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    No Tell Motel
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    No Tell Motel
    Von Matthias Börner

    Wenn die Veranstalter des Fantasy Filmfests vor Vorstellungsbeginn ankündigen, die nun folgende Fassung eines Films wäre überaus exklusiv und befände sich noch im Stadium der Postproduktion, hebt das die Spannung zusätzlich. Schließlich muss dieser offensichtlich so gut sein, dass er ohne Bedenken gezeigt werden kann, obwohl er noch nicht ganz fertig ist. Umso überraschender ist es dann, dass Brett Donowhos Haunted-House-Horror „No Tell Motel" gerade auf der visuellen Ebene punkten kann, während Dramaturgie, Dialoge und Figurenzeichnung ziemlich daneben gehen.

    Eigentlich wollten die fünf Freunde Corey (Angel McCord), Rachel (Chelsey Reist), Megan (Chalie Howes), Kyle (Andrew MacFarlane) und Spencer (Johnny Hawkes) nur einen entspannten Ausflug im Wohnmobil unternehmen. Doch die ohnehin schon angespannte Stimmung erreicht einen Tiefpunkt, als Kyle die Kontrolle über das Fahrzeug verliert und in der Nähe eines alten, verlassenen Motels einen Unfall baut. Den Freunden bleibt nichts anderes übrig, als in dem Gasthaus Unterschlupf zu suchen, bis die nahegelegene Tankstelle wieder öffnet und sie Hilfe holen können. Sie ahnen nicht, dass in diesem Motel vor Jahren eine tragische Familientragödie stattfand: Ein kleines Mädchen (Rileigh Chalmers) kam uns Leben, woraufhin die Eltern dem Wahnsinn verfielen. Die Geister der Familie sind immer noch anwesend und vor allem das Mädchen will sich die Anwesenheit der wehrlosen Teenager auf perfide Weise zunutze machen...

    Eine Gruppe junger Leute, die alle mehr oder weniger düstere Geheimnisse mit sich herumtragen, mit einem bösartigen Geistermädchen zu konfrontieren, das ist eine Grundkonstellation mit einer Menge Potenzial für (psychologischen) Horror. Doch obwohl die Atmosphäre des zerfallenen Motels angenehm düster, die Regieleistung Donowhos im besten Sinne solide ist und die Spannungsmomente gut umgesetzt sind, bleibt „No Tell Motel" weit hinter seinen Möglichkeiten zurück. Der wesentliche Grund dafür ist T.J. Cimfels holpriges Drehbuch: Die an sich einfache Geschichte wird viel zu umständlich erzählt und mit sinnlosen bis unfreiwillig komischen Dialogen angereichert, dazu kommen große Schwächen im Bereich der Charakterzeichnung.

    Cimfels Figuren leiden offenbar allesamt unter akuten Stimmungsschwankungen, jedenfalls ändern sie innerhalb von Sekunden ihre Meinungen, Absichten und Ziele. Während man das bei Kyle noch seinem exorbitanten Drogenproblem zuschreiben kann, wirkt das bei den anderen Mitgliedern der Gruppe allzu inkonsistent. Und so ist auch der Umstand, dass alle auftretenden Personen ihre Geheimnisse haben, die sie vor den anderen verbergen wollen, nur theoretisch eine interessante zusätzliche Komponente. Denn auch hier wird wieder viel Potenzial verschenkt, da diese Geheimnisse oft eher nebenbei gelüftet werden oder auf plumpe Weise zur Auflösung kommen.

    Immer wieder kommt es zu Szenen und Dialogen, die kaum spannend oder dramatisch sind, eher im Gegenteil. Wenn etwa das Geisterkind ein Morphiumfläschchen taktisch klug in Kyles Blickfeld rollt und dieser wie eine Motte zum Licht auf die Drogen springt statt sich um seine verletzte Freundin im dunklen Kellerloch zu kümmern. Oder wenn Spencer keine zwei Minuten, nachdem seine Freundin das Zeitliche gesegnet hat, eine andere Frau anbaggert als wäre nichts gewesen. Da stimmt die Abstimmung zwischen Aktion und Reaktion überhaupt nicht, und da sind auch die eher durchschnittlichen Schauspieler auf verlorenem Posten. Einzig die kleine Rileigh Chalmers als unheimliches Geistermädchen Angela beeindruckt mit unheimlicher Präsenz. Gemeinsam mit der stimmigen Motelkulisse und einigen effektvollen Schreckensmomenten sorgt sie dafür, dass dieser etwas trashige Horrortrip zumindest leidlich unterhaltsam ist.

    Fazit: Die deutlichen Schwächen in der Dramaturgie und der Figurenzeichnung werden auch von einigen zündenden Spannungs- und Schreckmomenten nicht vollständig aufgewogen, aber immerhin zeigt sich in „No Tell Motel" einmal mehr, dass kleine Kinder in Horrorfilmen eine richtig gruselige Angelegenheit sein können.

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