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fabionno
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4,5
Veröffentlicht am 5. Februar 2014
Ein starkes Stück italienische Kinokunst im Stile Fellinis. Das eigentlich leicht redundante Thema der "Upper-Class"-Gesellschaftskritik ist wunderbar hergerichtet und mit besten Zutaten serviert. Die Leichtigkeit, mit der unter anderem über die Kirche gescherzt wird, ist bewundernswert.
Für mich, im Gegensatz zu Herrn Baumgardt (Filmstarts-Kritik), allerdings nicht der Höhepunkt von Cannes 2013. Asghar Farhadis "The Past" und Abdellatif Kechichs "Blau ist eine warme Farbe"" waren z.B. einfach noch ein Stück raffinierter.
Der Sinn des Lebens? La Grande bellezza Jep Gambardella (Tony Servillo), der Bestsellerautor und Journalist führt uns in seinem fortgeschrittenen Alter (65) durch die mondäne und weitgehend dekadente Welt des heutigen Roms, ständig auf der Suche nach den wahren Werten und dem Sinn des Lebens. In großartigen Bildern und interessanten Geschichten und Szenen, in denen er durchaus respektable Positionen bezieht, bleibt er letztlich die Antwort schuldig. Es ist nicht „nur ein Trick“, wie er behauptet, sondern kann nur im transzendenten Bereich der menschlichen Existenz gefunden werden, will sagen: Nur im Glauben an Gott, der dann die Erkenntnis gibt, liegt die Antwort auf alle Fragen.
Stilvoll, melancholisch und dennoch witzig. "La Grande Belezza" ist ein wundervolles Stück Film über die italienische High Society, die sich selbst für vergangene Erfolge feiert. Ein Film über Vergänglichkeit und eine schöne Abrechnung mit dem Ruhm der Stars. Das ganze getaucht in wundervolle Bilder fährt Sorrentino ganz groß auf.
Regisseur Paolo Sorrentino fasst offensichtlich gerne Stoffe an, die im Künstlermilieu spielen und bringt nach „Cheyenne – This Must Be The Place“ (mit Sean Penn) nun „La Grande Bellezza – Die Große Schönheit“ auf die Leinwand und hat am Drehbuch mitgeschrieben.
Der Schriftsteller und Journalist Jep Gambardella (Toni Servillo) hat soeben sein 65. Lebensjahr vollendet, vor vielen Jahren einen Bestseller geschrieben und lebt in Rom von den Erlösen, hält sich hauptsächlich in den künstlerischen Kreisen der Gesellschaft von Rom auf.
Mit dem vorangegangenen Satz ist die Handlung fast vollständig beschrieben. Ein paar kleinere Handlungsbögen werden ergänzend eingewoben. So hält die Kamera zunächst und vielleicht zu lange auf Nonnengesänge, Partygeschehen und die Dialoge der Gäste, die mit ihren Inhalten belangloser nicht sein könnten. Erst allmählich wird Jep Gambardella in den Focus gerückt und allmählich wird klar, dass Jep bei alledem dabei ist, sich wohlfühlt und sich ebenso für die eigene Oberflächlichkeit und unerfüllte Lebenszeit hasst. Nun beschäftigt er sich mit Tod und Glauben, entlarvt Künstler und Dummschwätzer und nutzt sein Talent der Eloquenz. Immer mehr wird das Werk zur Satire mit herrlichen Zuspitzungen und Karikaturen. Es darf dann eine skurrile Botox-Party sein, auch die Kirche mit dem einen und der anderen Abgesandten wird ein Instrument der Dekadenz. Dazwischen zeigt Sorrentino vereinzelt Menschen, die Jep am Herzen liegen. In diesen Einfügungen, die exzellent einbalanciert wurden, kommt der Film zurück, Jep bemerkt seine Versäumnisse. So erlebt er Überraschungen, interessante Dialoge und es fließen auch Tränen. Toni Servillo verkörpert den Charakter Jep Gambardella meisterlich. Vor allem die Mimik passt zu der im Verlauf des Films öfter wechselnden Art der Situationsdarstellung. Durch die geschickte Lenkung Sorrentinos nimmt die Intensität und Tiefe der Figur Gambardella zu und erscheint erst spät im Film mit voller Kraft. Nun geben die Nebenschauplätze der Geschichte und die Seichtheit zu Beginn des Films einen Sinn und wirken