Gute acht bis neun Stunden Filmlänge und damit ähnlich lang wie die Herr der Ringe Trilogie erwarten einen bei der cineastischen Umsetzung von "Der Hobbit" von Regisseur Peter Jackson.
Und das obwohl die Herr der Ringe Reihe drei komplexe Bücher zur Vorlage hat, der Hobbit dagegen nur ein relativ moderates Einzelwerk darstellt von Großphantast J.R.R. Tolkien.
Vorab sei gesagt, dass ich die Bücher (leider noch) nicht gelesen habe - daher Parallelen oder Abgrenzungen zum literarischen Pendant daher nicht aufweisen kann.
Der dritte Teil der Hobbit-Reihe -ich habe ihn in der Extended Version gesehen - hat mich gestern irritiert und ziemlich verärgert zurückgelassen. Während die Herr der Ringe Reihe mich immer wieder fasziniert und auch mitreißt in die sagenumwobende Welt von Mittelerde, ergibt sich für mich die Hobbit Reihe nach Abschluss des letzten Teils als bloße Farce.
Ich muss sagen schon der erste Teil hat mich nicht überzeugt, der zweite mit Abstrichen schon eher - der dritte hingegen ist ein pures Fiasko.
Die Zwerge müssen sich nun nach längerer Reise in Erebor, ihrer Heimat, mit ein paar Mitstreitern gegen alle möglichen Widersacher behaupten. Diese eine Zeile umfasst so gut wie komplett schon die gesamte Handlung des dritten Teils.
Das große Problem ist die misslungene dramaturgische Umsetzung ohne erzählerische Raffinesse, ohne wirklichen Tiefgang und die völlig überzogenen reaktionären Kampfszenen. Kurz: beknacktes Drehbuch!
Die Charaktere blieben seit Beginn des ersten Teils stets blass und uninteressant. Ausnahmen sind während der ganzen Filmreihe ebenjener Hobbit Bilbo (Martin Freeman), der Drache Smaug, im ersten Teil noch das zwielichtige Geschöpf Gollum, bisweilen auch der Elbenkönig Thranduil. Die Zwerge, von denen die Filmreihe ja eigentlich getragen werden sollte, und deren Persönlichkeit erschließen sich für den Zuschauer größtenteils nicht. Sie bleiben durchweg uninteressant. Auch der ambitionierte Anführer Thorin (Richard Armitage) kann nicht vollends überzeugen, da seine Charakterentwicklung sich zu unausgefeilt darstellt.
Das interessanteste, was den zweiten Teil meines Erachtens auch zum besten macht, ist das Auftreten des Drachen Smaug. Der mächtige (wirklich sehr gut kreierte) Drache mit seiner vielschichtig undurchsichtigen rätselhaft mystischen Art, zum einen intelligent und Zwietracht sähend, zum anderen hochmütig, gierig und jähzornig.
Drachen an sich stehen schon als das Symbol der Macht, Stärke sowie Raffinesse.
So großartig die letzte Szene im zweiten Teil - so mies dagegen das Weiterführen zu Beginn des dritten Parts.
Da handelt man ungerechtfertigt Smaug nach kurzer Zeit wiederum so schnell ab im Gegensatz zu seiner guten Einführung, sodass das Potenzial der interessantesten Figut komplett verschenkt wurde ohne dass sie sich wirklich entfalten konnte. Im Hinblick auf die Gewichtung die dem Drachen vorher zukommt und als was er auch im ersten Teil durch die Erzählungen der Zwerge und in der Einleitung dargestellt wird wirkt es völlig aus der Bahn gekippt und im Ungleichgewicht.
Man mag sich ja im Drehbuch hier an die Buchvorlage orientieren, aber was im Buch eventuell funktioniert tut es hier nun im Film überhaupt nicht.
Zudem in Smaugs finalem Akt ihm der Schmuggler Bard mit seinem Sohn gegenüberstehen, die aufgrund ihres einfachen Persönlichkeitsmusters und der hastigen Einführung nicht würdig erscheinen eine solche Tat zu vollbringen...(ehrlich gesagt mir wurde schlecht - vor allem im Angesicht dieser irren Bogenschiessszene).
Anschließend hat sich die abstruse Story nur noch weiter mit oberflächlichen Handlungen der größtenteils plumpen Charaktere fortgesetzt.
Die Schlacht entbrennt dann recht flix und überdauert auch den Großteil des Films. Nun gut, und dann verliert man sich in dem Schlachtgetümmel, das zwar zum einen technisch sehr gut in Szene gesetzt wurde mit seinen Kriegern, Kreaturen und Kriegsgerät - zum anderen aber auch regelrecht überladen wirkt.
Was mich aber, wie beim ersten, zweiten Teil und nun vor allem im dritten Teil stört ist diese unglaublich überzogenen, unlogisch, keineswegs in sich authentischen Actionszenen, weche zu sehr konstruiert wirken.
Mich haben sie zum Teil wütend gemacht, da - so sehr es auch eine Fantasy-Adaption sein mag - es in keinster Weise auch noch irgendwie realistisch erscheint was da gerade geschieht.
Die Zwerge stürzen sich (ohne Rüstung?) in die Handlung und poltern in reinem Aktionismus durch die kompletten Kriegsreihen und bleiben größtenteils unversehrt. Mir waren die Zwerge eigentlich schlichtweg egal - was eben an der mangelnden Charakterentwicklung liegt - beziehungsweise haben sie mich auch oft genervt, da Pathos in eine 13 köpfige Zwergenhorde integriert wird, welche wie Superhelden agieren.
