Der französische Export-Kunstfilm lockt wieder die Ästheten ins Kino. In diese Richtung schlug zumindest die Welle der letzten Jahre aus, in dem das französische Kino sowohl ehrbare Langfilme aus dem Dramengenre bot, dem internationalen Publikum mit komödiantischen Vorzeigeexemplaren aber wohl noch ein wenig mehr im Gedächtnis geblieben ist.
Cedric Klapisch's Triologie findet in „Beziehungsweise New York“ nun wohl ihr Ende, obwohl das Beziehungsgenre, auf das hier im deutschen Titel wahnsinnig keck angespielt wird, sicherlich auch noch weitere Anknüpfpunkte böte, wenn man denn nur wollte.
Dabei gelingt Klapisch ein doch durchgehend durchgemischtes Werk, thematisch reichhaltig und souverän erzählt, dessen Erfolgszutat vor allem der eingespielte Cast ist.
„Beziehungsweise New York“ arbeitet skriptmäßig schon eher wie sein Autor, der sich bei der Fertigstellung seiner – im weitesten Sinne – persönlichen Memoiren fast einen abzubrechen droht. Hin- und her schiebt sich der Film dadurch, erinnert nostalgisch an die Vergangenheit und setzt sich damit sinngemäß auch mit seinen Vorgängern auseinander, landet bei einer treffenden Gegenwartsanalyse trotzdem meistens in der Sackgasse. Man wünscht es dem Film ja, der seinen Charme nicht nur aus dem überstrapazierten Film-Prädikat „französisch sein“ holt, sondern auch aus Figur- und Szeneriewechsel, doch vieles bleibt bis zum Schluss nur versatz- und bruchstückhaft.
Dabei ist es schon erstaunlich, dass Duris' Off-Text, der ja offensichtlich zu seinem Buch heranreifen soll, letzten Endes zumindest (mehr wird schließlich nicht verraten) den Verleger überzeugt, der ein pathetisch leicht zu verklärendes Thema wie „Das Leben und so“ beinhaltet, sich dabei aber im Laufe seiner Ansichten, Alltagssituationen und Resümes derart differenziert und tiefschürend erklärt wie ein durchschnittlicher Sinn-des-Lebens-Film von und mit Julia Roberts. Und auch wenn die ein- oder andere Erkenntnis dann doch für Kopfnicken beim Zuschauer sorgt, reißt Duris sich das Gerüst mit müdem Sprachgebrauch wieder um und man erwischt sich das ein oder andere Mal, in dem man dem sympathischen Autor ein Synonym – Wörterbuch wünscht, in der er vielleicht andere Redewendungen als „Das Leben ist kompliziert“ zu finden vermag.
Man sollte an dieser Stelle aber auch nicht übertreiben, schließlich geht Regisseur Klapisch bei der Verschmelzung von Wort und Film äußerst geschickt vor, zum Beispiel indem er berühmte Menschen großer Zitate das Wort selbst ergreifen lässt oder seinen gewitzten Vorspann einen interessanten Soundtrack und puzzelartige Bildfetzen beifügt.
Sowieso ist die unkonventionelle Erzählweise durchaus spürbar und auch einige indieverdächtige Parallelmontagen und Pophits lassen sich in Klapisch's Vorgehen nicht verbergen. Die große Chance, New York als irrwitzigen Vergleich mit Paris zu nutzen und Klischees ironisch herauszustellen kann er ebenso nutzen, auch wenn immer und überall noch ein wenig mehr gegangen wäre, „Beziehungsweise New York“ aber eben von einer Holzhammerkomödie abheben lässt.
Trotzdem atmet der Film von Minute zu Minute mehr und mehr von seinem charmanten Culture-Clash. Klapisch schafft es im Verlauf die unterschiedlichen Figuren und Storylines zu verknüpfen und dennoch locker leicht nebenher laufen zu lassen, ohne den Strängen unterschiedlich starke Bedeutungen zufließen zu lassen. Das führt schlussendlich dazu, dass Spannung und Überraschung durchaus zurückbleiben, sich aber einer gesellig-fröhlichen Grundstimmung wunderbar beifügen, die Klapisch's Filmorientierung einzigartig macht.
Munter und charmant tänzelt der Film dann seinem Ende entgegen und hätte sich gar nicht soviel vorwerfen lassen, wirft sich mit einem Fauxpas zum Schluss aber noch einmal selbst aus dem Rennen, in der Duris sich für sein offensichtlich klischeehaft angelegtes Hollywood – Finale selbst verteidigen muss und sich dabei im Kern nicht mit der offensichtlichen Problematik auseinandersetzt, die „Beziehungsweise New York“ eben KEINEN parodistischen Hintergrund verleiht, sondern den Mechanismus anzueignen scheint.
Fazit: Großes, aber erheiternd, buntes Stückwerk mit interessanten Ideen und authentischen Szenerien.