Fazit vorneweg: Eine trotz Schwächen sehr gelungene und authentische Fortsetzung des Kultfilmes von 1996!! Aus der Sicht eines Zuschauers, der ID4 (also den ersten Teil) nicht oder nur unzureichend kennt, ist "Resurgence" wahrscheinlich tatsächlich nur ein 0815-SciFi-Actioner. Und auch im direkten Vergleich mit dem ersten Teil muss man Abstriche machen: Für die Einführung der Charaktere bleibt noch weniger Zeit (weswegen diese teilweise recht blass bleiben), die CGI-Action hat trotz des "größer, lauter, fetter"-Prinzips weniger Charme als die "kleinere", handgemachte Zerstörungsorgie von 1996, die Logikfehler sind noch zahlreicher als beim Vorgänger (
Wieso haben unsere Abfangjäger kein Schutzschild, obwohl wir ihre Technologie geklaut haben und im späteren Filmverlauf selbst ein unfassbar starkes Schild generieren? Wieso hat die superintelligente Alienrasse, die uns verteidigen will, keinen besseren Plan, sondern muss am Ende den Menschen zugestehen, doch nicht so dumm zu sein? Hört die ganze Welt eigentlich Kurzwellenradio?
und so weiter, und so weiter...). Na und dann befinden wir uns einfach nicht mehr in den 90ern; die Filmtechnologie wurde vom Computer erobert, wir alle haben zigfach spektakuläre Weltraumschlachten und globale Zerstörungswut gesehen, und all das kratzt und doch bei weitem nicht mehr so wie seinerzeit, als Alderaan zerstört, der T-800 erstmals auf die Menschheit losgelassen, oder eben 1996 das Weiße Haus in die Luft gejagt wurde. Daher kann "Resurgence" zwar von der Action her einerseits punkten, aber keine neuen Maßstäbe mehr setzen.
Dennoch ist Teil 2 eine gelungene, weil sehr konsequente Fortsetzung. Es fühlt sich beinahe so an, als wäre die Story unmittelbar nach Teil 1 geschrieben worden, und zwar von Fans des Films, die sich fragten, was denn mit den gestrandeten Aliens passiert sei, wie die Menschheit mit der neuen Technologie zurande käme, und ob da draußen nicht vielleicht noch Verstärkung für die Bösewichte lauerte. Ja, die (neuen) Charaktere haben nicht den Charme ihrer Vorgänger, ja, diese klaustrophobische Angst, die seinerzeit von 30km großen Schiffen vermittelt jeden Besucher in den Sessel drückte, kommt beim 3000NM großen Erdsauger nicht auf, ja, die Mondsequenz wirkt zu künstlich, ja, die Zerstörungswelle bei der Landung des Riesenschiffes eher obligatorisch. Alles richtig. Aber, Leute, falls ihr nicht (wie ich) Teil 1 unzählige Male gesehen habt, müsst ihr ihn zumindest VOR dem Kinobesuch von "Resurgence" zumindest nochmal ansehen. Emmerich greift dermaßen viele kleine Details auf, setzt "logisch" fort, was am Ende von Teil 1 theoretisch offen blieb - Fans von Teil 1 kommen aus dem Zählen der Reminiszenzen, Anspielungen und direkten Anknüpfungen gar nicht heraus!!
Von Kleinigkeiten wie der Benennung eines Krankenhauses nach der 1996 verstorbenen Präsidentengattin über spöttische Anspielungen auf den stolzen Weltenretter-Vater Mr. Lewinson beim Verkauf seines Buches hin zu dem Aliengefängnis in Area 51.
Wie soll jemand, der Teil 1 nicht kennt oder sich kaum daran erinnert, verstehen, wieso
sich Ex-Präsident Whitmore mit einem Alien in einen Raum einsperrt und nach draußen ruft: "Schreibt alles auf was ich sage!"? Was davon halten, dass in den großen Alienviechern kleine Aliens stecken?
Überhaupt ist das große Wiedersehen mit fast allen wichtigen Charakteren (wenn auch Will Smith schmerzlich vermisst wird) im Vergleich zu anderen Spät-Sequels kein reines Schaulaufen - gerade die bekannten Gesichter füllen diesen Film aus, verleihen ihm dann doch eine gewisse menschliche Restwärme - Brent Spiner und Jeff Goldblum allen voran; schade dass Bill Pullman nur am Rand vorkommt - aber zumindest spielt er eine nicht unwichtige Rolle.
Wie gesagt: Nüchtern betrachtet ist "Resurgence" ein ordentlicher SciFi-Actioner, mit ordentlichen Effekten und einer erwartungsgemäß schnell abgespulten Handlung. Als Nostalgiker und großer Fan des ersten Teils bin ich jedoch begeistert von den vielen Details, Anspielungen und aufgenommenen Fäden von ID4. Habe den Film in Japan auf englisch gesehen und werde ihn mir zuhause auf jeden Fall nochmal reinziehen. Klar, es wäre mehr drin gewesen - aber weniger auf alle Fälle auch. Im Gegensatz zu beispielsweise "MATRIX II" ist "Resurgence" eine keineswegs aufgesetzte, sondern stimmige und atmosphärisch passende Fortsetzung von ID4.