Stellt euch vor, es ist Oscar Verleihung. und euer eigener Name taucht in der Liste der Nominierten neben Größen der Szene wie Naomi Watts oder Jessica Chastain, deren Auszeichnung für "Zero dark Thirty" eigentlich schon beschlossene Sache war, auf. Und dann passiert das unglaubliche, und der Name von dir selbst fällt für die grandiose Leistung in "Silver linnings Playbook". Alle sind begeistert, du selbst kannst es nicht fassen. Was sich dann wohl auch auf dem Weg zur Bühne bemerkbar machte, den DER Supergau schlecht hin passierte, Ihr stürzt. Doch Jennifer Lawrence,das "Küken" aus Louisville Kentucky versinkt nicht etwa in Grund und Boden. Sie lächelt wie ein Schulmädchen das gerade für eine Theater Aufführung gelobt wurde. Und sie nimmt das ganze mit viel Humor, Dieses 23 jährige Mädchen vom Land hat die ganze Traumfabrik auf den Kopf gestellt. Sie taucht nicht permanent in Klatschspalten auf oder sorgt für unverhoffte Skandale. Und sie hat Kampfgeist, auch ohne falsche Publicity eine steile Karriere zu starten. Und wie! Oscar Nominierung für "Winters Bone". Der Sprung vom Independent Film zu einem Millionen Franchise wie "X-men: Erste Entscheidung". Und schließlich der Teen Held in dem Mega Bestseller "The Hunger Games". Von vielen vorher als das neue "Twillight" verschrien, zeigte der Film und Lawrence eindrucksvoll, das es auch anders geht und ein Roman sehr wohl düster und spannend inszeniert werden kann. Nun folgt also die Fortsetzung "Catching Fire" und die Frage ist, kann das Niveau des ersten Teils gehalten werden und kann Lawrence ihre Leistung womöglich noch steigern? Beides mal klares JA. Trotzdem ist der neue "Panem" Film keinesfalls ein Meisterwerk geworden, was unterschiedliche Gründe hat und sicher auch auf die Roman Vorlage zurück zu führen ist.....
Wenn ein Roman sich über 25 Millionen mal verkauft, und eine Mega Fan Base hat, ist es als Filmstudio eigentlich unmöglich alle gleichermaßen zufrieden zu stellen. Die Fans sowieso nicht, und das Unkundige Publikum erwartet einen schlüssigen Film, auch ohne Kenntnis der Vorlage. Dies gelang Regisseur Garry Ross im ersten Teil "The Hunger Games" meiner Meinung nach sehr gut. Mit einem vergleichsweise geringen Budget von "nur" 78 Mio Dollar und einem ungewöhnlich dunklem Look zeigte er durchaus ein gutes Gespür dafür was wichtig ist und wo man ein bisschen mehr künstlerische Freiheit walten lassen kann. Lediglich der Einsatz der Wackelkamera im "Bourne" Stil wirkte doch etwas befremdlich. Nun gibt es einen Regie Wechsel, und der für den Will Smith Film "I`m Legend" bekannte Francis Lawrence übernahm das Franchise. Das ist dem Film dann auch deutlich anzumerken. Der Look, das Setting und die Effekte wirken deutlich geleckter und nicht mehr so dreckig wie bei Ross, allerdings hatte er auch ein deutlich höheres Budget zur Verfügung (130 Mio Dollar). Optisch ist der Film deutlich besser als der Vorgänger, was vor allem bei den "Spielen" eindeutig zu sehen ist. Am Anfang ist jedoch viel Geduld gefragt, denn die "Tour der Sieger" ist sehr ausführlich erzählt und hat die eine oder andere Länge. Die ersten gut 40 Minuten kann man sich dann auch kaum vorstellen das der Film in der Zukunft spielt und futuristische Bauten zu bieten hat. Es erinnert eher ein bisschen an "Schindlers Liste" wenn man sieht wie die Menschen im Distrikt Leben müssen. Auch Katniss Everdeens Konflikt, das ihr Jugendfreund Gale (Liam Hemsworth) nicht zu kurz kommt, sie aber trotzdem mit Peeta ( vom Regime so gewollt) das verliebte Paar spielen muss, wird sehr viel Leinwand zeit zugewandt. Das hat zwar ein paar Längen, klappt aber gerade aufgrund der Schauspiel Leistung von Jennifer Lawrence sehr gut, da man ihr die innere Zerrissenheit abnimmt und sie die beiden nicht einfach nur anhimmelt. Dies macht ihr Präsident Snow ( genial Donald Sutherland) auch gleich am Anfang sehr deutlich, sie muss weiterhin die Liebe zu Peeta ( Josh Hutscherson) spielen. Zum Inhalt möchte ich nicht so viel verraten, nur so viel, er ähnelt dem ersten Teil doch sehr und das ist ein kleines Problem des Films. Zwar ist die Ausgangslage bei "Catching Fire" eine andere, diesmal sollen die jeweiligen Sieger aus den Distrikten gegeneinander antreten, im Prinzip gleicht dies aber sehr dem ersten Teil. Was mir diesmal sehr gut gefallen hat, man erfährt mehr wie Snow im Hintergrund die Fäden zieht, und Katniss und Co. als seine Marionetten benutzt.
