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Anonymer User
4,5
Veröffentlicht am 25. November 2012
Eine Tasse Kaffee. Keine bestimmte Sorte, ohne Milch und ohne Zucker. Mehr will Niko aus Berlin für den Moment nicht und doch scheint es unmöglich zu sein, an diese eine Tasse Kaffee heranzukommen. Was im Film eine Art Running Gag ist, kann auch auf Nikos Leben übertragen werden. Die heutige Zeit bietet so viele Möglichkeiten das eigene Leben zu gestalten, dass all die Vielfalt nicht beflügeln sondern gar eine hemmende Wirkung besitzen kann. So irrt Niko durch eine immer komplexer werdende Welt und selbst einfache Wünsche rücken ins Unerreichbare. Niko, der bereits vor 2 Jahren sein Jura-Studium abgebrochen hat und dessen Leben vom Vater finanziert wird, ist jedoch kein Loser, sondern schlicht auf Sinnsuche.
Der Film ist durchweg in schwarz-weiß gehalten. Was für viele ein Ausschlusskriterium sein wird, erweist sich hier als Glücksgriff. Die gezeigten Aufnahmen von Berlin sind sehr stimmungsvoll und werden von einem wunderbar passenden Soundtrack untermalt.
Oh Boy ist von einer melancholischen Grundstimmung durchzogen, die aber regelmäßig von komischen Momenten unterbrochen wird. Diese Szenen wirken nie aufgesetzt oder aufdringlich und werden wohl daher den Hau-Drauf-Humor von vielen Kinogängern nicht treffen. Ganz klar: Der Film ist nicht für die großen Massen produziert und läuft dementsprechend auch nur in kleinen ausgewählten Kinos. Dabei ist Oh Boy mit das Beste, was das deutsche Kino in den letzten Jahren hervorgebracht hat. In Nebenrollen sind viele bekannte Gesichter aus dem deutschen Film und Fernsehen anzutreffen und mit dem ewig jungen Tom Schilling wurde die Idealbesetzung für Niko gefunden. Sicherlich konnte man Schilling nie ein großes Talent absprechen, nach dieser schlicht grandiosen Darbietung gehört er aber endgültig in die kleine Riege deutscher Topschauspieler.
Einige Charaktere fallen dabei bewusst überzeichnend aus und lassen den nachdenklichen und ruhigen Hauptdarsteller wie eine Art Fremdkörper im hektischen Treiben der Großstadt wirken. Oh Boy ist traurig, nachdenklich und zum Brüllen komisch.
Der mit 83 Minuten für heutige Verhältnisse recht kurze Film besitzt außerdem den Mut die Geschichte ohne größeres Tamtam zu beenden und hat so etwas, was in der aktuellen Filmlandschaft eher selten der Fall ist: Ein perfektes Ende. -Mein Kinogeheimtipp des Jahres.
oh boy, der titel steht für den film . betone das oh und ziehe es in die länge. lege in das boy einen nach unten abschwellenden ton und ziehe dabei die mundwinkel a la angela merkel hinab, dann hast du die stimmung voll im griff und erfasst. tom schilling ist nico. nico hat keine peilung. pappi (ulrich nöthen – man wartet unwillkürlich auf das sams…) bezahlt sein leben, bis nico keine lust aufs studieren mehr hat. und so in den tag hinein lebt, über sich nachdenkt, mit freunden herum fährt und seine suchenden augen durch die schwarz -weißen straßenschluchten berlins gleiten lässt. aha-effekte garantiert: da ist ja die eberswalder und kiek mal, bahnhof friedrichstr. u.s.w. sein freund matze hats auch nicht drauf, ein verkappter schauspieler mit anglerhütchen. warum er es nicht drauf hat, wird leider nicht erzählt. Dafür gibt es einen besuch am set eines films mit hitlerdarsteller- ganz originell. schließlich taucht julika auf, die früher übergewichtig war und immer julika-schwulika gerufen wurde. sie ging in nicos klasse und war mega-mäßig in ihn verknallt. jetzt spielt sie hobby-mäßig theater zum weglaufen, stöhnt sich auf der bühne ab und hat einen schiefen zahn. julika sieht aus wie eine mischung aus nina hoss und heike makatsch augen, auch nicht prickelnd oder? sie mag unseren nico immer noch und der versucht auf der toilette auch sein glück mit ihr, aber julika muss ihre küchen-psychologie auspacken um die vergangenheit zu veratmen, da kann der junge ja keinen hoch bekommen. friedrich, alias immer zur stelle schauspieler gwisdeck , gibt dem film den rest. er steuert ein bisschen deutsche geschichte und persönliche betroffenheit bei. unser nico ist schwer beeindruckt, aber außer kaffee ziehen bleibt nix hängen.
fazit: unambitionierter film mit einigen berlin-impressionen, mittelschlechten akteuren, in die irre führendem trailer, ohne satire, leider auch ohne ideen. schade.
