? Na wie immer: Frau wird umgebracht, Mörder wird freigelassen, Mann mutiert zum Rache-Killer (weil, wie immer, militärische Vergangenheit), Freund hilft (weil, wie immer, auch militärische Vergangenheit), Polizei korrupt, Politik steckt mit drin, Peng, Peng, Balla, Balla. Die Kirche hilft, wie immer bei Travolta-Filmen ein bisschen mit. Ja, die Story hat eine Linie, aber das ist auch nicht besonders schwer. Action-Szenen sind ganz brauchbar, aber alles irgendwie schon mal dagewesen, dadurch ausgeleiert. Kann mich der Filmstarts-Kritik ohne wenn und aber anschließen . Schauspielerisch merkt man schon, dass John Travolta und Christopher Maloni ihr Handwerk verstehen. Bringt aber nix, weil der Film bzw.das Drehbuch nur Discount-Ware sind. Zweifelhaft ob die 18 Mio. $ Budget wieder reinkommen. Die DVD ist im Handel nicht gerade preiswert.
Man kann schon anhand des Coverfotos nicht leugnen, dass auch Travolta sichtbar gealtert ist. Während sich Kollege Liam Neeson mit gut sechzig Jahren nochmal zum Actionstar mauserte, musste der Ex-Musicalstar diesen Ruf über einen noch längeren Zeitraum verteidigen. Tatsächlich reiht sich nun auch dieser Film sang- und klanglos in die lange Reihe der Travolta-Filme ein, in der dieser weitgehend gleichförmig angelegte Rollen spielt. Hier ist er der rechtschaffene Held mit dunkler Vergangenheit, dem seine Frau, die ihm einst bei der Heilung seiner Seele half, brutal genommen wird. Logisch, dass man dann mit eben solcher Brutalität zurückschlägt. Auch wenn sich dabei ein Klischee an das andere reiht.
Handwerklich kann man dem Film nichts vorwerfen. Chuck Russell hat zwar seit seinem durchaus unterhaltsamen "The Scorpion King" kaum etwas von sich hören lassen, doch stilvolle Bilder und kurzweilige Action liegen ihm nach wie vor. Vielleicht ist es auch die sichtbare Müdigkeit des Hauptdarstellers, der den Hass, den sein Charakter antreibt, nicht immer glaubwürdig verkörpern kann. Noch dazu ist er (oder sein Stuntdouble) in vielen schnelleren Actionszenen zu oft nur von hinten zu sehen und der Tonfall der Erzählung wechselt zu schnell. In einem Moment leidet Stanley noch Seelenqualen und beichtet unter Tränen seine Sünden, nur um sich im nächsten Moment zweifelhafte Legitimation aus der Bibel zu verschaffen und zu cooler Rockmusik ein paar böse Jungs auszuschalten.
Die verstecken sich natürlich erwartungsgemäß in Tattoostudios und Stripclubs, ihre Hintermänner finden sich bei der korrupten Polizei oder in anderen öffentlichen Ämtern. Würden diese Themen auch nur ansatzweise variiert, könnte man als wohlwollender Kritiker dem Film eine Chance geben. Doch obwohl der Prolog eine Auseinandersetzung mit der Gewalttätigkeit in den USA verspricht, scheint das wiederum nur ein Vorwand für Stanleys Racheaktion zu sein.
Somit bleibt "Rage" leider nur ein austauschbarer Durchschnittsthriller den man nicht gesehen haben muss.