Actionhits, Fortsetzungen, 2015 kann sich vor dieser Flut gar nicht retten und bekommt in diesem sehr Fan – Service bietenden Jahr nahezu jede Woche ein (kleines) Highlight serviert. Mit dem so oft gescholtenen, aber wohl auch für Kritiker unzweifelhaft perfekten Helden der "Mission Impossible" – Reihe, Tom Cruise. Entgegen den Trends alternder Stars wie Johnny Depp, die zu Missgriffen und Anflügen von Box – Office – Kassengift neigen, setzt sich Cruise und sein Alter Ego Ethan Hunt den mittlerweile über 50 Lenzen aber überaus tapfer entgegen. Auch im mittlerweile fünften Teil "Rogue Nation" schwitzt, kämpft und fährt Cruise wieder viel und ausgiebig. In einem ganz und gar klassisch inszenierten "Mission Impossible" – Abenteuer, dass nach diesem Bombast – Actiongewitter – Jahr genau zum rechten Zeitpunkt in die Kinos kommt.
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Reduziert um seine fast schon albernen Überhöhungen, aber trotzdem auf der Höhe der Zeit, fühlt sich "Rogue Nation" genau nach dem an, dass man in diesem Jahr für's klassische Entertainment benötigt hat. Der fünfte Teil ist fast schon nostalgisches Wohlfühl – Actionkino, dass seinen M:I Unterbau in keinster Weise verleugnet. Furiose Exposition, Geheimdienstlerei, Komplotte, "unmögliche" Einbruchsversuche, bei denen immer ein kleiner Part danebengeht und man zum Ende auf einen Gegner trifft, der zuvor scheinbar im Schatten agiert hat. "Jack Reacher" – Regisseur McQuarrie betet dieses Mantra gekonnt, stilistisch versiert und besser noch als in "Ghost Protocol" (trotzdem sehr stark) mit klarerem, lineareren Storyverlauf durch.
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Und trotzdem punktet "Rogue Nation" im Actionteil. Abgesehen der PR – Aktion Flugzeug, die mit Hintergrundwissen als besserer realerer Mythos erscheint (ja wir wissen's, Cruise hing am Flugzeug) als es der Film dann letztlich vermittelt und deswegen schon etwas rausfällt, zumal man sich hier klassisch – cooler Expositionsatmosphäre bedient, die mit dem eigentlichen Film so ziemlich gar nichts gemein hat. Mit Hitchcock – Einflüssen, die der Reihe immer schon Anreize gaben, kommt die grandiose Opernszene als erstes Highlight daher, dass den typischen "Mission Impossible" - Cocktail aus politischen Intrigen, undurchsichtigen Spionen und einer Femme Fatale zu Besten gibt. Die heißt übrigens Ilsa und hopst für das Eye – Interest No.1 in einer Poolszene in Casablanca (nicht subtil, aber witzig) ganz und gar unbondgirlmäßig aus einem Pool und gibt der Reihe einen neuen Arschtritt in eine neue Richtung und einer Rolle mit Gewicht.
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Die Spionin ohne zunächst erkennbare Seite hält "Rogue Nation" auch an seinen dünnen Stellen beisammen und etabliert sich als wirkungsvoller Gegenpart im IMF – Team zum unzweifelhaften Alphatier Hunt. McQuarrie konzentriert eben jene Rebecca Ferguson als heimlichen Star des Films unsicher, als steten Überraschungseffekt und sogar, jetzt kommt's, als Figur mit gewisser Tragik, folglich auch gewisser dramaturgischer Tiefe. Das entspricht nicht den Figuren des IMF, die sonst eigentlich die Mehrdimensionalität von Papptellern aufweisen, als da wäre der Held (Cruise), der Spaßmacher, (Pegg), der Grübler (Renner) oder der alte, sympathische Haudegen (Rhames). Eine Überraschung, die die Abschiebung weiblicher Darsteller im MI – Universum schon bei Anlaufen der Credits einen Riegel vorschieben sollte. Dürfte. Müsste. Zumal auch ein mal wieder auf notwendig gekürzte Screentime erscheinender Schurke nur mit Merkmalen wie rauchiger Stimme und skandinavischem Aussehen im Gedächtnis bleiben darf. Die Autoren Pearce und McQuarrie überschätzen da ganz gewaltig die Boshaftigkeit, die vom Hinrichten eines eigenen Angestellten ausgeht. Da darf's schonmal ein wenig mehr sein, hier steckt ein bedauernswerter Darsteller (nach Nyquist nun Sean Harris) in einer nunmal viel niederen Prioritätsschleife fest, als den Topaufhängern IMF, Verfolgungsjagden, taktischen Manövern oder seinem klassisches Ambiente.
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Das Taktieren und Integrieren ist hier wieder auf "back to basics" getrimmt. Cruise sucht wieder mehr oder weniger in (eigenen) Agentenkreisen nach dem Auslöser für das drohende Unheil und wird zumindest um die Facette eines etwas Wahnhaften erweitert. Da ist dann doch ein kleiner Schwachpunkt auszumachen, denn auch die Stirnfalten von Jeremy Renner verleiten uns nicht dazu, an Hunt's Heldenimage zu kratzen oder gar zu zweifeln. Wichtig ist, Hunt ist der Gute, war der Gute und wird es immer sein, egal welches Raketenviech von wo auch immer auf einen zufliegt, der Hunt weiß, wo der Barthel den Most holt. Und da tut es auch dem Verlauf nicht gut, nur so zu tun, als könnte man die cruis'sche Statur auch nur irgendwie vom Sockel heben. Das ist letztlich aber nicht zu verwechseln mit welchem Augenzwinkern "Rogue Nation" dennoch vorgeht, McQuarrie macht sich und auch dem Publikum immer wieder bewusst, woran man mit einem MI – Film letztlich ist. Wer sich nicht sicher ist, schaut dann mitten im Film einfach mal auf den über eine Autohaube hechtenden Cruise, der auf die Nase fällt. Weniger Bedeutungsschwernis, mehr Leichtigkeit, that's Entertainment. Und gut so.
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Fazit: Das mittlerweile fünfte "Mission Impossible" – Abenteuer vereint sein altmodisches Ambiente mit Actioneinfällen auf dem Intensitätslevel der Neuzeit. Wunderbar unterhaltsam und mit verschwurbelter Spionage – Story umwoben, führt McQuarrie die Reihe qualitativ ohne einen Einbruch fort.