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    Blancanieves - Ein Märchen von Schwarz und Weiß
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    mabronisch
    mabronisch

    8 Follower 39 Kritiken User folgen

    5,0
    Veröffentlicht am 20. Dezember 2013
    Ein schwarz-weißer Film im Stil der zwanziger Jahre. Ich war mir nicht so sicher, ob ich solch einen Film sehen wollte.
    Nach wenigen Minuten war ich in der spanischen Welt der Zwanzigerjahre des vorigen Jahrhunderts! Bis zur letzten Minute ein Drama voller Spannung. Schlicht und ergreifend kann ich nur jedem empfehlen sich ein solches spannendes Märchen anzusehen.
    Kinobengel
    Kinobengel

    465 Follower 552 Kritiken User folgen

    4,0
    Veröffentlicht am 18. Dezember 2013
    Eine Stummfilmproduktion aus 2012 in schwarz-weiß und spanisch-französisch, dazu im 4:3-Format mit abgerundeten Ecken und winzigen Ausfransungen, die Bilder mit deutschen 16mm-Aufnahmegeräten eingefangen. Aber dann digital vervielfältigt (2k) und vielleicht nur darum ohne Schmutzpartikel und Laufstreifen. Ein Märchen? Ja, eines wie das Grimmsche Schneewittchen, mit vielen Preisen ausgezeichnet (u.a. Goya 2013 in zehn Kategorien) und vom spanischen Regisseur Pablo Berger geschrieben sowie inszeniert.

    Spanien in den 1920ern: Der berühmte und wohlhabende Matador Antonio Villalta (Daniel Giménez Cacho) erleidet beim Stierkampf einen Unfall. Die im Publikum sitzende, hochschwangere Ehefrau (Imma Cuesta) fällt vor Aufregung in die Wehen und stirbt bei der Geburt von Carmen. Villalta ist vom Hals abwärts gelähmt, lässt „Carmencita“ (Sofía Oria) bei der Großmutter aufwachsen und heiratet seine Krankenschwester Encarna (Maribel Verdú). Als die Großmutter einige Jahre später stirbt, kommt die Kleine zum Vater und wird von der Stiefmutter geknechtet. Carmen ist inzwischen erwachsen (nun von Macarena García gespielt) und soll nach dem Tod des Vaters im Auftrag der Stiefmutter durch den Chauffeur getötet werden. Der Versuch misslingt, aber Carmen verliert das Gedächtnis und kommt bei einer Stierkämpfergruppe aus Kleinwüchsigen unter.

