Mein Konto
    Das Märchen von der Prinzessin, die unbedingt in einem Märchen vorkommen wollte
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Das Märchen von der Prinzessin, die unbedingt in einem Märchen vorkommen wollte
    Von Petra Wille

    Was in Märchen selbstverständlich ist, ist oft ziemlich absurd, wenn man es sich in der Wirklichkeit vorstellt: Frösche küssen, lebendig aus einem Wolf heraus steigen, der einen gefressen hat, oder einen Prinzen am Haar ins Turmzimmer heraufziehen. Steffen Zackes Kinderfilm „Das Märchen von der Prinzessin, die unbedingt in einem Märchen vorkommen wollte" stellt einige dieser Selbstverständlichkeiten auf den Kopf und hinterfragt sie auf amüsante Weise. Den Charme und die Gewitztheit von Susanne Strassers Buchvorlage kann die Kinoversion dabei trotz guter Ansätze nicht erreichen.

    Prinzessin Clara (Hanna Merki) ist unglücklich: Sie hat eine perfekte Schwester (Jasmin Barbara Mairhofer), die sich wie eine richtige Prinzessin benimmt, und Eltern, die solch ein Verhalten auch von ihr erwarten. Doch Clara läuft lieber barfuss durch die Natur und hat für so wichtige Dinge wie Stickerei nichts übrig. Nur der Hofnarr Michael (Michael Kranz) steht zu ihr und badet geduldig die Eskapaden der untypischen Prinzessin aus. Da hat Clara eine tolle Idee: Wenn sie es schafft, in einem Märchen vorzukommen, würden alle sie mögen und endlich so akzeptieren wie sie ist.

    Steffen Zackes Film lebt vom Spiel mit den legendären Märchen der Gebrüder Grimm: Um ebenso berühmt zu werden wie Rotkäppchen oder Rapunzel, muss sich Clara jedoch erst die entsprechenden Requisiten beschaffen: Doch die schwerhörige Oma versteht den Wunsch nach der „rötesten Kappe" falsch und so stapft Clara mit einer riesigen Mütze durch den Wald. Und für die Rapunzel-Mähne muss der Friseur schon mal auf Stroh zurückgreifen. Angelehnt an die Buchvorlage werden die Märchen in kurzen Comic-Sequenzen erzählt, die die Handlung auflockern und charmanten Humor aufweisen.

    In der Mitte dieses Trubels überzeugt die junge Hauptdarstellerin Hanna Merki („Das dunkle Nest") als selbstbewusste und gewitzte Prinzessin, ohne zu dick aufzutragen - ganz im Gegensatz zu etlichen Nebenfiguren, die meist übertrieben albern agieren: Beim Jäger Hunter Friedebraht (Klaus Stiglmeier) etwa kommt zu seiner derben Art auch noch ein extrem schlechtes, gelbes Gebiss, ein übertriebenes Fuchteln mit seinem Gewehr und – als wäre es nicht längst genug – auch noch ein schwäbischer Dialekt. Allein Hofnarr Michel (Michael Kranz) ist eine würdige Figur an Claras Seite: Mit der richtigen Mischung aus Slapstick und Emotion ist er der Prinzessin ein echter, treuer Freund, der all ihre Eigenheiten geduldig hinnimmt.

    Als typisches Märchen nimmt Steffen Zackes Kinderfilm natürlich trotz aller Widrigkeiten ein gutes Ende: Ganz stereotyp findet die Prinzessin einen echten Traumprinzen. Das ist etwas schade, zumal Michel als wirklich guter Freund dargestellt wird, während der Prinz (Ferdinand Schmidt-Modrow) eine Randfigur ist, die nur zwei Mal auftaucht. Doch nicht nur hier holpert es: Auch das Verhalten der Königin (Verena Buratti) wirkt aufgesetzt. Meist hatte sie ihrer Tochter strafende Blicke zugeworfen, am Ende setzt sie sich urplötzlich für diese ein. Wenn die Königin auf einmal feststellt, dass es Wichtigeres im Leben gibt als königlich korrektes Sticken, zeigt sie eine Haltung, die vorher auch nicht ansatzweise zu erahnen war. Doch der finale Satz des Films aus dem Mund des Traumprinzen, fasst die Moral der Geschichte perfekt zusammen: „Lass uns zusammen seltsam sein". Ganz zielgruppengerecht wird diese Botschaft auch noch durch einen über den Endtiteln zu hörenden Song von Maite Kelly vermittelt.

    Fazit: Steffen Zackes „Das Märchen von der Prinzessin, die unbedingt in einem Märchen vorkommen wollte" überzeugt durch die Chemie zwischen den beiden Hauptfiguren Clara und Michel und ein witziges Spiel mit bekannten Märchenelementen. Die Nebenfiguren sind dagegen oft zu stark auf Klamotte gebürstet und auch dramaturgisch hat der Kinderfilm einige Schwächen.

    Möchtest Du weitere Kritiken ansehen?
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top