Mit „Der Himmel hat vier Ecken" legt der bislang für das Fernsehen tätige Regisseur Klaus Wirbitzky („Die Pfefferkörner") einen akzeptablen Jugendfilm vor. Wirbitzky verlässt sich bei seinem Kinodebüt auf altbewährte Themen, eine konventionelle Erzählweise und einfach gestrickte Hauptfiguren, womit er erzählerische Tiefe verschenkt – als kurzweilige Unterhaltung funktioniert „Der Himmel hat vier Ecken" dennoch.
Nach der Trennung der Eltern zieht der 13-jährige Joschi (Moritz Jahn) mit seinem Vater (Charly Hübner) von einer besseren Wohngegend Hamburgs in ein zwielichtiges Viertel der Hansestadt. Dem einzelgängerischen Joschi gefällt es im neuen Hinterhof, der allerhand verwegene Gestalten beherbergt, zunächst gar nicht. Erst als er sich nach anfänglichen Reibereien mit dem 14-jährigen Nachbarsjungen Niko (Lukas Mrowietz) anfreundet, fühlt sich der sensible Junge wohl – gemeinsam schleichen die beiden durch den Hintereingang des benachbarten Kinos, um Gruselfilme mit Graf Karpatovicz (Udo Kier) zu sehen. Doch als sich Nikos Schwarm Jessi (Sophie Schirmer) ausgerechnet in Joschi verliebt, gerät die Freundschaft der Jungs auf den Prüfstand und Joschi in einen Gewissenskonflikt...
Regisseur und Drehbuchautor Klaus Wirbitzky wagt mit seinem Jugendfilm „Der Himmel hat vier Ecken" wenig, sondern baut auf erprobte Erzählmuster. Joschi und Niko kämpfen mit den üblichen Sorgen und Problemen Heranwachsender, etwa mit der ersten Verliebtheit und verständnislosen Eltern. Über all dem schwebt das Thema der Freundschaft und die Botschaft, dass Freunde in schwierigen Zeiten zusammenhalten sollten. Wirbitzky nimmt die Perspektive der beiden Protagonisten ein und schafft somit eine Identifikationsfläche für das jugendliche Zielpublikum. In einem zweiten Erzählstrang doppelt „Der Himmel hat vier Ecken" die Thematik des Gewissenskonflikts: Nikos ältere Schwester Tatjana, gespielt von Susianna Kentikian, der amtierenden Box-Weltmeisterin im Fliegengewicht, soll vor dem Hintergrund krimineller Wettgeschäfte einen anstehenden Titelkampf absichtlich verlieren und gerät ins Grübeln.
Das alles ist grundsolide inszeniert und trotz der dramaturgischen Schlichtheit nie langweilig. Enttäuschend ist hingegen die allzu plakative und klischeebeladene Charakterisierung der Hauptfiguren: Joschi ist ein artiger Junge, singt im Chor und vermisst nach dem Umzug vor allem sein Klavier, wohingegen Niko den Macho raushängen lässt und als Sohn kasachischer Einwanderer einen raueren Umgangston pflegt – im Ergebnis wirken die beiden Jungs mit ihren überdeutlichen Attributen zu künstlich. Die Nebenfiguren sind freilich nicht weniger einfach gestrickt: So kommt Nikos Vater (Mark Zak) über die Zeichnung als Trunkenbold nicht hinaus. Als Ausgangslage würde eine derart schlichte Figurenzeichnung in einem Jugendfilm durchaus funktionieren. Da Klaus Wirbitzky den beiden Protagonisten im Verlauf des Films jedoch keine nennenswerte Entwicklung gönnt, ist „Der Himmel hat vier Ecken" letztlich eine arg durchschnittliche Kinoproduktion, die weder ärgerlich noch ausgesprochen sehenswert ist.