    Pablo Berger hat laut dem englischsprachigen Wikipedia-Eintrag während der Arbeit am Storyboard für seinen Schneewittchen-Film über den beginnenden Erfolgszug von „The Artist“ gehört und dann entschieden, sein Schneewittchen stumm und schwarz-weiß zu gestalten und dafür einiges an Arbeit neu zu beginnen.
    Für ein solches Projekt sind ausstrahlungsstarke Akteure eine der Prioritäten. Mit Maribel Verdú und Macarena García wurden von Berger zwei ebensolche gefunden. Und beide haben neben anderen Preisen mit dem Goya für die beste weibliche Schauspielerin und die beste Nachwuchsschauspielerin die wohl für sie wichtigsten spanischen Filmauszeichnungen abgeräumt, und das mit Recht. Maribel Verdú - bekannt aus „Pans Labyrinth“ (Hausangestellte Mercedes) - kann richtig auf dekadente, miese Stiefmutter. Ihre beeindruckend großen Augen wurden dazu schwarz-weiß-gerecht umtüncht. Ihr Gegenpart Carmen trägt ein junges, hübsches Gesicht mit einem modern anmutenden Haarschnitt. Macarena García gibt ihrer Carmen etwas Waches und Lebensmutiges mit strahlenden Augen, aber auch die Unsicherheit der Jugend. Daniel Giménez Cacho passt nicht zwingend in die Rolle des Matadors, da er bereits zu Beginn der Geschichte eher den netten Mann vermittelt, nicht aber einen stolzen Stierkämpfer. Umso leidenschaftlicher tritt er dann als liebender Vater der kleinen Carmencita auf. Dies schien Berger wichtiger zu sein und hat auch den größeren Anteil der Rolle Villaltas. Überhaupt wird der Film ständig von Emotionen begleitet, die eine Atmosphäre voller Tragik erzeugen. Die gelegentlichen Texteinblendungen - wie in Stummfilmen üblich – erscheinen teilweise noch zu viel, denn die Bilder sind stark genug, um Aussagen der nicht hörbaren Dialoge an den Zuschauer zu bringen. Auftretende Stimmungswechsel erkennt der Zuschauer stets dank der dynamischen Inszenierung, dem Ausdrucksvermögen der Darsteller und der Musik, die in anderen Momenten mit folkloristischem Einschlag nicht immer passt. Ein paar Logikfehler kann man nicht einfach aufs märchenhafte schieben, verderben aber den Genuss nicht.
    Das Spiel mit schwarz-weiß, dass eigentlich ein Spiel der Grautöne in Licht und Schatten ist, wurde nicht mit zu harten Kontrasten angelegt: Viel dunkle Kleidung, insbesondere für Encarna, und viel Helligkeit im sonnendurchfluteten Spanien bereichern die Spielwiese der Kameraleute.
    Einige gute Einfälle in der Verfilmung von Bergers Schneewittchen können begeistern, einige makabere Szenen dürften nicht den Geschmack eines jeden im Publikum treffen. Das ist dann auch am Ende des Films so. Einen Vergleich mit dem umjubelten „The Artist“, der ein wenig runder läuft und mehr konzentriert mit den beiden Protagonisten und deren Körpersprache arbeitet, muss „Blancanieves – Ein Märchen von Schwarz und Weiß“ nicht scheuen.

    Und nur die kleine Träne in der Schlussszene verrät, dass diese sehenswerte, sehr gemütsbewegende Geschichte mit sechs Toten tatsächlich ein Märchen ist, welches dann aber nicht so endet wie das der Gebrüder Grimm.
    Rüdiger Wolff
    Rüdiger Wolff

    13 Follower 62 Kritiken User folgen

    4,5
    Veröffentlicht am 13. Dezember 2013
    Schneewittchen

    Es ist interessant und erstaunlich, in Zeiten von 5Kanal-Sourroundton-Technik und 3D einen Stummfilm zu sehen, besonders wenn er mit moderner Bild-Technik aufgenommen und verarbeitet wurde. So ist hier, nach dem großen Erfolg von „The Artist“, wieder ein derartig schöner Stummfilm zu sehen, der uns in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts versetzt.
    Sehenswert für alle, die neben dem Mainstream- und action-Kino mal etwas anderes sehen wollen und sich auf ein außergewöhnliches Abenteuer in schwarz/weiß einlassen.
    fabionno
    fabionno