an der Verfeinerung Jep Gambardellas mit. An der Seite von Servillo steht mit der insbesondere in Italien bekannten Sabrina Ferilli eine sehr charismatische Schauspielerin, die als Ramona eine besondere Beziehung zu Jep entwickelt, die Stefania (stark: Galatea Ranzi) schon mit Höhen und Tiefen erlebt. Ästhetische Bilder von Rom und den mitunter durchgeknallten Figuren in immer neu gefundenen Kameraeinstellungen und –fahrten ergänzen diesen starken Film nicht nur, denn sie sind keine bilderrauschende Verkleidung: Viele der feinen visuellen Geschenke für das Auge des Publikums zeichnen die Wünsche und Sehnsüchte Gambardellis auf die Leinwand und sind im Beisein seines Wesens speziell. Das begreift der Beobachter jedoch nur mit der beginnenden Vollendung der Hauptfigur. Jep Gambardelli liebt die ewige Stadt, wahrscheinlich wie der Regisseur dieses Films.
Höchst philosophische Kinokunst aus Italien! "La Grande Bellezza" ist ein wunderbarer Film mit tollen Bildern, einem überragenden Soundtrack und tollen Schauspielern. Speziell, bildgewaltig und tiefgehend hat Paolo Sorrentino hier einen Film geschaffen, der nicht immer leicht zu schauen bzw. zu verstehen ist. Trotzdem oder gerade deshalb hinterlässt "Die große Schönheit" einen bleibenden Eindruck und hat auch zurecht den Oscar für den besten fremdsprachigen Film bekommen (obwohl ich persönlich mir da "Blau ist eine warme Farbe" gewünscht hätte).
Nach Winding Refns ''Drive'' aus dem Jahre 2012 hat mich kein Film, der danach erschienen ist, so begeistert wie ''Die große Schönheit''. Seine Geschichte ist simpel, aber episch breit angelegt und ebenso gut in Milieuzeichnung wie Charakterschilderung. Angenehmerweise streut der Film auch einzelne Sequenzen ein (Chor, Touristen,...), die an sich nichts direkt mit der Geschichte zu tun haben, aber dennoch das Gefühl des Films verstärken. Gerade diese Entscheidung, den Film bewusst als Epos anzulegen, als einen Film über Rom, wenn man so will, erlaubt einen sehr getragenen, aber unglaublich intensiven Flow. Mit zunehmender Laufzeit wird der Film immer atmosphärischer und vielschichtiger. Sicher könnte man einwenden, dass die Story auch in einer halben Stunde erzählt werden könnte, aber ''Die große Schönheit'' geht auf Details ein, schildert Mileus, erkundet mit größter Begeisterung die Charaktere. Auffällig sind dabei nicht nur die dem Film angefügten, etwas kryptischen Sequenzen, sondern auch der elliptische Schnitt und die hypnotisch langsame Kameraführung, welche zusammen einfache Szenen zu kompletten Kurzfilm-Meisterwerken machen. (Ich hätte mir auch vorstellen können, den gesamten Film derart chiffriert zu sehen, allerdings würde das dauerhaft ins Surrealistische münden.) Wohl dosiert schafft der Film solche Filmkunst-Einlagen und kreiert Begeisterung für einzelne Szenen, für Zufälle und für die nächtliche Stadt. Das ist zwar manchmal etwas postkarten-ähnlich, aber das sei dem Film verziehen. Außerdem reduziert sich das Können der Kameraführung nicht auf solche Momente, in denen Rom möglichst im Sonnenuntergang dargestellt wird. Einzelne, eigentlich sehr alltägliche Szenen, wie das Rauchen einer Zigarette im Bett oder kurze Unterhaltungen, stilisiert der Film ungemein und sehr gekonnt. Inszenatorisch ist ''Die große Schönheit'' damit sehr sehenswert, und mit fortlaufender Handlung inhaltlich tiefgründiger als ein nostalgischer, pathetischer Abgesang. Toni Servillo verhindert dies letztlich auch durch seine sympathische, zurückgenommene und vielschichtige Darstellung. Dem ein oder anderen wird die enorme Dauer des Film vielleicht aufstoßen und eine wirklich vertrackte Handlung sollte man nicht erwarten, wer aber bereit ist, einen getragenen, meditativen Film zu sehen, sollte sich wirklich ''Die große Schönheit'' mal ansehen.
