"Alea iacta est" und weitere Sprüche haben wir gelernt und das ist kein Erfolg motivierter Latein - Pädagogen an Deutschlands Schulen. "Asterix" prägte eine mittlerweile schon in die Jahre gekommene Generation mit kulturellen Unterschieden, wundersamen Freundschaften und fast schon auf symbolisch anmutende Weise, die Rolle des ewigen Underdogs, der sich auch dem größten Widersacher nie aufgab.
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Und mit "Im Land der Götter" fährt das in cineastischer Sicht schon so ungefähr "kurz vor tot" getretene Comic - Franchise eine wohltuende Wiederbelebung. Weg von uninspiererenden Moderniserungsversuchen oder Gaststars, die sich unbedingt reihenweise die Klinke in die Hand geben wollten, hin zu einer fast schon straighten Comic - Adaption, die das Versäumnis der gescheiterten Produktionen vergangener Jahre aufholte: Die Seele lebt, der Witz ist wieder da und Stillstand ist in dieser 75 - minütigen Achterbahnfahrt nun wirklich nicht aufzufinden.
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Auch wenn das Franchise mittlerweile unter neuen Autoren fortgesetzt wird, den Höhepunkt hat das berühmte gallische Dorf schon hinter sich und auch in filmischer Hinsicht wird die Zeichentrick - Adaption der zumeist gleichnamigen Comics von 1967 - 1994 als goldene Zeit bezeichnet. Der Weg hin zum Animationsfilm ist aber auch für "Asterix" im Jahre 2015 ein neuer.
Und dabei fällt erst einmal auf, dass das Regie - Duo Astier/Clichy den Grundton des Comics in visueller Hinsicht genaustens trifft. Dass eine Verfolgungsjagd schon allein durch den panischen Blick der Wildschweine derart witzig beginnt, deutet vorab den Weg, den das auf "Die Trabantenstadt" bezogene "Im Land der Götter" begeht. Hier wird nicht mit neuster Technik jedes Lichtpartikelchen maximal ausgesteuert, sondern mit brachialer aber gelungener Weise im Hintergrund gearbeitet, um vordergründige Details herausstechen zu lassen.
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Bei den Charakteren bleiben Clichy/Astier ganz genau dran, vermeiden aber Überreizungen: Man sollte sich mit "Asterix" auskennen, das liegt schonmal auf der Hand, übernötigen Erklärungsversuchen gibt sich "Im Land der Götter" in keiner Weise hin. Verleihnix prügelt sich mit Automatix, Methusalix ist auch dabei, wettert Verschwörungen und spätestens wenn Obelix in der diesmal zur comichaften Prügelblase erscheinenden Dorfkeilerei dazukommt, detoniert das Geschehen. Details, die im Comic in fast jeder Folge Standart waren, in den Verfilmungen aber bisher nahezu keine Relevanz fanden.
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Und vor allem verdammt witzig sind. Die ironischen Einlagen finden sich in nahezu jeder Szene in gelungener Weise und Variation. Tarifgespräche von Sklaven und zu Wutbürgern - mutierten Römern, kleingeistige Beratungsgespräche im Palast von Cäser oder offene Diskurse im gallischen Dorf mit ihren unverwechselbaren Charakteren. Die Adaption funktioniert, denn sie greift Themen, Motive und Witze zum Teil 1:1 auf (z.B. wenn es um die Ökonomisierung des Dorfes geht), addiert an der ein oder anderen Stelle aber auch schonmal, zumeist aber treffend und mit nötigem Feingefühl in der Charakterzeichnung, die für die kurze Laufzeit des Films überraschend prägnant gelungen ist. Neben den Helden sind es vor allem römische Akteure, wie der aus dem Comic bestens getroffene Baumeister Quadratus, der hier die Mischung von psychischer Instabilität und Gereiztheit perfekt umsetzt, sowie ein äußerst gerissener außercomichafter Senator Prospektus, die hier Akzente setzen können.
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Bei aller Liebe spielt sich auch der neuste "Asterix" nicht völlig von den Anbiederungen der Hollywood - Animationsware frei. Sicherlich zitieren Clichy/Astier nur selten (und wenn wie bei Obelix Hulk - Auftritt aus "Avengers Assemble" sehr gelungen) den amerikanischen Großzirkus, aber die unter Zuckerschock leidenen Auftritte der Figuren, die etwas Ähnlichkeit mit Miller/Lord - Animationsfiguren aus "Wolkig mit..." und "The Lego Movie" haben, übertreiben mit ihren Dialog/Witz - Spastiken schon das ein oder andere Mal und hätten dem Projekt auch garnicht bedurft, auch wenn das klamaukartige immer noch besser sitzt, als in so manch anderem Projekt. Das Französische am "Asterix" - Flair, um es mal einfach auszudrücken, geht somit etwas verloren.
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Fazit: "Im Land der Götter" katapultiert die französische Comicreihe "Asterix" dank einer kurzweiligen kreativen Achterbahnfahrt mit der ehrwürdigen Vorbeugung vor der Materie und einer phänomenal hohen Witz - Trefferquote an seinen qualitativen Platz nach den letzten gut 30 Jahren zurück. Und das, Belenus sei Dank, ohne aufgezwungene Modernisierungsversuche. Man kann nur hoffen, dass das stilistisch bleibt. Sonst heißt's beim nächsten Abenteuer wieder: O tempora, o mores!