Erst schickte er seinen kleinen Hobbit auf eine "Unerwartete Reise", ließ ihn anschließend durch "Smaugs Einöde" maschieren und nun im letzten Aufgebot von Mittelerde's Kräften in die "Schlacht der 5 Heere" ziehen: Peter Jackson hat's erneut versucht. Was dabei herumgekommen ist? Nun ja. Man darf formulieren, dass Jackson echt Eier in der Hose hat, denn seine wohlbehütete "Ringe" – Fangemeinde ist mit seinen neuen Verfilmungen wohl erwartungstechnisch gesprengt worden. Und nein, auch "Die Schlacht der 5 Heere" ist nicht wie sein vorheriger Abschluss "Die Rückkehr des Königs".
Jackson inszeniert hier großaufgelegt Krieg. Nicht mehr, aber glücklicherweise auch nicht weniger.
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Die Substanz, ja die wichtige Substanz. Die ist in dem letzten "Hobbit" – Teil erwartbar nicht mehr da. Denn um das in den Dimensionen des Buches zu erklären, "Die Schlacht der 5 Heerscharen" war in der literarischen Vorlage EIN abgehandeltes Kapitel, auch wenn bedeutsam erkärt wurde, dass sie eine der größten Schlachten Mittelerdes war.
Und da tut man sich dann auch als Zuschauer schwer. Das Flair seiner vorherigen Filme ist verloren gegangen, der Reisecharakter als wichtigstes Erkennungsmerkmal mittelerdischer Erzählungen ist abhanden gekommen, dass Treffen irrwitziger neuer Menschen und Kreaturen ist passe, die abenteuerliche und leichtfüßige Action weicht im letzten Teil der dramatischen Ernsthaftigkeit eines Krieges.
Diesbezüglich ist "Die Schlacht der 5 Heere" eher an einem monumentalen Schlachtengemälde von Ridley Scott angelehnt als an die vorherigen Mittelerde – Filme.
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Ein Problem: Das Ende des Drachen. Es dürfte, und so unsubtil sah es auch im Trailer aus, kein Spoiler mehr sein, dass Drache Smaug ein recht schnelles Ende nimmt. Für Triologie - Fans ist das sicherlich kein Problem, allen Anderen dürfte die visuell dennoch atemberaubende Sequenz eines Fischers gegen ein feuerspeiendes Ungetüm monströser Größe Anknüpfungsprobleme bescheren. Die Zuspitzung auf den Kampf gegen den unschlagbar erscheinenden Drachen findet im Anfang des dritten Teils einen von der Intensität eher "gebrochenen" Showdown und ist der Präsenz und dem makelosen Design Smaugs einfach nicht würdig. Und was dann folgt, ist eigentlich auch schon die Schlacht.
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Die "Hobbit" – Filme stiegen in ihrem unterhaltsamen Charakter stets mit dem Auftreten des Hobbits Bilbo Beutlin alias Martin Freemann. Ob als unsicherer Hobbit, der die "AGBs" seiner Reise liest oder mutiger Dieb der vor der imposanten Größe des Drachen Smaugs dessen Umfang abschätzt, Freemann ist der gelungene und amüsante Dreh- und Angelpunkt der Triologie, der wie im Buch zum Taktiker und Vermittler des Films wird. Mit ihm gelingt auch in weiten Teilen die Charakterzeichnung seiner Weggefährten. Nach der Rückeroberung des Erebors müssen diese nämlich eine krankhafte Veränderung Thorins (Richard Armitage) miterleben. Armitage ringt merklich mit sich und seine Präsenz hat dem Hobbit – Projekt schon das ein oder andere Mal merklich gutgetan. Der Fluch des Drachengoldes, der mal als offensichtliche wie auch subtile Andeutung die gesamte Plotlinie durchzog, wird hier gut weitergetrickt. Nur fällt Thorin's Sinneswandel von der Gesamtlaufzeit schlussendlich zu beliebig aus. Jackson kaschiert, so häufig wie ein keinem anderen Film zuvor, wieder einige strukturelle Plotelemente mit visuellem Einfallsreichtum und auch hier lässt er Thorin mit der Stimme von Cumberbatch's Smaug sehr wirkungsvoll transzendieren. Dennoch bleibt es beim psychologischen Umbruch Thorin's bei einem ungenauen audiovisuellen Reiz und eben jener tritt anschließend als vom Sonnenlicht umspielter Heroe äußerst zweifelhaft und etwas zu unkritisch in Erscheinung. Auf anderer Seite sollte noch die Charisma – Bombe Luke Evans als Bard erwähnt werden, der sich als etwas sehr genretypischer Sympathieträger mit seiner Mimik trotzdem als Idealbesetzung und dem zwischenzeitlichen Charakterdrama um Thorin, Thrandruil und den Menschen als Erdung erweist.