    12 Follower 34 Kritiken User folgen

    3,0
    Veröffentlicht am 25. Februar 2013
    Nach dem großen Erfolg von „The Artist“ im vergangenem Jahr, schien es nur noch eine Frage der Zeit, bis andere versuchten, auf die Welle des Triumphs des Stummfilms im 21. Jahrhundert mit aufzusteigen. War „The Artist“ eine Ausnahme oder ist er nur der Anfang der Renaissance des Stummfilms? Die spanisch-französische Produktion „Blancanieves“, zu Deutsch: „Schneewittchen“ versucht ziemlich offensichtlich da anzuknüpfen, wo Hazanavicius Oscarstreifen aufhörte. Das hoffen zumindest die Produzenten die diesen Film ins Kino brachten - etwas was sich der Regisseur Pablo Berger, als er vor einigen Jahren mit den Dreharbeiten begann, wohl nie erträumt hätte. Die Rechnung scheint auch auf den ersten Blick aufzugehen. Wie sein „Vorgänger“ liebt ihn die Presse und es hagelt sprichwörtlich Auszeichnungen.
    „Blancanieves“ inspiriert sich, wie dem Namen leicht zu entnehmen ist, an dem gleichnamigen Märchen der Gebrüder Grimm. Die Geschichte wird in diesem Fall allerdings ins Spanien der Zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts versetzt und Schneewittchen transformiert sich von einer Königstochter zu Torera. Während Schneewittchen bzw. zu erst „Carmen“ noch im Mutterleibe verharrt, wird ihr Vater, ein berühmter Torero am Ende eines großen Stierkampfes, von einem Tier zu Boden getrampelt und durch dessen Hörner malträtiert. Während Carmen geboren wird, kämpfen Ärzte im selben Krankenhaus, in dem sie zur Welt kommt, um sein Überleben. Es ist aber nicht ihr Vater der stirbt, sondern ihre Mutter, welche überraschend an den Folgen der Geburt zu Tode kommt. Ihr Vater überlebt Querschnittsgelähmt. Eine Krankenschwester, die das Geschehen interessiert mitverfolgte, wittert einen großen Coup und verführt ihn. Während der Reiche Torero, vergichen mit dem grimmschen Original, den König inkarniert, inkarniert die Krankenschwester die böse und gierige Stiefmutter. Dieser Rolle wird sie dann auch voll und ganz gerecht. Von ihrem Vater verstoßen, der in ihr den Grund für den Tod seiner geliebten Frau zu sehen scheint, wächst Carmen bei ihren Großeltern auf. Als ihre Großmutter stirbt, nimmt ihr Vater sie zu sich, will aber nichts mit ihr zu tun haben. So lässt ihre neue Stiefmutter sie als Dienstmagd arbeiten und im Keller schlafen. Als sie ihren Vater eines Tages mit ihrer Existenz konfrontiert, lichten sich die finsteren Gedanken, die er über sie hegte und er schließt sie, um Verzeihung bittend, in seine Arme.
    Eine starke Vater-Kind Beziehung entsteht und er erzählt ihr unter anderem, wie man einen Torero-Kampf bestreitet. Der Stiefmutter gefällt das natürlich alles nicht und sie beschließt ihren gehandicapten Mann umzubringen, indem sie ihn die Treppe hinunterstürzen lässt. Daraufhin befiehlt sie Carmen im Wald Blumen für das Grab pflücken zu gehen und gibt dem Fahrer Anweisung sie dort zu ermorden. Dieser glaubt sie ertränkt zu haben, doch wird Carmen von einem Liliputaner wiederbelebt und durch ihn von einer Art Stierkampf-Zirkus-Gruppe, die ferner aus 6 weiteren Liliputanern besteht, mitgenommen. Bei einer Aufführung steht Carmen durch einen Zufall einem kleinen Stier (sog. Vachette) gegenüber. Sie möchte einen der Liliputaner retten, der durch den Stier zu Boden gebracht wurde. Sie meistert die Ablenkung, indem sie selbst das rote Tuch ergreift und den Platz des Toreros einnimmt. Das Publikum ist begeistert und ihr scheint der Kampf im Blut zu liegen. Zu diesem Zeitpunkt hat sie ihre Erinnerung verloren und ihr Unterbewusstsein hilf ihr wohlmöglich das vom Vater Gelernte und in seinem Umfeld gesehene zu applizieren. Daraufhin nehmen die Liliputaner sie