Bildgewaltige BBC-Produktionen wie „Unsere Erde“ hätten die Messlatte für Naturdokus im Kino kaum höher legen können. Nun bringen Patrick Morris und Neil Nightingale („Dinosaurier 3D – Im Reich der Giganten“) in der neuesten BBC-Dokumentation „Afrika – Das magische Königreich“ die Natur Afrikas auf die Kinoleinwand – in 3D, versteht sich. Die zweijährigen Dreharbeiten führten die Filmemacher in völlig unterschiedliche Landschaften in Äthiopien, Kenia, Simbabwe oder Namibia. Sie zeigen uns Berggorillas im Wald und Paviane in den Bergen, ein Korallenriff und die Victoriafälle sowie eine bizarre Vulkanlandschaft, die Jahr für Jahr eine Million Flamingos anzieht. Im Stil einer Rundreise werden so ziemlich alle Highlights der Tier- und Pflanzenwelt des Schwarzen Kontinents abgegrast: Gewiefte Überlebensstrategien in der Wüste, Elefanten auf der Suche nach Wasser oder Nilkrokodile, die nach Gnus schnappen – allein Giraffen und Nashörner fehlen. Mit ihren beeindruckenden Bildern knüpfen die Filmemacher an die besten vergleichbaren Werke an, aber erzählerisch ist „Afrika – Das magische Königreich“ weit weniger ausgereift.
Wenn es hier so etwas wie ein verbindendes Element zwischen den einzelnen Impressionen von sehr unterschiedlichen Orten gibt, dann ist es das Wasser, das an manchen Orten sehr knapp und anderswo im Überfluss vorhanden ist. Auch der von Christian Brückner (vor allem bekannt als deutsche Stimme von Robert De Niro) gesprochene Off-Kommentar bietet nicht mehr als eine grobe Orientierung. Interessanter als der Inhalt des Bilderreigens ist ganz klar die formale Umsetzung. Mit modernster Technik gelingen imposante 3D-Naturaufnahmen: Beeindruckende Kameraflüge, schwelgerische Zeitlupen und verblüffende Naheinstellungen wechseln sich ab - ihr Effekt wird durch die etwas dick aufgetragene Orchestermusik von Patrick Doyle („Merida“, „Thor“) noch verstärkt. Die Naturdoku ist klar auf eine emotionale Wirkung hin ausgelegt und dabei insbesondere auch an Kinder gerichtet. Wenn Brückner ein „Puh, das war knapp“ beisteuert oder wir ulkige Schmatzgeräusche zu hören bekommen, dann unterstreicht das die von vornherein in der Erzählung angelegte Vermenschlichung der Tiere. Die Begegnung eines Wüstenchamäleons der Marke „Rango“ mit einer gepanzerten Bodenschrecke inszenieren die Filmemacher etwa wie den Showdown eines Italowesterns. Für zoologische Puristen ist die visuell packende Dokumentation daher kaum geeignet, dafür aber umso mehr für einen Familienausflug ins Kino.
Fazit: Bisweilen etwas platt erzählte 3D-Doku mit beeindruckenden Aufnahmen der vielgestaltigen afrikanischen Natur.