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    Auf Messers Schneide - Rivalen am Abgrund
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Auf Messers Schneide - Rivalen am Abgrund
    Von René Malgo

    Der alternde Multimillionär Charles Morse (Anthony Hopkins) vermutet zwischen dem Fotographen Robert Green (Alec Baldwin) und seiner hübschen Frau Mickey Morse (Elle MacPherson) eine Affäre. Entsprechend unbehaglich fühlt er sich während eines Entspannungsurlaubes in der Wildnis Alaskas, wo sich der weltgewandte Geschäftsmann etwas vernachlässigt vorkommt. Bei einem Ausflug, an dem sowohl Charles als auch Robert teilnehmen, tritt eine unerwartete Katastrophe ein. Das Flugzeug gerät in einem Vogelschwarm und stürzt ab. Ohne Funkgerät, Landkarte und sonstiger Ausrüstung finden sich die beiden Stadtmenschen unversehens in der Wildnis wieder. Sie müssen ihre Vorbehalte einander gegenüber beiseite schieben und zusammen fürs Überleben kämpfen, denn die Natur ist härter als angenommen und ihnen in der Form eines hungrigen Bären schon auf den Fersen…

    Die Logik wird bei „Auf Messers Schneide“ nicht gerade gepflegt und auch psychologische Nachvollziehbarkeit scheint sich der Abenteuerthriller kaum auf die Fahnen geschrieben zu haben. Dabei wäre dies durchaus möglich gewesen, denn zuweilen präsentiert sich „Auf Messers Schneide“ mitunter auch als Charakterdrama, welches die (Un-)Tiefen des menschlichen Wesens zu erforschen versucht. Insoweit bietet der Film einige interessante Ansätze, kann aber mangels in sich geschlossener Logik leider nicht allzu ernst genommen werden.

    Handwerklich ohne großen Fehl und Tadel und schauspielerisch überdurchschnittlich bietet „Auf Messers Schneide“ allerdings äußerst spannende Abenteuerkost mit einigen redlich innovativen Elementen. Anthony Hopkins mimt den überlegenen Millionär, der nicht, wie im Genre eigentlich üblich, zum großkotzigen aber feigen, millionenschweren Bürogummi avanciert. Vielmehr bleibt er der Figur des Alec Baldwin in jeglicher Hinsicht überlegen, moralisch, geistig und sogar körperlich. Das ist verwunderlich, denn Baldwin hat von Anfang an den Status des Verlierertypen intus und wird diesen bis zum Ende nicht mehr los. Diese Charakterisierung wirkt trotz diverser psychologischer Unstimmigkeiten wesentlich realistischer als bei anderen Genrevertretern oder Konstellationen, wo Ober- gegen Unterklasse antritt. Hier bleibt es im Verhältnis der beiden Männer so, wie es in Wahrheit wahrscheinlich auch gewesen wäre, womit einem der Film auch ein bisschen die romantischen Illusionen zu nehmen vermag, dass der sozial Benachteiligte zumindest immer moralischer Sieger bleibt.

    Storytechnisch pocht der Film wie bereits angedeutet nicht gerade auf Realismus, wenngleich es seine rauen und episch angehauchten Bilder schon so zu vermitteln scheinen. Trotz einiger Vorhersehbarkeiten erweist sich der ansprechend fotografierte Abenteuerschocker als ziemlich spannend und vermag in den Bann zu ziehen. Das Werk, getragen von zwei erstklassig agierenden Hauptdarstellern, kann dabei bis zum Schluss unterhalten und fesseln.

    Die Thematik hätte mehr hergeben können und mehr Logik wäre im Wesentlichen förderlich gewesen, aber der Zuschauer konnte zugegebenermaßen bestens unterhalten werden und dürfte somit seine dem Film geschenkte Zeit nicht wirklich bereuen. Der Film bietet, abzüglich der Logik, genau das, was gesehen werden will und im besten Falle auch erwartet wird. Was also möchte man eigentlich mehr? Nicht jeder Abenteuerfilm muss gleich ein „Lawrence von Arabien“ oder „Indiana Jones“ sein.

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