Stellen sie sich einen US – amerikanischen Regisseur vor, der auf einer fußbreit dünnen Mauer balanciert, während sich ihm rechts und links der Abgrund auftut. Eine verwirrende und dennoch treffende Allegorie zu Robert Rodriguez' "Machete Kills". Es gleicht weiten Teilen beinah einer Qual der offensichtlichen Substanzlosigkeit der Dialoge zu lauschen und doch manövriert sich der "Machete" – Nachfolger mit aberwitzigen Einfällen und schnellem Szenen- wie Tempowechsel aus jeder brenzligen Situation.
Sofia Vegara, Jessica Alba, Amber Heard.... man könnte noch weitermachen, die Anzahl an Frauen, die Rodriguez aufbieten kann, sprechen für sein beinah spielerisches Verständnis des Filmschaffens. Und solange Rodriguez die Kohle hat, darf er wohl auch munter weiter auf dem Anspruch des amerikanisch-mexikanischen Konfliktherdes rumtreten. Dabei hat das unterhaltsame Trashkino eine durchaus erfolgreiche Historie zu verzeichnen, auch wenn letztere Vertreter wie "Sharknado" garnicht mehr auf irgendeine Art der Intention auswaren. Robert Rodriguez führt das Verständnis da eher zurück auf die altmodische Linie des Trashs und ist auch "künstlerischer" eher an Paul Verhoeven's "Starship Troopers" orientiert, dem Citizen Kane des "Mülls".
Er zitiert hier aber munter über sämtliche Genregrenzen hinaus, persifliert geradezu Mel Gibson's eigenen Ruf, weckt pünktlich zum Neustart der neuen Star Wars – Triologie viele Erinnerungen auf den Sci – Fi Klassiker und lässt einige Bonbons ganz nebenbei, wenn vielleicht auch etwas kryptisch, am Wegrand wie beispielsweise der Innen-nach-außen-Strahler (Cronenberg's "Die Fliege"?????).
Aber das Rodriguez eben nicht immer ein Freund strukturierter Drehbücher ist, ließ die Presse ihn am eigenen Leibe spüren. Nur sollte man es sich so einfach eben nicht machen, wenn der etwas eigene Filmemacher seinen Ansatz äußerst schlicht hält und sein Publikum nach allem Anschein für dumm verkauft. Und sowieso serviert Rodriguez seinem Protagonisten Machete die Pointen und trockenen Sprüche derart provokant, dass man nach dem Lachen auch schonmal den Kopf schüttelt.
Mel Gibson: Das habe ich nicht kommen sehen. Was passiert hier?
Machete: Machete passiert.
Dazu kommen dann auch noch typisch Grindhouse mäßige Körpervernichtungsaktionen. Da wird man schonmal von einem Boot halbiert, oder der Darm fungiert, übrigens jetzt schon kultige Anspielung auf seinen Vorgänger "Machete", zudem als unausweichliches Mordinstrument wider Willen.
Und natürlich sollte man auch den für einen Edeltrashfilm schon beinah überirdisch großen Cast nicht vergessen. Danny Trejo, übrigens Cousin von Robert Rodriguez, ist das mutige Marketinggesicht der großen Machete – Aktion (schließlich plant man ja schon weiter mit Bieber und DiCaprio) und erledigt seinen Schauspielpart famos, das muss man einfach mal anerkennen. Natürlich ist hier im weiteren Fall besetzungsmäßig vieles unproblematisch, bei attraktiven Frauen ohnehin auch sinngemäß redundant, aber es macht eben mehr Spaß Cuba Gooding Jr. und Lady Gaga zuzuschauen als eventuell passenderen Varianten. Der Film zieht seine "Inspiration" aus seinen abgedrehten Mixturen und das macht es schlussendlich zwar eigen und gewöhnungbedürftig, ist aber im Gegenzug auch sein unverwechselbarer Charme a la Mechico.
Fazit:
Man muss das alles auch schon mögen, den Herrn Rodriguez, das Konzept Schmuddel – Kino und vielleicht auch ein mimikfeindliches Narbengesicht. Und man sollte es sich gleichermaßen nicht so einfach machen, zu behaupten:
"Trashfilm mit Witz und Action, was will man mehr!"
Denn man hätte schon an der ein oder andere Stelle feilen können, einige abgefahrenere Wendungen wählen, oder sein Publikum nicht komplett überzogen provozieren sollen. Aber dann kann man eben ganz trocken auch auf der anderen Seite argumentieren – "Machete passiert!" – Und das wird er, will man dem aberwitzigen Trailer des dritten Teils Glauben schenken, auch weiterhin tun.