Der Krieg ist ein schmutziges Geschäft und lässt für hehre Gefühle wie Liebe und Loyalität nicht viel Platz. Die Erfahrung dieser schmerzlichen Lektion und der Kampf darum, zwischen all den immer wieder neu gezogenen Fronten seinen Platz zu finden und sich dabei selbst treu zu bleiben, beschreibt Bill Anderson in seinem Kriegsepos „Sword Of Honour“. Der neue Bond Daniel Craig wird natürlich zum Zugpferd der Special-Doppel-DVD-Edition gemacht und hat dabei immerhin weit über drei Stunden den Zuschauer bei der Stange zu halten. Am Stück betrachtet hält die Dramaturgie den dafür nötigen Spannungsbogen nicht ganz, die einzelnen Episoden für sich funktionieren dagegen manchmal unerwartet humorig zum größten Teil gut.
Als Guy Crouchback (Daniel Craig), Spross einer britischen Aristokratenfamilie, bei seinem Aufenthalt in Italien durch eine Verhaftung vor seinen Augen den Wahn der Nazi-Gesinnung erkennt, fasst er den Entschluss, seinen Teil zur Beendigung dieser Ideologie beizutragen. Um an die Front zu kommen, absolviert er zunächst eine Ausbildung unter dem kampfwütigen General Hook (Robert Pugh), um schließlich in Geheimeinsätzen seinem Land und dessen Idealen zu dienen. Der Weg führt ihn über Kreta nach Ägypten und schließlich nach Begoy, wo sich bereits der Kalte Krieg ankündigt. Unter welchen Umständen er auch im Einsatz ist, immer ist er bestrebt, zugleich befehlstreu und menschlich zu bleiben. In persönlichen Beziehungen lebt er sein Gutmenschentum an Virginia aus, einer betörenden wie leichtlebigen Blondine, der er verfallen ist und der er schließlich durch eine Heirat die gesellschaftliche Rettung gewährt. In beiden Kampfzonen wird er unbarmherzig in seine Grenzen gewiesen, ohne jedoch seine Integrität davon antasten zu lassen.
Regisseur Anderson spannt einen großen Bogen der Ereignisse, den er mit entsprechender musikalischer Untermalung pathetisch beginnt. Auf den vielen Einsatzetappen des unfehlbaren Helden Crouchback stehen moralische Beweggründe und die Psychologie des Krieges mehr im Vordergrund als Kriegsaction. Diese oft recht genauen Beobachtung und die Entwicklung der Charaktere heben den Film angenehm von vielem ab, was sich mit grob gezeichneten Typen zufrieden gibt. Überraschend und inmitten des im Verlauf der Handlung nur zeitweise wieder aufkommenden Pathos angenehm entspannend wirkt der Humor, mit dem Anderson die Mannen zeitweise betrachtet, die in den Krieg ziehen. In ihren strategischen Planungen, seltsamen Männlichkeitsritualen und vor allem in ihrer bewussten und unbewussten Selbstdarstellung nach außen hin werden die Männer in Uniform als kindliche Gemüter erkennbar, die sich kaum von denen unterscheiden, die Räuber und Gendarm spielen. Solche Anwandlungen dosiert Anderson behutsam genug, um sein Thema nicht der Lächerlichkeit preiszugeben. Vielmehr wird an diesen Einsprengseln inmitten der oft genug todernsten Lage der Irrwitz des Krieges deutlich.
Das größere Augenmerk liegt auf der Verführung durch die besonderen Umstände, die der Krieg mit sich bringt. Mehr als einer der Kameraden, die mit Crouchback Seite an Seite für das Gute kämpfen, lässt sich von Trophäen und Ruhm blenden, den man in solchen goldenen Zeiten für Helden schnell gewinnen kann. Hinter den Kulissen werden Intrigen gesponnnen, unsichtbare Fäden gezogen und Verbindungen ausgespielt, die das Geschehen an den Schauplätzen des Krieges zu einem Theater werden lassen mit den Soldaten als Puppen darin. Crouchback wird in dieser an verschiedenen Schauplätzen immer gleich unfeinen Schlammschlacht zu einem Helden ohne Furcht und Tadel stilisiert. Dabei werden zwar viele Fragen der Moral aufgeworfen, nicht zuletzt, weil der Held auch immer wieder scheitert. Seine edle Gesinnung bleibt jedoch derart unantastbar, dass die Figur einen Anflug der Unbeliebtheit des Klassenstrebers erhält. Niemals plagt ihn ein Zweifel an seinem Tun, und das macht ihn auf Dauer uninteressant.
Während die als Femme Fatale angelegte Virginia (Megan Dodds) kaum unerwartete Aspekte ins Geschehen bringt, tauchen verschiedene Kampfgenossen Guys immer wieder auf. Manch einer ist auf einem recht verschlungenen Lebensweg unterwegs. Wie verschieden sie sich mit den Umständen arrangieren und jeder für sich das Beste aus der Situation herausholt, bringt neue Facetten in die verschiedenen Episoden und halten das Interesse wach. Die Adaption einer Roman-Trilogie für das Medium Film ist keine Fingerübung, was sich hier vor allem darin bemerkbar macht, dass die einzelnen Kapitel gelungen sind, der Rahmen allerdings für einen Film nicht stringent genug gezimmert ist, um ihn als Ganzes zusammenzuhalten. Trotz der herausfordernden Länge und einigen Schwachstellen ist „Sword Of Honour“ ein sehenswerter Kriegsfilm mit einem damals noch kaum bekannten Daniel Craig.