Anbetracht des mehrfacht propagiert tödlich "Bösen", was laut Handlung von den Orks und den Mitstreitern der Orks, wie z.B. den Wargen, ausgehen soll wirkt es dann allerdings nur noch grotesk wenn sich diese Gefahr des "Bösen" dann im Drehbuch bzw. vor allem auf der Leinwand nicht deutlich macht.
Es ging schlicht und einfach in allen drei Teilen zu viel glatt - das mag daran liegen dass es eine Kinderbuchverfilmung ist - ist aber trotzdem in sich nicht schlüssig und sehr unausgewogen
(
es sind zwar (zum Glück) drei Zwerge gen Ende gestorben - täuscht aber nicht über den beschriebenen Eindruck hinweg
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Und damit meine ich nicht nur die Handlungen der Zwerge sondern eben auch der Menschen, die plötzlich alle super mit ihren Bauerngerät kämpfen können, der Super-Elb Legolas, welcher ja scheinbar auch in Schwerelosigkeit agieren kann (jeder weiss welche Szene ich meine - ich dachte ich spinne), sowie Bard mit seinen ersetzbaren Kindern, die für mich ein Störfaktor darstellen.
Alles in allem verkommt für mich ein Großteil der Kampfszenen dadurch zu einer langweiligen absurden Szenerie, welche nicht Ernst zu nehmen ist. Ich fühle mich da als Zuschauer einfach verar****
(es sei gesagt, dass auch Herr der Ringe seine relativ übertriebenen Szenen hatte (z.B. Legolas vs. Olifant) diese waren hier aber aufgrund der vorherrschend gut funktionierenden Dramatik und ausgewogenen Darstellung beider Seiten zu verkraften).
Was mich auch sehr stutzig machte und eigentlich auch nur peinlich ist, sind diese versucht humoristischen Einlagen allen voran u.a. des ehemaligen Bürgermeisterhelfers Alfrid (Ryan Gage). Diese haben nicht nur nicht gepasst sondern haben die Belanglosigkeit des umgebenden Schlachtgetümmels nur noch verstärkt.
Letztendlich konnte ich die meisten Chraktere so gut wie nicht ernst nehmen oder mit ihnen sympathisieren - abgesehen von Smaug, aber auch noch Bilbo, der hier jedoch auch eher zur Randfigur mit wenigen Schlüsselszenen verkommt. Eine emotionale Auseinandersetzung mit den Charakteren findet sonst nicht statt.
So wirkt auch Thorins Umstimmung vom raffgierigen Egozentriker zum wieder ehrenvollen tugendhaften Anführer zu plötzlich und zu spontan - es wirkt hier so vieles im Film einfach so pragmatisch und stillos vorgesetzt ohne die wirklichen Feinheiten der Figuren und Emotionen herauzuarbeiten sodass es unmöglich wird eine mitfiebernde Haltung mit Personen und Geschehen einznehmen.
Auch Elbenvorstand Tauriel (Evangeline Lilly), die an sich eine nette zugängliche Person verkörpert,
verliert sich ab und an in kitschiges oberflächliches Getue.
Erwähnen möchte ich noch den Zwerg Balin, der von allen mir noch am sympathisch und ausgewogensten erschien, da er eine gewisse Vernunft wiederspiegelte die ich sonst einfach vermisst habe.
Nach dem letzten Drittel des Films, bei dem sich das Gewicht der Handlung eher von den großen Schlachten auf erbitterte Einzelkämpfe fixiert, verliert sich die Handlung jedoch und einige Charaktere, die vorher noch gewisses Gewicht in der Handlung des Films hatten sowie auch Thematiken die zum Abschluss der Geschichte beigetragen hätten werden gar nicht mehr aufgegriffen
Wo ist das letzte Orkheer so schnell hin - haben Radagast und Beorn das mal eben so schnell fertig gemacht? Stand der Dinge nach der Schlacht zwischen den Parteien? Was ist mit Thranduil bzw. Bard? Wo war eigentlich Gandalf?
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Die Szene in Dol Guldur will ich noch erwähnen. Eine der besseren Szenen mit alten Bekannten, die das ganze zum Positiven auflockerten, allerdings wirkte es letztendlich auch hier sehr überhetzt und überzogen ohne wirklich die Essenz dessen herauszuarbeiten was denn hier nun eigentlich genau im Gange ist.
Der letzte Punkt ist aber auch noch der, dass ich hier kaum Filmmusik erkennen konnte die einen tragenden epischen Effekt im Hinblick auf das visuelle Geschehen beitragen konnte.
Ich habe sie so gut wie nicht bemerkt oder hat die eh kaum vorhandenden Emotionen nicht verstärken können, da sie eigentlich auch so gut wie kaum zu realisieren war - trotz Meisterkomponist Howard Shore, der alle Mittelerde Fans in "Herr der Ringe" ja musikalisch wunderbar umsorgt hat.
Mein Fazit fällt daher, da ich kaum Postives genannt habe, durchwiegend schlecht aus.
Völlig überzogene, absurde, zu arg konstruierte, unrealistische Szenerie und Handlungen. Kein Tiefgang der Figuren, so gut wie keine Chrakterentwicklung. Peter Jackson tobt sich hier in einem oberflächlichen CGI Gewitter aus ohne den Zuschauer für voll zu nehmen.
Das einzige Positive zu erwähnen ist, dass aufgrund der technischen Umsetzung, vor allem der Kreaturen, durchaus Kurzweil aufkommen kann, aber man sich auch auf Langeweile aufgrund der größtenteils einseitigen Schlachten einstellen muss.
Wer sich von vornherein auf eine kitschige Trashorgie einstellt geht schon mit den richtigen Vorzeichen an den abschließen Teil dieser Saga heran.