Terry Gilliam hat wieder zugeschlagen. Der Mitbegründer von Monty Python und Regisseur vieler skurriler Filme bringt mit „The Zero Theorem“ ein für ihn typisches Werk ins Kino. Auf dem Filmfest München 2014 wurde es vorgestellt.
Qohen Leth (Christoph Waltz) ist ein einsamer und begabter Software-Entwickler. Er bekommt den Auftrag, mit dem Beweis des Zero Theorems dem Sinn des Lebens auf die Spur zu kommen. Management (Matt Damon) kontrolliert. Qohen stößt an seine Grenzen und benötigt Unterstützung, fachliche von Bob (Lucas Hedges) und seelische u.a. von Bainsley (Mélanie Thierry) und Dr. Shrink-Rom (Tilda Swinton).
Gilliam‘s Filme kann man mögen. Der Sinn des Lebens heißt: Erzeuge ein kontrollierbares Chaos, beschäftige die Menschen damit und herrsche somit über sie. Dieses für ihn längst bewiesene Theorem durchzieht viele seiner Filme. Er möchte offenbar über das Publikum herrschen. Viele Produzenten haben sich dem britischen Regisseur verweigert. Doch nun führt Gilliam seine auf was auch immer erwartungsfreudigen Zuschauer in eine quietschbunte, laute, technisierte Welt voller Stress und Nullen. Diese kann/soll/darf jeder sinnfrei interpretieren. Der Film ist weder dilettantisch produziert noch zu albern, aber eben sehr gilliamschräg mit einem gewissen roten Faden.
Christoph Waltz hat in „Inglourious Basterds“, “Wasser für die Elefanten”, “Gott des Gemetzels” und “Django Unchained” stets ähnliche Rollen gespielt. Er ist der extravagante, intelligente und überhebliche Möchtegernbestimmer über die ihn umgebenden Menschen. Als könnte er nichts anderes, erfüllt er dem Publikum den Wunsch nach hervorragend gespielter Arroganz, die zur Bestrafung führt. Bei Terry Gilliam ist selbstverständlich alles anders: Der glatzköpfige Qohen Leth leidet unter der Umwelt. Er ist sensibel, wird zur Einsamkeit gezwungen. Dies führt dazu, dass er die 1. Person Singular mit „wir“ ausdrückt. Christoph Waltz ist die ideale Auswahl und spielt seine beste Rolle. Das ist einfach brillant ausgeführt und von der nullten bis zur 107. Minute beeindruckend. Ob der Film nur zur Hälfte sehenswert wäre, spielte ein anderer diese Rolle? Sicherlich nicht, denn die anderen bizarren Figuren tragen ebenfalls zum werdenden Wahnsinn bei und sind z.B. mit Tilda Swinton und Mélanie Thierry bemerkenswert gut besetzt.
Gilliam’s Filme muss man nicht mögen, aber aufgrund der exzellenten schauspielerischen Leistung von Christoph Waltz in der Hauptrolle sollte auch der fürs Schräge Abgeneigte einen Blick auf die Null-Theorie werfen. Und jener bekommt sogar eine ungefähre Lösung mit auf den Weg, der wahrscheinlich zum nächsten Gilliam-Film führt.