"T2: Trainspotting" von Danny Boyle ist eine stimmige Fortsetzung des ersten Teils aus dem Jahr 1996. Es empfiehlt sich aber unbedingt, "Trainspotting" vorher noch einmal zu sehen, denn vor allem im direkten Vergleich entfaltet der zweite Teil seine Kraft. Die liegt nicht, wie im 20 Jahre älteren Film, in der anarchischen Radikalität, der wilden, durchgeknallten Ästhetik und dem rasanten Tempo. Sondern die Stärke von "T2" liegt in seinem nostalgischen Grundton. Das könnte fast schon melancholisch anmuten, wäre da nicht der lakonische, rabenschwarze Humor, der bereits den ersten Teil davor bewahrt hatte, den Zuschauer vollkommen hoffnungslos und niedergeschlagen zurückzulassen.
Alle sind erwachsen geworden: Die Antihelden Spud, Sick Boy, Beckbie und Mark Renton. Die Crew hinter der Kamera. Und die Zuschauer vor den Leinwänden. Als ich den Film zum ersten Mal sah (das war nicht im Kino, damals war ich noch zu jung), war ich glaube ich so um die 20 und hatte zwar mit Drogen nichts am Hut, konnte aber dieses Lebensgefühl nachempfinden. Dass man nicht so recht weiß, wo einen das Leben hinführen wird, man will nicht verspießern und will seinen eigenen Weg gehen, aber in welche Richtung? Keine Ahnung. Also lässt man sich erst einmal treiben, die Zukunft liegt noch weit entfernt, irgendwo und irgendwann, man wird schon sehen.
Inzwischen bin ich Mitte 30, zehn Jahre älter als die Helden aus dem ersten Teil, zehn Jahre jünger als die gealterten, ernüchterten Helden aus dem zweiten Teil. Und es ist spannend zu sehen, wie man sich selbst verändert hat und wo man sich eventuell vielleicht noch hin entwickelt, wenn man nicht aufpasst und Gelegenheiten verstreichen lässt, die sich auftun. Ich bin ehrlich gesagt heilfroh, nicht mehr in meinen Zwanzigern zu sein und irgendwie herumzuwurschteln, ohne so recht zu wissen, was ich eigentlich will. Die Dreißiger sind eine unheimlich spannende Zeit - ich glaube, in diesem Jahrzehnt entscheidet sich, ob man mit Mitte 40 wie die Männer in der Geschichte da steht, auf sein Leben zurückblickt, und fast alles bereut, was man getan hat. Oder ob man auf sein bisheriges Leben zurückblickt und denkt: Ach, das war schon alles in Ordnung so, ich hab getan, was ich konnte und ich habe mich stetig weiter entwickelt. Und es ist noch lange nicht vorbei, da geht noch was, und ich freue mich drauf. Tja. Mal schauen, wie ich in zehn Jahren dann dastehe.
Fazit: Eine wunderbare Ergänzung zum ersten Teil, etwas nostalgisch, etwas wehmütig, aber trotzdem mit einer Prise Optimismus, die etwas Versöhnliches an sich hat. Lohnt sich für alle, die den ersten Teil gesehen und geliebt haben!