in ihre Gruppe auf und nennen sie aufgrund ihrer Schönheit „Schneewittchen“. Auf ihren Wohnwagen schreiben sie stolz „Schneewittchen und die 7 Liliputaner“. Obwohl es nur sechs Liliputaner sind, was einer, an seinen Händen abzählend, auch sofort feststellt. Hier auf ironische Art und Weise der Bezug zu den 7 Zwergen im Originalmärchen hergestellt. Auf der Spitze ihres Erfolgs werden Schneewittchen und die Zwergen-Toreros, zur Präsentation ihrer Show, von ihrem neuen Manager in die große Stierkampfarena von Schneewittchens ehemaliger Heimat geladen. Ihre Stiefmutter ist unter den Zuschauern und gibt ihr am Ende des erfolgreichen Kampfes den im Märchen berühmt gewordenen, vergifteten Apfel. Schneewittchen beißt hinein und stirbt. Daraufhin durch ihren Manager zur Schau gestellt, versuchen Schaulustige, einer nach dem Anderen, sie „wie im Märchen“ wach zu küssen. Ein Liliputaner der sich in sie verliebt zu haben scheint, pflegt sie und schläft sogar mit in ihrem Sarg. Ob sie eines Tages wach geküsst werden wird, bleibt am Ende offen.
    Das Ende ist dadurch absolut makaber und kontrovers diskutabel.
    Dieser makabere Unterton ist ebenfalls in der Szene, in der die Stiefmutter zur Untermalung ihrer Boshaftigkeit genüsslich in Schneewittchens kleinen Freund den Hahn beißt, wobei Schneewittchen selbst wohlmöglich gerade die Brühe in der er Kochte als Entree verspeist hatte, wieder zu finden. Das die Mutter stirbt obwohl der Vater im sterben liegt bringt eine zynische Note dazu.
    Diese Stellen bieten einen Kontrast zum Rest des Filmes, der Ausgenommen des Unfalls und Tod des Vaters, was allerdings auch nicht detailliert wird, eigentlich sehr “zahm“ und (achtung wortwitz) “farblos“ erscheint. Ein Märchen, in dem, wie ordinär, Gut und Böse gegenüberstehen, mit Leichtigkeit getanzt wird und man eigentlich nur noch auf die zwitschernde (in diesem Fall natürlich mit Untertiteln) Vögel aus den Disney-Adaptationen erwartet (und tatsächlich bekommt der Hahn kurz einen Untertitel), aber auch ein Märchen mit krassen, makaberen Schockmomenten. Die schwierige Verbindung oder gar Verschmelzung schafft Berger hier nicht.
    Insgesamt ist der Film, trotz guter Schauspieler auch zu undynamisch geworden und die Handlung plätschert die meiste Zeit etwas vor sich hin.
    Die Liliputaner gefallen, kommen aber erst viel zu spät ins Geschehen hinein. Der Soundtrack ist, wie es sich für einen Stummfilm gehört, grandios.
    Einen guten Beitrag zum besseren kulturellen Verständnis der Filmhistorie und vielleicht eine Annäherung der alten Klassiker für junge Zuschauer , ergo ene gute Werbung für Chaplin und Co. liefert „Blancanieves“ aber schon. Es braucht keine Farbe und Ton, um einen Film zu machen. Der Schwarz-Weiß Effekt kreiert sogar produktive Kontraste, die in Farbe nicht möglich wären. So ist das „Gute“ vom „Bösen“, was in der Regel ein Märchen ausmacht, stilistisch noch besser differenzierbar. Das Spiel mit Licht und Schatten ist eine Kunst für sich. Ein kurzer Ausflug in den Exprssionismus der 20er Jahre, auch wenn dafür hier vielleicht noch explizitere Mimiken fehlen.
    Im Großen und Ganzen bleibt „Blancanieves“ eine nettes Märchen für Erwachsene, das außer der sehr an den Haaren herbei gezogenen Vergleiche, nichts mit dem eigentlichen „Schneewittchen“ der Grimms zu tun hat.
    An dem enthusiastischen und mitreißenden „Artist“ fliegt dieser Film jedenfalls vorbei und zeigt: Stumm und Schwarz-Weiß heißt nicht gleich dass es ein Meisterwerk sein muss. Der Stil bleibt eine Sache von vielen. Das Phänomen „Stummfilm im 21. Jahrhunderrt“ wird anstatt einer Renaisance wohlmöglich eher eine Ausnahme bleiben.
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