Als der Außerirdische und das Menschenmädchen sich in ihrem zum schnittigen Weltraumvehikel aufgerüsteten Kleinwagen gegenseitig ihre Lieblingsmusik präsentieren, hören wir einige Takte der galaktischen Kakophonie, die in der Welt des bewegungslos und verzückt lauschenden lila Männchens aus dem All zum Superhit wurde. Das schräge Geschrammel wird allerdings schnell links liegengelassen und der im Original von Rihanna gesprochene Teenager übernimmt recht uncharmant mit einem harmlosen Popsong das Kommando. Diese Szene aus DreamWorks‘ neuem 3D-Animationsabenteuer „Home – Ein smektakulärer Trip“ bringt die Stärken und die Schwächen des Films auf den Punkt: Ein putzig-verschrobener Alien-Protagonist und viele witzige Details, über die sich vor allem Kinder amüsieren können, stehen einer etwas zu gut geölten Erzählmaschinerie gegenüber, in der vieles als rein funktional erscheint und buchstäblich nicht immer der richtige Ton getroffen wird. Regisseur Tim Johnson („Antz“, „Ab durch die Hecke“) beschreibt „Home“ als „die erste postapokalyptische animierte Road-Movie-Buddy-Komödie samt Invasion von Außerirdischen“. Damit will er eindeutig zu viel, aber durchaus charmante Familienunterhaltung bietet sein Film trotzdem.
Die Boov sind ein friedliches Volk, das sich auf der Flucht vor seinen Erzfeinden, den Gork, immer wieder ein neues Zuhause suchen muss. Nun landet die technisch überlegene Spezies auf der Erde und übernimmt den Planeten kurzerhand: Die menschliche Bevölkerung wird umgesiedelt und die Schwerkraft aufgehoben. Boov Oh (Stimme im Original: Jim Parsons, deutsche Fassung: Bastian Pastewka) ist ein Außenseiter, der sich schwertut, bei seinen Artgenossen Anschluss zu finden. Als er seine Nachbarn zu einer Party einladen will, drückt er beim Senden versehentlich auf „an alle“. Damit landet die E-Mail auch bei den Gork, die so erfahren könnten, wo sich die Boov befinden. Deren Anführer Captain Smek (Steve Martin/Uwe Ochsenknecht) will Oh hart bestrafen, aber der macht sich aus dem Staub und will seinen Fehler auf eigene Faust wiedergutmachen. Der Zufall bringt ihn mit dem Menschenmädchen Tip (Rihanna) zusammen, das in New York zurückgeblieben ist und seine Mutter (Jennifer Lopez) sucht. Gemeinsam begeben sie sich auf eine Odyssee um die halbe Welt und weiter…
Der ambitionierte Genremix, den Regisseur Johnson hier anzurühren versucht, führt zu einigen kuriosen Ergebnissen. Die ernsten Implikationen von Weltvernichtungskrieg, Besatzungen, Zwangsumsiedlungen und Gefangenenlagern werden ignoriert oder verniedlicht, was zumindest jeden erwachsenen Zuschauer zwischendrin erheblich irritieren dürfte. Die Boov-Herrschaft auf Erden bietet über die „abgeschaltete“ Schwerkraft immerhin die Gelegenheit zu einigen netten visuellen Gags einschließlich gelungener 3D-Effekte (etwa wenn der Eiffelturm kurzerhand auf den Kopf gestellt wird), letztlich ist das Invasions-Szenario aber nur der Vorwand für die friedliche intergalaktische Freundschaftsgeschichte zwischen Oh und Tip. Die ist hier ebenso wie in der Buchvorlage „Happy Smekday oder der Tag, an dem ich die Welt retten musste“ von Adam Rex eindeutig das Herzstück der Erzählung.
Die Annäherung zwischen Teenager und Alien erfolgt naheliegenderweise über das gemeinsame Außenseitertum, sie ist indes keine Geschichte über das gegenseitige Kennenlernen zwischen zwei Kulturen. Vielmehr wird die grobe Gleichung aufgemacht: außerirdische Technik+ menschliche Emotionen=galaktischer Fortschritt. Das wirkt zuweilen sehr grob wie bei der eingangs erwähnten Szene über die Überlegenheit von weichgespülter Popmusik (die eintönigen Songs sind trotz der Beteiligung von prominenten Künstlern wie Rihanna und Jennifer Lopez enttäuschend), doch meist sorgen alleine schon die diversen Marotten der Boov im Allgemeinen und von Oh im Besonderen für Vergnügen. Von der verdrehten Grammatik („Sie haben glücklich“) der „bestesten Spezies aller Zeiten“ über die Ernährungsgewohnheiten (auf dem Speiseplan stehen unter anderem Schallplatten und Schrauben sowie gelegentlich ein Football) bis zu ihrem knuffig-kuriosen Äußeren und ihrer Verdauung (sie müssen nicht nur „klein“ und „groß“, sondern auch „riesengroß“, aber das zum Glück nur einmal im Jahr) – der Kinderspaß ist garantiert.
Fazit: Niedlicher, aber erzählerisch grob gestrickter 3D-Animationsfilm mit vielen netten Einzelheiten.