Eine Frau erwacht auf den Straßen von Prag. Sie kann kaum sprechen und hat keine Ahnung, wo sie sich befindet und wie sie dort hinkam. Regisseur Dan Turner drehte mit dem Science-Fiction-Thriller „Experiment“ ein spannendes Stück Horror voller Überraschungen. Es gelingt ihm, die Idee des Menschen-Experiments inszenatorisch gut umzusetzen. Das Schauspieler-Duo Georgina French und John Hopkins tut sein Bestes, um den Menschenversuch auf der Leinwand umzusetzen. Leider gibt es einige Schwächen: Die Szenen mit den Drahtziehern im Hintergrund fallen gegenüber dem Hauptteil deutlich ab und manche Szene verliert durch die schlechte Ausleuchtung einiges an Überzeugungskraft.
Anna (Georgina French) irrt durch Prag. Ständig überfallen sie albtraumhafte Visionen – in einer Bar bringt sie jemanden um. Als sie auf Morgan (John Hopkins) trifft, fangen die beiden an zu realisieren, dass sie Teil eines hinterlistigen Spiels sind. Ihr Problem: Sie können sich an nichts aus ihrer Vergangenheit erinnern. Morgan kann immerhin Englisch sprechen, Anna bringt lediglich kindhafte Wortbrocken hervor. Als sie erkennen, dass sie offenbar beobachtet werden, eskaliert die Situation bald…
Dan Turner hat gemeinsam mit John Harrison ein spannendes Drehbuch verfasst. Woran die Umsetzung letztlich scheitert, sind die Szenen mit den Hintermännern. Es wäre vielleicht klüger gewesen, auf diese zu verzichten und den Zuschauer voll und ganz mit Morgan und Anna allein zu lassen. Denn so erfährt der Zuschauer schon relativ früh, um was es bei dem Experiment geht: Menschen zu kontrollieren. So interessant das klingt, die Marionettenspieler hätte Turner besser außen vor gelassen. Denn damit geht leider einiges an Spannung verloren.
Schauspielerisch gibt es für einen Low-Budget-Streifen nicht viel zu kritisieren: Georgina French überzeugt als verwirrte Anna voll und ganz – auch die Ausraster sind ihr abzukaufen. Selbst in schwierigen Situationen ist ihr die Verwirrung und emotionale Belastung abzunehmen. John Hopkins kann als Vordenker punkten und versucht stets, alles unter Kontrolle zu halten. Es macht Spaß, sein forsches Spiel zu beobachten. Doch auch die darstellerischen Leistungen machen aus „Experiment“ keinen tatsächlich gelungenen Film. Es fehlt an Substanz sobald klar wird, was für ein Spiel gespielt wird.
Im Großen und Ganzen ist „Experiment“ im Mittelmaß anzusiedeln: Er ist gewiss spannend, hat relativ überzeugende Amateur-Schauspieler und kann auch im Finale noch punkten. Dass für die Produktion nicht allzu viel Geld vorhanden war, ist zwar an vielen Stellen durch die Beleuchtung zu erkennen, bringt aber teilweise noch einen gewissen Charme mit sich. Regisseur Turner liefert einen interessanten Science-Fiction-Thriller ab, bei dem die Identifikation mit den Hauptpersonen ab der ersten Minute leicht fällt. Hätte Turner sich jedoch vom Prinzip her an Kammerspielen wie The Hole orientiert, wäre aus „Experiment“ noch mehr herauszuholen gewesen. Unbedingt zu empfehlen ist übrigens die englische Version, da die deutschen Synchronisation deutlich abfällt.