Wunderschöner, ruhiger, perfekt gedrehter Film, der ohne großen roten Faden einen Tag im verplanten Leben des Akteurs zeigt. Eine echte Empfehlung, jede Einstellung stimmt.
"Oh Boy" ist einer dieser Filme: Das kann Deutschland auch! Stark gespielt, kurzweilig, mal schmunzelt man, man fühlt mit und der Film bringt einen zum Nachdenken. Klare Empfehlung!
Niko Fischer hat in der Tragikomödie „Oh Boy“ von Jan Ole Gerster nichts zu lachen. Freundin weg, Führerschein gibt’s nicht zurück, Vater zahlt keinen Unterhalt mehr und eigenartige Gestalten tummeln sich um den ziellosen Studienabbrecher.
Niemand ist gleich. Über die Typen in diesem Film kann sich das Publikum hervorragend amüsieren. Ohne ordentliche Macke ist da keiner und manch einer vor der Leinwand entdeckt eventuell Parallelen zum eigenen Leben. So komisch es auch wirkt, ist das Abgebildete nicht abwegig und auch kein Berlin-Klischee. Die Schauspieler sind jeder für sich wie für die Rolle geschaffen; so entsteht die Illusion eines sozialen Umfelds, mit der man sich als Betrachter mit mehr oder weniger Abstand gerne anfreundet. Einen ausgeprägten Handlungsbogen bekommt man nicht präsentiert, aber die geballte Kraft Unglück auf einen sehr kurzen Lebensabschnitt konzentriert und das Stück Selbsterkenntnis eines Protagonisten ohne Leidenschaft zur Besserung, aber mit Ausblick auf das mögliche Ende, präsentiert im Gespräch mit einem alten Mann, der immer nur weg war, nie im Leben angekommen. Die schwarz-weiße Darstellung von Szenen ist für Kameraleute sowie Beleuchter ein lohnendes Gebiet und wird von diesen gern genommen. Diese toben sich bei „Oh Boy“ leider nicht besonders aus, sodass lediglich die Tristesse von Niko Fischers Leben und seines Drumherums unterstrichen wird. Unterm Strich starkes Kino für Beobachter.
Der Film ist gut, aber nicht überragend. "Oh Boy" schwimmt gegen der Strom der bunten Kino-Blockbuster, was mir grundlegend sehr zusagt, aber letztlich hat er mich dann doch nicht so ganz überzeugt. Zu lasch die Erzählweise, zu sehr dahinplätschernd die Handlung. Dennoch ein gut gemachter Film, den man sich auf jeden Fall mal angucken sollte.
Jan-Ole Gersters zweiter Langfilm nach “Ein Freund von mir” (2006) räumte alle wichtigen Preise beim Deutschen Filmpreis 2013 alle wichtigen Preise ab und tatsächlich handelt es sich bei dem komödiantischen Drama um einen sehr erfreulichen Beitrag des deutschen Genrekinos. Der Film bietet neben einigen urkomischen Szenen, eine kurzweilige Handlung im wunderbaren Berlin, einen wunderbar passenden Soundtrack und natürlich klasse Schauspielerleistungen. Neben den beiden ausgezeichneten Tom Schilling, der irgendwie nie älter wird, und Michael Gwisdek ist es vor allem mal wieder ein Genuss Justus von Dohnanyi zuzusehen. Mit der Inszenierung von “Oh, Boy” in schwarz-weiß beweist Gerster, dass es nicht immer coole neon-farbene Farbfilter braucht, um einen coolen Film zu machen.
Bravo! Sensible, interessante Geschichte mit einem feinen, begabtem Schauspieler ,Tom Schilling. Er ist der Film. Freue mich auf seinen nächsten Auftritt. Schwarz/weiss, eine gute Wahl. Die Regie sehr feinfühlisch. Nur die letzten 15 Minuten mit Michael Gwisdek sind zu lang und daher schlecht: hat Herr Michael Gwisdek die 15-Minuten Saufszene verhandelt, um bei diesem tollen, unprätentiösen Film teilzunehmen?
Fängt recht vielversprechend an, aber das Drehbuch mäandert so vor sich hin, bis der enttäuschend lieb- und ideenlose Schluß endgültig in die Schmiere führt! spoiler: Kann irgendjemand wirklich nachvollziehen, dass die Reichskristall-Erzählung eines alten Betrunkenen die Hauptfigur derartig zutiefst erschüttert? Das ist Instant, simulierte Tiefe; in Wirklichkeit fadenscheinige Heuchelei. Weil keine Idee da ist, wird die Nazi-Keule halt bemüht: unnötig.