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Wie bereits erwähnt, "steht" vieles in "Die Schlacht der 5 Heere". Aber wenn der Hobbit schon vorlagentechnisch passen muss, kann man wenigstens die anderen Schachfiguren verteilen. Jackson knüpft gelungen an den im Buch nur in Nebensätzen angelehnten Handlungsbogen um den Kampf der Zauberer gegen den Hexenmeister (hier Necromanten oder auch Sauron) von Dol Goldur an. Natürlich ist hier vieles Fan – Service, wenn bekannte Gesichter wie Elrond, Galadriel und Saruman auch endlich mal zu waghalsigen Kampfszenen aufgefordert werden, aber genau DAS will man ja auch mal sehen. Ähnlich wie bei "Star Wars" ereilt diesem Prequel zwar technisch raffiniertere Kampfsequenzen als seinen Nachfolgern, aber die Kill - Moves gegen die "9" als Saurons hologrammartige Untergebene wollte man eben auch so schon immer mal erleben,
ehe Sauron dann schlussendlich vor einer furienhaften Galadriel in den Osten fliehen muss und Jackson die Szene mit Saruman's "Leave Sauron to me!" mit einem Wahnsinnsbrüller beendet.
Eine der sehr gelungenen Anspielungen auf seine Ring – Triologie.
Fernab davon entsteht völlig eigenständig ein weiterer Bogen nach Gundabad, zudem sich Legolas und Tauriel, die erneut zu gewöhnungsbedürftigen Liebeleien genötigt wird, entscheiden. Die Festung vom ehemaligen Hexenkönig von Angmar zu sehen, die auch sonst in der Mittelerde – Literatur einen mythischen Charakter genießt, ist ein wahrer Augenöffner. Die Spannug steigt diesbezüglich sehr, aber die Szene verpufft sinngemäß so ziemlich in der Leere, die Bedeutung dieser nordischen Unternehmung wiegt nicht sonderlich schwer und kann sich somit dem Verdacht der Zeitschinderei nicht völlig entziehen.
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Als großes Markenzeichen der "Schlacht der 5 Heere" gilt die Inszenierung von Kampfszenen auf den Punkt. Sicherlich bei der Parteienverteilung fällt auf, dass die im Buch als 5. Partei eingeteilten Wargs eher als Reittiere der Orcs fungieren und so gerät die Zuteilung wie eben das Kampfgeschehen etwas ducheinander. Führt so'n Krieg auch schonmal mit sich. Was aber bereits zuvor gilt, gilt vor allem für das Finale: Die ausgefallenen Kampfsequenzen bestechen durchgehend in ihrer Individualität. Elbe Legolas begeistert mit artistischen wie eleganten Kunststücken, Richard Armitage erhält durch seine Coolness einen Extrabonus durch die Lichtregie und Zwerge wie Elben dürfen sich hier sowohl mit ihren unterschiedlichen Kampftechniken wie schrägen Reittieren profilieren, so macht Mittelerde Spaß.
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Fazit: Es ist vollbracht! Trotz eines unzweifelhaft schlechteren und inhaltlich etwas sehr gestreckten Films als dessen Vor- und Vorvorgängern gehört auch "Die Schlacht der 5 Heere" mit seinen magischen Dynamiken und umwerfenden Schlachtenpanoramen zu den besseren Adaptionen von marktflutender Fantasy – Ware. Die beschleichende Wehmut über den Abschied aus Mittelerde für vorraussichtlich sehr lange Zeit bekommt man also doch nicht so leicht weg.