Manche Filme scheinen einzig deswegen zu existieren, weil sie ihren Hauptdarstellern Oscars bescheren sollen. Manchmal funktioniert das sogar - wie zuletzt „Die Eiserne Lady" bewies. Das mit Abstand Bemerkenswerteste an diesem sonst äußerst durchschnittlichen Biopic war die Leistung von Meryl Streep, die prompt mit ihrem dritten Academy Award geehrt wurde. Doch diese Rechnung geht bei weitem nicht immer auf: So hat es etwa für Sean Penn im umstrittenen Behinderten-Drama „I am Sam" oder für Annette Bening in „Alle lieben Julia" trotz maßgeschneiderter Rollen in Filmen, die ganz ihnen gehörten, „nur" zu Nominierungen gereicht. Auch „The Magic of Belle Isle" fühlt sich so an, als wäre er vor allem gedreht worden, um Hauptdarsteller Morgan Freeman einmal mehr ins Oscar-Rennen zu schicken. Abgesehen von seinem ergrauten Star hat dieses betuliche Drama wenig zu bieten und das obwohl es immerhin von Rob Reiner inszeniert wurde, auf dessen Konto einst Klassiker wie „Harry und Sally", „Eine Frage der Ehre" und „Stand By Me" gingen.
Monte Wildhorn (Morgan Freeman) ist eine Legende im Bereich der Western-Literatur und hat überall im Lande Fans, die gespannt auf neue Geschichten aus seiner fähigen Feder warten. In ihm jedoch wachsen Frust, Depression und Erschöpfung, immer öfter führt der an den Rollstuhl gefesselte Literat Zwiegespräche mit Johnny Walker, während die Schreibmaschine unbenutzt bleibt. Um den Kopf freizubekommen, zieht Monte sich ins abgelegene und malerische Belle Isle zurück, wo er neue Inspiration finden will. In der Ruhe des idyllischen Fleckchens freundet er sich mit den braven Einheimischen an, speziell zu den Töchtern der alleinerziehenden Charlotte O'Neill (Virgina Madsen) baut er eine großväterliche Beziehung auf. Gleichzeitig bahnt sich zwischen der einsamen Mutter und dem Schriftsteller eine kleine, sommerliche Romanze an.
„The Magic of Belle Isle" lebt in seinen überlangen 110 Minuten praktisch ausschließlich von der Darbietung Morgan Freemans, auf den dieses kleine Melodram zugeschnitten ist. Der Oscar-Preisträger (für „Million Dollar Baby") weiß um seine bestechende Leinwandpräsenz und liefert eine entspannte Melange seiner Paraderollen ab. So einen altersweisen Haudegen, der seine wilden Zeiten hinter sich hat und mittlerweile eine natürliche Autorität besitzt, nimmt man sonst nur noch Sean Connery ab, an dessen Spätwerk „Forrester - Gefunden!" „The Magic of Belle Isle" recht deutlich erinnert. Während Gus van Sant („Good Will Hunting", „Milk") den Lebensabend eines Autors vor urbaner New-York-Kulisse ansiedelte, macht Rob Reiner aus dem Stoff indes eine entspannte Kleinstadtballade. Fortwährend rollt Monte an weißen Gartenzäunen vorbei und kommentiert das Kleinstadtleben mit liebenswertem Altherren-Sarkasmus. Doch so sehr Freeman selbst auch überzeugt, abendfüllend ist das nicht.
Abseits von der Morgan-Freeman-Show hat der wenig originelle Film kaum etwas zu bieten. Die Story ist kitschig, die Inszenierung über weite Strecken kaum mehr als zweckdienlich und die Filmmusik von Marc Shaiman („Hairspray", „Schlaflos in Seattle") wäre mit seicht-sentimental noch wohlwollend beschrieben. Allzu penibel werden die typischen Stationen einer Oldtimer-Tragikomödie durchlaufen: So muss der alte Brummbär erst ein wenig über seinen Schatten springen, bevor er die Kinder von Charlotte an sich ran lässt und sie mit knarzigen Weisheiten versorgt. Wenig später plaudern Monte und Mama Charlotte natürlich bei Mondschein und Wein über das Leben, die Liebe und die damit einhergehenden Dramen und kommen sich näher. Selbst hier ist alles auf Freeman zugeschnitten und Virginia Madsen („Sideways") klar unterfordert, die anderen Nebendarsteller sind gar über weite Strecken zu Stichwortgebern reduziert.
Fazit: Ein gut aufgelegter Morgan Freeman allein reicht nicht, um aus einem einfallslosen Feel-Good-Drama ein Filmerlebnis zu machen: Rob Reiners „The Magic of Belle Isle" ist ein müdes Star-Vehikel ohne Ecken und Kanten.