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    Jane's Journey - Die Lebensreise der Jane Goodall
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Jane's Journey - Die Lebensreise der Jane Goodall
    Von Christian Horn

    Zwei Jahre lang begleitete Regisseur Lorenz Knauer die berühmte Primatologin und UN-Friedensbotschafterin Jane Goodall auf ihren Reisen quer durch die Welt. Mit ihrer Erkenntnis, dass Affen Stöcke und ähnliches als Werkzeuge benutzen, sorgte sie als junge Frau für Furore in der wissenschaftlichen Gemeinde. Heute agitiert die mittlerweile 76-Jährige weltweit für ein harmonisches Miteinander zwischen Mensch und Natur, wobei sie ihre internationale Bekanntheit geschickt für die gute Sache nutzbar macht. Da sich Knauers Dokumentation über weite Strecken mit einer Aneinanderreihung etlicher Reisestationen begnügt, kann der Film nicht völlig überzeugen. Zu unreflektiert erscheint die Annäherung an Goodall und ihr Anliegen, zu wenig Perspektive des Filmemacher ist sichtbar. Schließlich sorgt das routinierte Charisma der Protagonistin dafür, dass „Jane's Journey" nicht völlig am Betrachter vorbei geht.

    Es gehe ihr auf die Nerven, dass die Leute sie immer auf „Gorillas im Nebel" ansprechen und ihr große Bewunderung für die dort gesehenen Taten versichern, sagt Jane Goodall. Sie frage dann immer, ob die Leute sich nicht darüber wundern, dass die Frau aus „Gorillas im Nebel" (Dian Fossey nämlich, gespielt von Sigourney Weaver) am Ende erschossen wird und nun leibhaftig vor ihnen steht. Aber – das muss man den verwirrten Zeitgenossen zu Gute halten – es besteht in der Tat Grund zur Verwechslung: Beide Frauen begannen ihre Forschungsarbeiten auf Geheiß des Anthropologen Louis Leakey, der Anfang der Sechzigerjahre in Afrika verweilte, um Erkenntnisse über den vormodernen Menschen zu erzielen. Während Fossey das Verhalten der Berggorillas erforschte, nahm sich Goodall die Schimpansen im Gombe-Nationalpark in Tansania vor und entdeckte den Werkzeuggebrauch derselben. Heute beschäftigt sie sich nicht nur mit Schimpansen, sondern mit dem großen Ganzen: Sie reist von Vortrag zu Vortrag, gründet soziale Projekte und nimmt an Konferenzen teil – immer mit dem Ziel, die Welt ein Stück besser zu machen.

    Klar, dass „Jane's Journey" in Tansania bei den Schimpansen ansetzt. Hier ist das zweite Zuhause der in London geborenen Goodall, hier beginnt ihre Geschichte. Fotografien und Videoaufnahmen der jungen Jane ergänzen die eigens für die Dokumentation erstellten Aufnahmen. In dieser Anfangsphase hat „Jane's Journey" seine stärksten Szenen: Jane Goodall und die Schimpansen geben ein schönes Paar ab – Information, Schaulust und Humor verbinden sich zu einer glücklichen Einheit. Von Goodalls Forschungsergebnissen berichtet Lorenz Knauer, von den Männern ihres Lebens und den Anfängen des sozialen Engagements. Sowohl die öffentliche, als auch die private Seite der Frau rücken in den Fokus – und auch die Berührungspunkte beider Seiten: Mit ihrem Sohn war die Tierschützerin lange Zeit zerstritten, weil dieser sein Geld ausgerechnet mit kommerziellem Hummerfang verdiente. Erst die bereits nach zwei Jahren erfolgte Ausrottung der Hummerbestände an den Küsten Tansanias öffnete dem Sohn die Augen für die Belange seiner Mutter, die er heute unterstützt.

    Nach dieser Einführung begleitet „Jane's Journey" seine Protagonistin in alle Ecken der Welt, auf eine UN-Friedenskonferenz, in ein Reservat nach South Dakota oder zum Teetrinken in Angelina Jolies Villa. Leider vermag Lorenz Knauer es ab hier kaum, seine Erzählung in eine aussagekräftige Form zu bringen. Vielmehr erschöpft sich „Jane's Journey" in einem zunehmend redundanten Aufzählungscharakter, den lediglich die Präsenz Goodalls abfedert. Sicher gibt es auch hier große Kinobilder, die ganz für sich alleine stehen: zum Beispiel eine Aufnahme aus Grönland, in der Jane Goodall das Herausbrechen großer Eisblöcke aus den steilen Klippen beobachtet oder die Bilder aus dem verdorrten Reservat in South Dakota, in dem beinahe jeder Einwohner Alkoholiker ist. Dennoch ist es ab einem gewissen Punkt zu viel der Reiseziele, vor allem auch, weil Jane Goodall immer wieder das mehr oder minder Gleiche erzählt: Es besteht Hoffnung, wir müssen den Planeten für die Kinder bewahren und mit der Natur in Einklang leben – schon im Titel ihrer Autobiografie ist dieser Hang zum Hoffnungmachen eingeschrieben: „Reason for Hope".

    Der weltweite und scheinbar unermüdliche Einsatz Goodalls ist ohne Frage überaus ehrenwert, findet in Lorenz Knauers begleitender Dokumentation aber keinen rundum gelungenen Ausdruck. Sinnvoll wäre das Weglassen der einen oder anderen Reisestation gewesen – und eine Vertiefung der übrigen, vielleicht gar ein Abschweifen in vermeintlich Nebensächliches. Einen gewissen Eindruck hinterlässt „Jane's Journey" trotzdem, was in erster Linie an der charismatisch-mütterlichen Persönlichkeit Jane Goodalls liegt, die auch unglückliche Entscheidungen im Schneideraum wegsteckt.

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