Es ist Sommer, wir haben wieder Saison, und zwar in Salzburg, bei den Festspielen, wo Tobias Moretti die Paraderolle aus Hugo von Hofmannsthals Das Spiel vom Sterben eines reichen Mannes verkörpert – des Jedermann. Eine metaphysische Geschichte rund um das Ringen mit dem Tod, ein Rückblick auf ein Leben voller Ausschweifungen, und ein Besinnen auf das Wesentliche, Gott sei Dank noch letzten Endes. Und der Teufel, der geht wieder mal leer aus. Klaus Maria Brandauer hat das Thema Hofmannsthals, das sich wiederum auf dem Konzept spätmittelalterlicher Mysterienspiele über Schuld, Unschuld und Vergebung orientiert, in dem von Fritz Lehner inszenierten Psychodrama Jedermanns Fest adaptiert und gibt sich dort als sterbenden Modezar, der noch mal die große Party seines Lebens schmeißen will. Der Italiener Paolo Sorrentino, der sich in seinen Werken sowieso grundsätzlich den Fragen über Moral, Sinnhaftigkeit und geborgter Existenz hingibt, hat mit dem oscarprämierten Epos La Grande Belezza etwas ähnliches entworfen, eine visuell überbordende Leinwandshow, die ganz klar ihre Motivation aus den Euvre eines Federico Fellini zieht, insbesondere aus dessen Werk Roma. Was aber nicht heißt, dass der Meister seiner Zunft seinem großen Vorbild im wahrsten Sinne des Wortes die Show stehlen will. Wie für Sorrentino üblich, lässt er seinen reichen Mann, der einen runden Geburtstag feiert und die dekadente Elite zu einem rauschenden Fest mit Blick auf Roms Kolosseum lädt, zwar nicht sterben – dafür aber knapp zweieinhalb Stunden lang durch die ewige Hauptstadt flanieren, immer wieder Feste feiern, eben wie sie fallen, und sein bisheriges Leben Revue passieren lassen, das ihm, wie er es des Öfteren erwähnt, hohl und leer vorkommt. Reichtum ist natürlich keine Schande, soll doch jeder seinem Leben den Sinn geben, den er für richtig hält, und sei es der Sinn des Sinnlosen. Das aber erscheint dem allseits bekannten Journalisten plötzlich zu wenig zu sein. Die Suche nach einer gewissen Ewigkeit beginnt, nach noch mehr Zeit, um sich neu zu orientieren. Dabei spielt der Glaube und die katholische Kirche eine ebenso wichtige Rolle wie die Geschichte der Ewigen Stadt, mit all ihrer atemberaubenden Kunst, Kultur und Geschichte.
Weiterlesen auf FILMGENUSS unter https://filmgenuss.com/2019/07/20/la-grande-belezza-die-grosse-schoenheit/
Fantastische Bilder aus Rom. Toller Soundtrack, der die Stimmung perfekt unterstreicht. Melancholisch erzählt (unbedingt im Original schauen). Völlig zu Recht den Oscar gewonnen. Einer der besten Filme seit der Jahrtausendwende.
Ein Meisterwerk in allen Belangen. Jede Einstellung ist wie ein Gemälde. Die Charaktere in all ihrer Tragik wirken trotz teilweiser Übertreibung noch authentisch und lebensnah. Die Musik wirkt wie ein zweiter Hauptdarsteller und bettet sich perfekt in das Gesamtwerk ein. Die Schlusszene, kombiniert mit Taverners "Lamb" und Toni Servillos Timbre ist an Schönheit, Melancholie und Poesie kaum zu übertreffen!