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    The Veteran
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    The Veteran
    Von Robert Cherkowski

    Wer nach dem 11. September 2001 im großen Hollywood-Kino vom Krieg gegen den islamischen Terror erzählen wollte, von seinen Begleiterscheinungen und Konsequenzen, der tat dies in der Regel indirekt und versteckte die aktuellen Bezüge hinter Metaphern und Anspielungen - von Steven Spielberg („Krieg der Welten") bis zu Christopher Nolan („The Dark Knight"). Die direkte Konfrontation mit den teils realen, teils virtuellen und teils imaginären Schlachtfeldern des neuartigen Kriegs blieb in den USA die Ausnahme. In Großbritannien hat man indes weniger Berührungsängste und kämpft mit offenem Visier. Nachdem Christopher Morris sich dem Thema in „Four Lions" schon sehr gelungen von komödiantischer Warte aus genähert hat, legt Matthew Hope nun mit den Mitteln des Thrillers nach: In seinem Reißer „The Veteran" nimmt er den urbanen und in Hinterhöfen reifenden Terror der neuen Generation mit rabiaten Bildern aufs Korn. An dem heiklen Stoff kann man sich leicht verheben, aber Hope übersteht den Drahtseilakt und gibt sich weder spekulativer Gewalt hin, noch liefert er eine handzahme Politschmonzette. Er verschont keine Seite und auch wenn „The Veteran" kein Meisterwerk für die Ewigkeit geworden ist, so ist die Kompromisslosigkeit dieses Politthrillers doch bemerkenswert.

    Jahrelang war Ex-Soldat Robert Miller (Toby Kebbell) auf den Schlachtfeldern Afghanistans zuhause. Dabei bestand sein Job weniger aus Brunnenbauen oder Schulen errichten als aus Kampf, Gewalt und Tod. Wenn man ihn fragt, wie viele Taliban er im Kampf getötet hat, antwortet er knapp „Hunderte". Wieder daheim im trist-heruntergekommenen London gestaltet sich die Wiedereingliederung in die Gesellschaft dann als sehr schwierig. Nicht nur, dass Robert Schwierigkeiten hat, einen Job zu finden – seine soldatischen Reflexe lassen ihn auch direkt mit einer hauptsächlich aus schwarzen Einwanderern bestehenden Gangsterbande aneinandergeraten, die über ein mehr als freundschaftliches Verhältnis zu lokalen islamischen Terrorzellen zu verfügen scheint. Sein alter Waffenbruder Dan (Tom Brooke) vermittelt ihm den Kontakt zum umtriebigen Staatsdiener Gerry (Brian Cox), der über ein weit gesponnenes Netzwerk an Spionen und Ausputzern verfügt, denen sich auch Robert anschließen soll. Gerry will, dass sein neuer Rekrut eine lokale Terrorzelle infiltriert und Informationen über mögliche bevorstehende Anschläge sammelt. Bald schon wird Robert fündig, doch muss er auch herausfinden, dass die Grenzen zwischen Gut und Böse im städtischen Terrorkrieg nicht mehr so deutlich verlaufen wie in Afghanistan.

    Es ist schon ein reichlich paranoides Garn, das Hope da spinnt und doch erscheinen die Querverbindungen, die er in „The Veteran" knüpft, niemals völlig aus der Luft gegriffen. Es ist gar nicht mehr nötig, hinter allem und jedem böse Mächte zu wittern, zumal sich diese kaum noch zu verstecken scheinen. Zehn Jahre nach den Anschlägen des 11. September und einige Monate nach dem Tod Osama Bin Ladens weiß jeder politisch Interessierte um die traditionsreiche Verbindung von amerikanischen Geheimdiensten zum Terrornetz Al Qaida und die Anschläge selbst werden längst von allen Seiten politisch instrumentalisiert. Das „Wem nützt es?" wird zur beherrschenden Frage und die Weltsicht ist entsprechend düster: In „The Veteran" machen sich sämtliche Beteiligten von Anfang an wenig Illusionen über Gut und Böse, die klaren Fronten wurden durch eine allumfassende moralische Grauzone ersetzt.

    Ähnlich abgeklärt wie in seinem illusionslosen Drehbuch gibt sich Hope auch als Regisseur. Schnell kommt er auf den Punkt, sein oberstes erzählerisches Prinzip heißt Nüchternheit. So ist seine Inszenierung eher unauffällig und routiniert, aber punktgenau, was der komplexen Handlung durchaus zugute kommt. Durch den Verzicht auf schmückendes Beiwerk kann er ein zügiges Tempo anschlagen, ohne dass der Überblick verlorenginge. Leider fällt es aber auch ein wenig schwer, sich wirklich auf Hopes Helden Robert, einzulassen, den Toby Kebbell („Rock N Rolla") als eiskalten Profi mit leichtem Knacks anlegt, denn man erfährt darüber hinaus nicht allzu viel über ihn. So ist Robert zwar eindeutig der Protagonist, doch nie eine Identifikationsfigur. Ähnlich wie Val Kilmers Figur in David Mamets minimalistischem Agenten-Thriller „Spartan" definiert er sich allein über sein Handeln, seine Motivation und sein Innenleben bleiben unterbelichtet.

    Trotz des eher verschwiegenen Antihelden überzeugt „The Veteran" auch als Dialogfilm. Hope kommt eben einfach ein bisschen schneller auf den Punkt als andere: Er fasst sich auffällig kurz, wo ein etablierter Autor wie William Monahan in „Der Mann, der niemals lebte" noch ausladende und elaborierte Wortgefechte zu Papier brachte. Lediglich der großartige Szenendieb Brian Cox („Das Bourne Ultimatum") bekommt einen fiesen kleinen Monolog über die Angst als politisch-wirtschaftlicher Rohstoff spendiert, bevor er rabiat und endgültig unterbrochen wird. Ähnlich wie seine gekonnt zugespitzten Dialoge, bringt Hope auch seine über weite Strecken spärlich gesäten Action-Ausbrüche auf den Punkt. Er verzichtet auf explosive Exzesse, wie sie aus Übersee bekannt sind, sondern setzt auf beklemmende und enorm spannende Mann-gegen-Mann-Duelle, deren Grimm einem immer wieder die Luft abschnürt. Von der Wucht und der Präzision her erinnert Roberts Durchgreifen dabei durchaus ein wenig an den US-Agenten Jason Bourne.

    Wenn Hope im Schlussakt jeden Versuch aufgibt, Licht ins Dunkel der terroristischen Grauzonen und ihrer Unterwanderung durch Spione und V-Männer zu bringen und alle Seiten als gleichermaßen verdorbene Zielscheiben für den außer Kontrolle geratenen Psychopathen Robert, der vom Agenten zum Amokläufer wurde, behandelt, dann zeigt „The Veteran" sein wahres, in höchstem Maße desillusioniertes Gesicht und ähnelt fast den düsteren Action-Reißern eines James Glickenhaus („Exterminator").

    Fazit: „The Veteran" ist ein nüchtern inszenierter, düsterer Thriller mit politisch brisanter Thematik und am Ende ein ruppiges, knallhartes und doch auch intelligentes B-Movie.

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