Von romantischen Komödien wie „Tatsächlich .. Liebe“ über kritische und interessante Oscargewinner („L.A. Crash“), der Episodenfilm als Genre hat ein unbeirrbares Erfolgsrezept. Subtil inszenierte Authentizität mittels Anhäufung von thematisch homogenen Beispielen, die ihre volle Wirkung zumeist im Finale auf beeindruckende Weise zur Schau stellen.
Nun bin ich vielleicht kein unbedingter Fan dieses Filmschaffens, aber nichtsdestotrotz gibt es immer wieder gelungene Storystränge, die man auch in schlechten Episodenfilmen finden kann. Aber dieses Genre bietet oft immer wieder Leerlauf und unglückliche Szenen, die klares Konfliktpotential aufbieten. Desweiteren also die Bewertung der einzelnen Stränge und ihre Konsequenz auf den gesamten Film:
Der Film beginnt direkt mit seiner besten Geschichte um den Internet – Callboy Kyle, auf den die aufstrebende Reporterin Nina Dunham aufmerksam wird. Rubin inszeniert hier ein wahrhaft spannendes Lehrstück über die Kehrseiten von distanzierter Reportage und hin- und hergerissener Emotionalität, was auch der glaubhaften Andrea Riseborough geschuldet ist, die hier den dennoch passend, sympathischen Draufgänger Max Thieriot übetrumpft. Vor allem gegen Ende zieht Rubin hier die richtigen Schlüsse und die Konsequenz dieses Abschnitts findet in seinem realistischen Ende gelungen Anklang.
Während dieser Handlungsabschnitt etwas in der Luft hängt und nur durch das Phänomen „Internet“ im Film gehalten wird, besitzen die anderen drei Geschichten noch mehr oder weniger Zusammenhang.
Dabei fallen leider die Szenen um Alexander Skarsgard völlig ins Wasser. Sein verkörperter Derek und deren Frau Cindy Hull (Paula Patton) finden durch das Abschalten des Internets wieder zueinander. Die ohnehin schon arg konstruierte Baukastendramaturgie wird hier noch durch die wahrscheinlich dämlichsten Dialoge des noch jungen Filmjahres abgerundet, die hier Paula Patton in den Mund gelegt werden. Auch die endgültige Konfrontation mit einem vermeintlichen Internetbetrüger, dem Schauspieler Michael Nyqvist keine klaren Akzente hinzufügen kann, fällt dabei weit weniger dramatisch aus, als gewünscht wäre.
Der Cop, der die Bestandsaufnahme über den Datenklau des Paares macht, setzt mit seinem Sohn die dritte Geschichte. Ein Cybermobbingfall seines Sohnes, der geahnte Konsequenzen folgen lässt, involviert ihn auch als Vater in das Geschehen. Der Verlauf ist hier zwar stereotyp, aber dennoch mit angebrachter Härte bis zum Ende hin, was einige typische und etwas zu oft gesehene Dialogszenen um Schuld und Sühne in Vergessenheit geraten lässt. Vor allem die aufgelockerte Konventionalität der Familie des Opfers, in der Jason Bateman als Vater fungiert, funktioniert im Verlauf der Handlung überzeugend.
Fazit:
Was lässt sich schlussendlich Erkenntnisreiches gewinnen? Das durchaus zur Selbstreflexion gedachte Contra – Internetprodukt „Disconnect“ bleibt doch etwas einseitig, denn bei aller Kritik wird hier doch etwas sehr klar mit dem Mittelfinger auf das World Wide Web gezeigt. Dennoch bleibt das Ganze für jeden Auslegungssache und dieser hauchzarte polarisierende Charakter lässt dem Film etwas abgewinnen. Debütant Henry Alex Rubin macht einen souveränen Job und zeigt vielmehr auf, anstatt mit der Holzhammermethode draufzuschlagen, was dem Werk letzten Endes doch sympathische Pluspunkte einräumt. Somit bleibt „Disconnect“ eine heiß-kalt Angelegenheit, zwischen guten Ansätzen, teils schaurigen Dialogen und unterschiedlich stark ausfallenden schauspielerischen Leistungen. Eben ein durchschnittlicher Episodenfilm, wie wir ihn kennen.