Oh Boy „Bist ein einsamer Wolf, wa ?“ Michael Gwisdek, Oh Boy
Ja, Niko Fischer ist wirklich ein einsamer Wolf. Denn Niko Fischer ist ein junger Mann der lieber alleine ist als unter Leuten und dem die meisten Begegnungen mit anderen Menschen eher peinlich sind als ihm Freude zu bereiten , z.B die mit seinem Freund Matze. Außerdem ist Niko gerade auf der Suche nach dem Sinn seines Lebens, weswegen er sein Studium abgebrochen hat, mit seiner Freundin nur noch gelegentlich Schläft und unbedingt einen Kaffee braucht. Dieser Person dürfen wir jetzt einen Tag lang folgen, seine Begegnungen mit den Gestallten der Großstadt miterleben und für ihn hoffen, dass er endlich seinen Kaffe bekommt. Niko Fischer ist nicht gerade der typische Protagonist für einen Film. Er ist eher das Gegenteil und trotzdem habe ich egal was Niko getan hat Niko bei seinen Entscheidungen zugestimmt und ihn immer als nett und freundlich empfunden. Es war fast das gleiche Erlebnis wie bei Llewyn Davis, wahrscheinlich weil ich mich mit Niko identifizieren kann und ich glaube, dass in ein paar Jahren mein Leben genauso aussehen könnte. Doch zurück zum Film: Niko begegnet also auf der Suche nach dem Kaffe mehreren Personen die wahrscheinlich alle als Protagonisten interessanter wären als Niko. Doch diese Begegnungen und Nikos Verhalten lassen jede Szene zu einem kleinen Meisterwerk werden. Doch das ist egal denn Niko ist die ausgewählte Person die ausgesucht wurde um uns zu Entertainern. Doch Niko ist kein Entertainer und so sind mansche Szenen irre Lustig doch andere Szenen genau so ernüchternd. Genau so wie die Kunst. Niko ist Kunst für jeden und zu jeder Zeit einsehbar. Niko ist fast schon der Inbegriff von Kunst den Niko ist mal Verschwommen mal Klar. Doch eins ist er nicht er ist nicht geradlinig er nimmt immer den Umweg und nie die Überholspur obwohl er wahrscheinlich dazu fähig wäre. Das ist Nikos Leben nicht mehr und nicht Weniger. Ich werde jetzt nicht weiter erläutern was genau in den Szenen passiert, denn Oh Boy ist wie ein Episodenfilm bei dem Niko in jeder Episode mitspielt und was Niko in diesen Episoden erlebt sollte jeder für sich selbst erfahren.
Das zum „Inhalt“ jetzt noch ein klein bisschen zum Filmischen und dann habt ihr es geschafft.
Oh Boy ist im Endeffekt genial. Es ist schwer über einen Film eine Kritik zu schreiben den man einfach nur liebt. Ich habe am gesamten Film gar nichts aber auch wirklich gar nichts zu kritisieren. Es gibt Fantastische Musik es gibt Fantastische Bilder. Die Schauspieler wachsen alle über sich hinaus - weswegen die Europäische Filmpreisnominierung für Tom Schilling absolut verdient war - doch eine Person übertrifft meiner Meinung nach den ganzen Cast als Person im Film und als Schauspielerin: Frederike Kempter die Julika(Schwulika) Hoffmann spielt. Die frühere Klassenkameradin von Niko. Die damals so fett war das sie von jedem gehänselt wurde und jetzt extrem abgenommen hat. Frederike Kempter macht ihre Sache so gut das man es nicht in Worte fassen kann sie spielt in ihren 5 Minuten meiner Meinung nach alles an die Wand was es an die Wand zu spielen geht. Danach ist wieder Tom Schilling dran. Eine weitere geniale Sache am Film ist das Drehbuch. Als kleines Beispiel: Die Szene im Lokal wo Niko Julika wiedertrifft. Kurz bevor Niko Julika sieht, wird er von einer Frau bedient, die obwohl sie Deutsch versteht und wahrscheinlich auch spricht nur Englisch redet - wegen dem Coolness Faktor. Das ist absolut absurd und genial. Um es noch mal zu betonen, Oh Boy ist genial, und jeder sollte Oh Boy zu mindestens einmal gesehen haben. Ein großes Lob an Jan Ole Gerster, der vielleicht nicht den Deutschen Film revolutioniert hat aber immerhin ein Meisterwerk abgeliefert hat. Und wegen allen aufgeführten Punkten gibt es 10/10 Punkten.