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    Paranormal Activity 3
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Paranormal Activity 3
    Von Christoph Petersen

    Die „Paranormal Activity"-Reihe ist ein Phänomen, das uns jedes Halloween aufs Neue erstaunt. Im Oktober 2009 kam mit zweijähriger Verspätung der gerade einmal 15.000 Dollar teure Low-Budget-Gruselfilm „Paranormal Activity" in die Kinos und spülte allein in den USA mehr als 100 Millionen Dollar in die Kassen. Genau ein Jahr später folgte dann die Fortsetzung „Paranormal Activity 2" - und eigentlich waren sich alle sicher, dass das Studio mit diesem Schnellschuss lediglich noch ein paar Dollar aus dem bekannten Namen herauspressen will. Aber Pustekuchen: Das Sequel war ähnlich spannend wie der erste Teil und legte mit einem Wochenend-Einspielergebnis von 42 Millionen Dollar den erfolgreichsten US-Start eines Horrorfilms überhaupt hin. Aber irgendwann muss eine solche unwahrscheinliche Erfolgsstory doch auch mal zu Ende gehen? Oder auch nicht! Mit 52 Millionen Dollar am ersten Wochenende hat „Paranormal Activity 3" den Rekord von Teil 2 noch einmal übertroffen – und gänzlich unverdient ist dieser Erfolg auch nicht: Die Regisseure Henry Joost und Ariel Schulman machen eine Menge richtig und setzen erneut auf jene einfachen, aber effektiven Schockeffekte, die das Publikum mit schöner Regelmäßigkeit kreischend aus seinen Sitzen springen lassen.

    „Paranormal Activity 3" besteht aus alten Familienaufnahmen, welche die Schwestern Katie (Katie Featherston aus „Paranormal Activity") und Kristi (Sprague Grayden aus „Paranormal Activity 2") in einer Kiste im Keller finden und die den Grund für die paranormalen Geschehnisse der ersten beiden Filme offenbaren: Im August 1988 leben die jungen Schwestern Katie (Chloe Csengery) und Kristi (Jessica Tyler Brown) mit ihrer Mutter Julie (Lauren Bittner) und deren Freund Dennis (Christopher Nicholas Smith) in einem Haus in Santa Rosa. Als Dennis, der sich mit dem Dreh von Hochzeitsvideos über Wasser hält, im Hintergrund eines privaten Sexvideos mit seiner Freundin eine merkwürdige Erscheinung entdeckt, stellt er in der ganzen Wohnung Kameras auf, um der Sache auf den Grund zu gehen. Und tatsächlich werden die unerklärlichen Ereignisse von Nacht zu Nacht schlimmer. Vielleicht hängen die geisterhaften Vorkommnisse ja mit Kristis unsichtbarem Freund Tobi zusammen, der in einem Schrank im Schlafzimmer der Schwestern lebt?

    In „Paranormal Activity" öffneten sich Türen wie von Geisterhand und im ausgestreuten Mehl fanden sich plötzlich unerklärliche Fußspuren. Was diese Art von Schockeffekte angeht, drehen die Macher zwar von Film zu Film etwas mehr auf, aber die Steigerung geht angenehm langsam vonstatten und endet nicht in einer hemmungslosen Übertreibung. In „Paranormal Activity 3" wird Katie nun von einer unsichtbaren Kraft an den Haaren in die Höhe gezogen und Stühle fliegen ohne ersichtliche Ursache durch das Kinderzimmer. Diese Szenen sind ebenso simpel wie effektiv und man muss schon sehr abgeklärt sein, um während des Films nicht etliche Male zusammenzuzucken. Inszenatorisch gibt es neben dem Umstieg von moderner Digitaltechnik auf den Look von 1980er-Jahre-Videomaterial vor allem einen Einfall, der positiv heraussticht: Dennis montiert eine seiner Kameras auf einen sich hin- und herdrehenden Zimmerventilator, um so mit nur einer Kamera sowohl Wohnzimmer und Küche filmen zu können. Eine Bewegung hin und zurück dauert etwa 15 Sekunden, was den spannenden Effekt mit sich bringt, dass der Zuschauer, wenn zum Beispiel in der Küche gerade etwas Aufregendes passiert, nur für einen kurzen Moment Zeuge wird, bevor er wieder 15 Sekunden warten muss, bis die Kamera zum aktuell interessanten Geschehen zurückkehrt. Diese sich immer wiederholenden kleinen Geduldsproben sind im besten Sinne richtig schön fies.

    „Paranormal Activity 3" lässt zwar noch immer etliche Fragen offen, erklärt aber trotzdem viel mehr als die ersten beiden Teile. Da stand natürlich zu befürchten, dass dieses verstärkte Beleuchten der Hintergründe auf Kosten der Spannung gehen könnte. Aber das ist zum Glück nicht der Fall, Katies geheimnisvolle Beziehung zu ihrem unsichtbaren Freund trägt im Gegenteil sogar noch zur Spannung des Films bei. Zudem ist die Patchwork-Familie mit Ersatzvater Dennis viel sympathischer als die Charaktere in den anderen Teilen, weshalb man ihnen noch stärker die Daumen drückt - obwohl einem insgeheim natürlich längst klar ist, dass auch das nicht mehr viel helfen wird. Humor hat dieses Mal ebenfalls einen höheren Stellenwert. Da diskutiert Dennis zum Beispiel mit seinem Angestellten, dass der Titel des Kinohits „Back to the Future" ja nun gar keinen Sinn ergebe und der Film doch eigentlich „Back To The Present" heißen müsste. Diese kurzen, auflockernden Einschübe tun dem Film gut, auch wenn das extrem bösartige Finale noch einmal extradeutlich macht, dass mit paranormalen Phänomenen ganz bestimmt nicht zu spaßen ist.

    Fazit: Wie seine Vorgänger entpuppt sich auch der dritte Teil als simpler, aber gerade deshalb ungemein effektiver Grusel-Schocker.

    PS: Wenn die Reihe ihre Stoßrichtung beibehält und weiter in der Zeit zurückgeht, um dem Ursprung des Dämonen auf die Spur zu kommen, müsste der für Halloween 2012 angekündigte „Paranormal Activity 4" eigentlich in den 1930er Jahren spielen. Damals waren Camcorder und Überwachungskameras aber eher selten. Wir sind gespannt, wie die Macher dieser Herausforderung begegnen werden.

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