Wenn ein Hollywood-Studio einen großen, sündhaft teuren Animationsfilm produziert, nimmt es normalerweise zuallererst die US-Kids in Visier. Sie sollen (am besten mit den Eltern im Schlepptau) die Kassen füllen. Das Publikum rund um den Globus folgt bei dieser traditionellen Kalkulation mehr oder weniger automatisch, schließlich ist kaum etwas so universell verständlich wie die Blockbusterfilme aus der Traumfabrik. Doch die Welt hat sich verändert, die Märkte außerhalb von Nordamerika werden immer wichtiger und so kommt nun mit DreamWorks‘ 3D-Animations-Action-Komödie „Kung Fu Panda 3“ einer der ersten Big-Budget-Filme aus der Traumfabrik, der nicht primär für die USA und Kanada konzipiert wurde, sondern für China. So ist nicht nur die Handlung des Sequels im Reich der Mitte angesiedelt (wo Kung Fu bekanntlich ein Nationalsport ist), sondern es wurde zu einem Drittel auch dort hergestellt – mit der Hilfe von chinesischen Co-Produzenten. Bei der Gelegenheit wurde außerdem parallel eine zweite Version animiert, die perfekt auf die Mandarin-Synchronisierung abgestimmt ist. Diese Extra-Anstrengung hat sich bezahlt gemacht: In China löste der Film „Monkey King: The Hero Is Back“ als erfolgreichsten Animationsfilm aller Zeiten ab – und spielte mehr ein als in Nordamerika. Dabei macht Regisseurin Jennifer Yuh in „Kung Fu Panda 3“ keine Experimente, sondern serviert einfach noch mehr rasant-sympathische Panda-Action und atemberaubende Animationen. Ein großer, unterhaltsamer Spaß!
Geisterwesen General Kai (Stimme im Original: J.K. Simmons) bedroht das Reich der Lebenden: Mit dem Schildkrötenmeister Oogwy (Randall Duk Kim) hat er einen mächtigen Gegner aus dem Weg geräumt und sich dessen Chi einverleibt. Der Prophezeiung nach kann nur Drachenkrieger Po (Jack Black / deutsche Stimme: Hape Kerkeling) den brutalen Büffel aufhalten, der nach 500 Jahren Verbannung seinen Weg zurück in die reale Welt gefunden hat. Doch der Kung-Fu-Panda versagt trotz aller Anstrengungen des weisen Meisters Shifu (Dustin Hoffman). Ausgerechnet Pos plötzlich auftauchender, tollpatschiger leiblicher Vater Li (Bryan Cranston) soll die Wende bringen. Er führt seinen Sohn und dessen heimlich mitreisenden Gänse-Adoptivvater Mr. Ping (James Hong) in ein abgelegenes paradiesisches Bergdorf, wo sich im Geheimen eine riesige Panda-Population entwickelt hat: Dort will Li Po lehren, das Chi zu beherrschen. Unterdessen besiegt Kai den alten Shifu und überfällt Pos Heimat, sein Ziel ist es, alle Kung-Fu-Meister zu vernichten, einschließlich der Fantastischen Fünf Tigress (Angelina Jolie/Bettina Zimmermann), Crane (David Cross/Ralf Schmitz), Mantis (Seth Rogen), Viper (Lucy Liu/Cosma Shiva Hagen) und Monkey (Jackie Chan) …
Die Entscheidung, die Storyboardzeichnerin und Animationskünstlerin Jennifer Yuh („Madagascar“, „Kung Fu Panda“) für Teil 2 auf den Regiestuhl zu befördern, erwies sich als goldrichtig. Im ersten Film der Reihe von Mark Osborne („Der kleine Prinz“) und John Stevenson schlummerte unter der recht konventionellen Oberfläche noch ziemlich viel ungenutztes Potential, doch Yuh entfesselte mit dem furiosen „Kung Fu Panda 2“ alle Sinne. Und dieses Konzept führt sie (mit Co-Regisseur Alessandro Carloni) im dritten Film konsequent fort und feuert ihre Actionsalven im Stakkato-Stil alter Martial-Arts-Komödien ab, dabei sind die Animationen mit dem technischen Fortschritt der vergangenen Jahre im Rücken noch einmal spektakulärer als in Teil 2: „Kung Fu Panda 3“ ist ein animiertes Feuerwerk voll überbordender Farbpracht, rasanter Action und flotten Sprüchen. Dem Familienpublikum wird eine Menge geboten und die Großen dürfen sich wie üblich zusätzlich an ausgiebigen Popkulturreferenzen (von „Matrix“ über „Star Wars“ bis zu Bruce Lee) erfreuen.
Die erwähnten Anspielungen sind hier aber nur ein Bonus und werden nie zur Hauptsache, im Herzen ist dies vielmehr die zugleich emotionale und urkomische Geschichte eines unwahrscheinlichen Helden und seiner zwei ebenso unwahrscheinlichen Väter. Besonders wie die Gans Mr. Ping mal garstig, mal eingeschnappt mal liebevoll-beschützerisch, aber immer mit der höchsten Selbstverständlichkeit als Pos Vater auftritt, ist höchst unterhaltsam. Für viel Vergnügen sorgen zudem einmal mehr die zahlreichen bekannten Sidekicks, von denen jeder seine Momente bekommt. Der finstere Büffel-Bösewicht Kai wiederum erfüllt seinen Zweck und bringt die Gemeinschaft der Guten an den Rand der Niederlage – umso größer ist am Ende die Freude! Po selbst indes muss als Kung-Fu-Meister nicht nur die Welt retten, sondern auch seine Lektion lernen: Finde zu dir selbst, gebe immer dein Bestes, dann wirst du belohnt! Die in der fernöstlichen Mythologie verankerte und nach China verlagerte Handlung ist zwar nicht besonders originell und oft auch auf den ersten Blick nicht gerade logisch, aber dafür wird mit Warmherzigkeit gepunktet.
Fazit: Grandiose Animationen, rasantes Tempo und herrlich sympathische Figuren vor exotischen Kulissen – damit protzt Regisseurin Jennifer Yuh in ihrer knuffig-actiongeladenen Animationskomödie „Kung Fu Panda 3“ und sorgt für prächtige Familienunterhaltung.