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    Knights Of Badassdom
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Knights Of Badassdom
    Von Tim Slagman

    Wir sind doch alle nur Nerds und haben Spaß dabei! Wenn aber in Joe Lynchs Rollenspiel-Horror-Komödie „Knights of Badassdom“ aus diesem Spaß – ziemlich blutiger – Ernst wird, dann hat das beinahe unheimliche Parallelen zur Entstehungsgeschichte des Films. Die Dreharbeiten begannen bereits im Jahr 2010, doch vor dem mäßig erfolgreichen US-Kinostart im Januar 2014 kam der große Knatsch: Regisseur Lynch distanziert sich heute ausdrücklich von der im Umlauf befindlichen Version des Films, die ohne sein Einverständnis von der Produktionsfirma neu montiert wurde. Die Schnittfassung, die in einem nur eintägigen Event am 18. August in knapp 60 deutschen Kinos zu sehen ist, holpert dramaturgisch tatsächlich gewaltig, bietet jedoch nicht nur den Fans von (Live-)Rollenspielen und rollenden Köpfen temporeiche Unterhaltung – die darüber hinaus auch noch weitaus klüger ist, als sie daherzukommen scheint.

    Automechaniker und Hobby-Metaller Joe (Ryan Kwanten aus „True Blood“) hat von seiner Sandkastenliebe Beth (Margarita Levieva) gerade den Laufpass bekommen, weil er sein Potenzial im Leben nicht ausnütze. Seine Nerd-Kumpels Eric (Steve Zahn) und Hung (Peter Dinklage) und deren zahlreichen Mitstreitern wollen Joe beim LARP, dem Live-Action-Roleplaying, Ablenkung verschaffen. Schließlich ist eine Runde mit Rüstung und Schaumstoffschwert doch das Beste, um dem guten Freund über seine Verflossene hinwegzuhelfen. Der Verzweifelte sieht das freilich anders… Doch als bei einem Hokuspokus, den der exzentrische Spielleiter Ronny Kwok (Jimmi Simpson) dem Magier Eric zur Aufgabe stellt, plötzlich ein echter Dämon, ein Succubus, aus der Hölle zum Leben erweckt wird und dieser Beth auch noch verdammt ähnlich sieht, haben Ritter, Mägde und Elfen bald ganz andere Probleme…

    Natürlich ist das alles, noch in den mit saftigen Splatter-Effekten angereicherten Todesszenen ahnungslos-notgeiler Rollenspieler, die der dämonischen Beth zum Opfer fallen, eine abgedrehte Nerd-Fantasie voller Monster, Fantasy, derbem Witz und einer weiblichen Quoten-Mitkriegerin, der schmucken Gwen (Summer Glau). Ganz entscheiden lässt sich allerdings nicht, ob die wiederholt ausgestellte Weltfremdheit der Spieler – vor allem in den schwülstigen, auch in der lokalen Synchronfassung auf mittelalterliches Deutsch getrimmten Dialogen – den Zuschauer für deren sympathische Andersartigkeit einnehmen soll oder ob es nicht eher darum geht, mal herzlich über diese Loser mit ihrem Möchtegern-Heldengepose abzulachen.

    Die grundlegende Allegorie dieser reichlich haarsträubenden Erzählung ist hingegen eindeutig zu verstehen: „Dämon“ Beth fällt mir ihrer Vorstellung eines von höchster Effizienz bestimmten und komplett durchrationalisierten Alltag – wie sie selbst es ausdrückt: „Ich muss mich mit erfolgreichen Leuten umgeben“ – in eine Welt ein, die eine der wenigen verbliebenen Nischen des Eskapismus und der Nicht-Verwertbarkeit ist. Und diese Welt frisst sie durchaus wortwörtlich von innen auf. Passend dazu haben die Nerds von den gesellschaftlichen Autoritäten und dem sozialen Mainstream auch keine Hilfe zu erwarten: Ein Nebenstrang der Handlung befasst sich mit fiesen Paintball-Rednecks, die den „Mittelalter-Schwuchteln“ genüsslich ein paar Farbspritzer aufs Kettenhemd zaubern.

    „Knights of Badassdom“ ist also auch in der nun weltweit vertriebenen Fassung, die sich wohl grundlegend von Joe Lynchs Vision und seinem „Director’s Cut“ unterscheidet, beileibe kein dummer Film, sondern lässt sich als sympathisches Plädoyer für die (vermeintliche) Nichtsnutzigkeit verstehen. Es ist eine Genreerzählung, die wesentlich von ihrer Genrehaftigkeit erzählt, ein erst auf den zweiten Blick selbstreflexives B-Movie. Das erklärt auch die Mitwirkung von Fanlieblingen wie Peter Dinklage („Game of Thrones“) und Summer Glau („Firefly“) sowie die zahlreichen Cameos vor allem in den USA bekannter Komiker wie Brian Posehn oder Danny Pudi („Community“).

    Ganz sicher wird es in diesem erzählerischen Rahmen auch niemanden wundern, dass die Existenz des Übernatürlichen in Sekundenschnelle akzeptiert, analysiert und bekämpft werden kann. An anderer Stelle hingegen scheint diese Rasanz merkwürdig ausgebremst. Redundante Szenen wie der Kampf der Abenteurergruppe gegen Affenmonster – genauer gesagt, ein Team von Schauspielern in Affenkostümen – wirken weder sonderlich komisch noch in irgendeiner anderen Weise relevant. Immer wieder gibt es solche Einschübe, die das Tempo von „Knights of Badassdom“ so stark ausbremsen, dass das Ergebnis trotz aller gelungenen Ansätze dann insgesamt doch nur durchschnittlich ist.

    Fazit: „Knights of Badassdom“ ist ein selbstreflexives B-Movie, das zwischen Hast und Redundanz keinen eigenen Erzählrhythmus findet.

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