Überhaupt kann Francis Lawrence sehr glücklich sein, was sein Schauspiel Ensemble angeht. Neben der (da komm ich gleich noch mal drauf zurück) wieder einmal starken Jennifer Lawrence stechen vor allem Donald Sutherland als Präsident Snow und Woody Harrelson als Mentor Haymitch Abernathy hervor. Stanley Tucci ist wieder einmal genial als Showmaster, der Neuzugang Phillip Seymour Hoffman, immerhin Oscar Preisträger, als Spielleiter Plutarch Heavensbee hat nicht so viel Laufzeit, nutzt diese aber bestens aus. Die Jungschauspieler hinterlassen allesamt keinen bleibenden Eindruck, lediglich Jenna Malone als mit Tribute Joanna Mason ragt heraus, was sicher auch einer lustigen Fahrstuhl Szene geschuldet ist.
Die beiden "Freunde" von Katniss, Josh Hutscherson und Liam Hemsworth versuchen ihr möglichstes haben jedoch gegen Oscar Preisträgerin Jennifer Lawrence keine wirkliche Chance.
Das Setting ist also um einiges Anspruchsvoller, die Bildsprache deutlich gewaltiger, die Schauspielleistungen mehr als Solide und die "Spiele" deutlich besser inszeniert. Der Film ist ein wenig über dem Niveau von Teil 1, herausragend ist er jedoch noch nicht, was an ein paar Kritik Punkten liegt. Die Ähnlichkeiten zum Vorgänger sind ein bisschen zu Offensichtlich, was aber der Vorlage geschuldet ist. Im Prinzip geht es ja wieder um "Hungerspiele". Langeweile kommt trotzdem nicht auf, weil man mehr über das Regime und sein Vorgehen erfährt. Die Medienkritik ist diesmal nicht ganz so deutlich wie beim Gary Ross ausgefallen, die Dekadenz einer gespaltenen Gesellschaft wird aber wieder gut dargestellt. Es dauert insgesamt sehr lange bis "Catching Fire" so richtig in die Gänge kommt, die Dialoge sind zwar nie zu lang und die Romantischen Szenen nicht zu kitschig, doch stehen sie verglichen mit dem Tempo des ersten Films deutlich hinterher. Hier kann Francis Lawrence nicht mithalten. Sind die eigentlichen Spiele dann zu Ende, was leider viel zu schnell passiert, kommt dann noch ein Mega Cliffhanger, der die Spannung fast ins unerträgliche treibt. Die letzte Szene des Films ist schlichtweg das Meisterstück des Films, hier zeigt uns Jennifer Lawrence noch mal ihr ganzes können und hinterlässt gefolgt vom Soundtrack von Coldplay eine Gänsehaut zum Ende des Films.
Der letzte Roman Mockingjay wird bereits gedreht ( aufgeteilt auf 2 Filme), und die gesamte Crew wird wider beteiligt sein. Das heißt alle Darsteller inklusive Francis Lawrence, was sicherlich auch gut so ist. Dieser ist gerade erst warm geworden, ein erneuter Regie Wechsel wäre das falsche Signal für die Qualität des Franchise. Und ihm wird auch die Buchvorlage in die Karten spielen, die deutlich mehr Settings und mehr Action zu bieten hat. Hier kann Lawrence sicher ein üppiges Budget raushauen, und ich bin mir sicher das die finalen Filme noch einmal besser werden.
Vieles in meiner Kritik klingt vielleicht ein bisschen negativ, doch versteht mich nicht falsch. "Catching Fire" ist einer der besten Filme des Jahres geworden! Er ist visuell stark umgesetzt, wechselt gekonnt zwischen düsterer Weltuntergangs Optik hin zu grandiosen Schauwerten und versprüht viel Charme und Humor. Doch aufgrund der Buchvorlage war eine eigenständigere Verfilmung gar nicht möglich, und die Längen die im Film vorkommen sind sicher nicht die Schuld vom Regisseur. Und die erst 22. Jährige Jennifer Lawrence trägt das Franchise fast alleine, sie ist sicher die perfekte Besetzung der Katniss Everdeen.
Fazit: Der zweite Hunger Games Film war einer der Highlights der Kinojahres. Er ist optisch anspruchsvoll, bietet einen Coolen Look was Setting und Kostüme angeht und hält ein spannendes Niveau. Jedoch braucht "Catching Fire" auch eine ganze Weile bis er in Fahrt kommt, und ähnelt ein bisschen zu sehr dem sehr guten ersten Teil. Alles in allem jedoch absolut sehenswert und die Vorfreude auf die Finalen Filme steigt so langsam wieder.....