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Rüdiger Wolff
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3,5
Veröffentlicht am 18. Oktober 2013
Das „je länger, je lieber“ scheint das Produktionsschema von Edgar Reitz in Bezug auf seine „Heimat“ zu sein. Oder wird er nach Minuten bezahlt? Die erste 11-teilige Chronik ab 1984 (insgesamt ca. 60 Stunden) war ja wirklich interessant und gut gemacht, und hat seinen Ruhm zurecht begründet. Die zweite Serie war schon erheblich schwächer. Und der jetztige dritte Teil „Die andere Heimat“ ist schon zeitweise eine Strapaze. 225 Minuten – fast 3 ¾ Stunden – und es passiert wenig. Die alten, schon weitgehend bekannten, Handlungsabläufe erscheinen jetzt mal im Licht von 1842, bringen aber, da die Sonne sich jedoch seitdem kaum verändert hat, nichts Neues ins Programm. Es explodiert zwar mal eine Dampfmaschine, denn im 2. Weltkrieg war es mal ein zu entschärfender Blindgänger. Macht schön Krach und weckt die Zuschauer auf. Nun, alles in allem recht ansehnlich, was Herr Reitz da jetzt wieder zusammengetragen hat – seine Fans werden sicher wieder jubeln – aber ich persönlich fand es anstrengend, die ganze Zeit in meinem – im Bambi Düsseldorf darüber hinaus noch sehr unbequemen - Kinosessel auszuharren. Immer wieder schöne Bilder, interessante Menschen und Gesichter, auch das – aber die Handlung mäanderte so vor sich hin und es hätte m.E. etwas mehr passieren können. Zudem bräuchte es eine Fassung OmU, denn wer ist schon in der Lage, dieses Hunsrücker Platt durchgehend zu verstehen?! Und zum Schluß: Von der anderen Heimat, wie der Titel verspricht, ist aber nichts zu sehen.
Ein deutscher Bauernbub träumt von einem besseren Leben in Brasilien. Das wohl imposanteste Fragment des wuchtigen *Heimat*-Zyklus von Filmemacher Edgar Reitz, in elegantem Schwarz-Weiß und in anspruchsvoller Überlänge. Zu Recht mit drei Deutschen Filmpreisen ausgezeichnet.
Die Kritik von Andreas Günther ist in den ersten zwei Dritteln sehr detailgetreu und verflacht im letzten Drittel doch erheblich. Zweifellos ist Marita Breuer eine der überragenden Darstellerinnen, aber wieso besonders in der ersten Stunde? Gerade in der zweiten Hälfte des Epos ist sie als kränkelnde Mutter phänomenal. Von den Leistungen Antonia Bills und Maximilian Scheidt ganz zu schweigen. Jan Dieter Schneider allein (obwohl Amateurdarsteller) lohnt schon den Kinobesuch!
Sie meinen es sicherlich mit dem *fulminanten Auftritt* von Werner Herzog nicht ernst: Ein preußischer Wissenschaftler, der in der üblichen Weise von Herzog gebayert wird --- hätte in dem Begleitbuch zum Film bei Herzog die Bezeichnung Amateurdarsteller gestanden, wäre es in diesem Fall angemessen gewesen. Die Rolle ist klein, aber im Vergleich zu den anderen Darstellern äußerst unglücklich besetzt.
Der gesamte Titel heißt: *Die andere Heimat - Chronik einer Sehnsucht*. Der zweite Teil dürfte wichtig sein. Reitz *frönt* in keiner Weise mit dem Folkloristischen, Familiären, sondern er vermeidet auf glücklichste Weise ein oberflächliches Überwältigungskino (um mit seinen Worten zu reden). Das ist ja gerade der Rei(t)z! In der Wendung *große Konflikte werden hinwegversöhnt* lässt vermuten, dass Herr Günther die Absichten des Regisseurs nicht ganz begreift (die Menschen *sollen* nicht im Detail zeigen, was in ihnen vorgeht) und eher einer eigenen Erwartungshaltung *frönt*, wie gutes Kino seiner Meinung nach zu sein hätte. Wozu auch der Vergleich mit der Heimat-Trilogie? Es geht doch um *diesen* Film als Werk. Für Reitz hat Kino noch etwas mit Kunst zu tun. Gerade das, was *nicht* gesagt wird, lebt in dem Zuschauer, und -- das ist das Schönste überhaupt -- macht ihn zum Mitschöpfer des Werks. Das ist grandios. Sehr merkwürdig, dass erwartet wird, eine kritische Sicht von Schabbach von außen zu erwarten -- es geht doch um eine Sehnsucht, die sich auch auf den Zuschauer überträgt. Welch eine fantastisches Schlusszene; das ist wirklich großes Kino.
Leider scheint der Film die Phantasie mancher Kritiker zu überfordern, so dass besipielsweise Herr Wolff schon gleich zu Beginn einen Strohmann aufbauen muss. Nichts, aber auch gar nichts in dessen Rezension zeigt eine wirkliche Auseinandersetzung mit dem Film. *Es explodiert zwar mal eine Dampfmaschine* -- und wozu der Bezug zum 2. Weltkrieg. Sehr interessant für alle auch die Kino-Lokalität des Herrn Wolff, der offensichtlich in jedem Cinemax-Streifen besser aufgehoben waere. Eine negative Kritik, Herr Wolff, wäre wirklich gut. Aber das ist etwas Anderes als der Ausdruck privater Befindlichkeitsstörungen.