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    Flüstern des Meeres - Ocean Waves
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    Sebastian Schlicht7
    Sebastian Schlicht7

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    3,0
    Veröffentlicht am 1. Juni 2023
    Schöne Ansätze und eine anstrengende Protagonistin...

    1993 war Studio Ghibli noch am Anfang seiner steilen Karriere. Bis dato war fast jeder Film des japanischen Studios ein Hit, vor allem bei Kritikern. „Mein Nachbar Totoro“ oder auch „Die letzten Glühwürmchen“, alles beeindruckende Meisterwerke. Nun sollte die Jugend ran: Hayao Miyazaki und sein Team gaben dem damals jungen Regisseur Tomomi Mochizuki die Chance das Buch mit dem gleichen Namen, „Ocean Waves, als Anime zu verfilmen. Das Endergebnis lief aber gar nicht im Kino, sondern im TV und wurde (wie auch einige andere frühe Ghibli-Filme) erst viel später in anderen Ländern gezeigt. In Deutschland etwa erschien der Film erst 2009 auf DVD, in Amerika sogar erst 2017. „Ocean Waves“ wurde im Gegensatz zu vielen anderen Ghibli-Werken allerdings nicht sehr positiv aufgenommen. Der Film erntete viel Kritik und auch ich muss leider sagen, dass mir das Ganze nicht so zugesagt hat, wie anfangs erhofft. „Ocean Waves“ hat ganz klar viele starke Elemente, aber auch einige schwache und fragwürdige.

    In der kleinen Hafenstadt Kōchi ist nicht viel los, besonders nicht in der Highschool. Das ändert sich jedoch als die hübsche Rikako aus Tokio dort auf die Schule wechselt. Während die meisten vor allen Dingen mit Lästern und Tratschen beschäftigt sind, ist beim jungen Taku das Interesse geweckt. Doch Rikako hat eine schwierige Seite, die Taku schnell kennen lernt…

    Man denkt sofort an eine klassische Liebesgeschichte bei dieser Beschreibung, aber das ist „Ocean Waves“ glücklicherweise nicht. Die beiden Protagonisten können sich über weite Teile des Films nicht immer ausstehen. Es gibt versöhnliche Momente, aber vor allem viel Streit und Unverständnis. Das macht aber die Beziehung zwischen beiden (größtenteils) aber auch interessant.

    Ansonsten besticht der Film wieder durch einen berührend, magischen Realismus, wie schon „Only Yesterday“. Wir bekommen einen wirklich authentischen Blick auf das triste Leben der jungen Schüler dieser Kleinstadt. Anders als in Tokio wird hier viel gelästert und kleinste Dramen werden unnötig aufgeplustert. Die Kids merken erst viel später, was sie wollen und werden schließlich erwachsen. Eine schöne Thematik, die auch „Only Yesterday“ oder später auch „Stimme des Herzens“ bereits großartig umgesetzt haben.

    Doch warum konnte der Film nicht dennoch nicht so überzeugen? Für mich ist das Hauptproblem Rikako. Der Film zeigt ganz klar, dass Taku und auch sein Freund Yutaka verrückt nach ihr sind. Taku gibt das kaum zu und ist oftmals von ihr im Film wirklich genervt oder enttäuscht. Gerade er als Protagonist erinnert sich am Ende fast nur an schlechte Erfahrungen mit ihr. Und doch besteht die Story darauf, dass er verrückt nach ihr ist. Warum? Ich konnte das ehrlich gesagt nicht verstehen. Rikako wird wie viele andere der Kids am Ende erwachsen, aber davon sehen wir praktisch nichts. Was wir sehen sind viele egoistische Momente von ihr. Ich finde sie trotzdem als Figur interessant, aber das Problem ist, dass der Film ziemlich kurz und schnell vorbei ist. Ich hätte gern mehr über sie und ihre Beziehung zu ihren Eltern erfahren, denn da lag ja oftmals das Problem bei ihr. Ich hätte sie gern besser verstanden, so aber blieb sie mir als unsympathisch und anstrengend im Kopf. Und das ist bei einer Figur, die man (wie Taku auch) begehrenswert und faszinierend finden soll, leider eher unvorteilhaft.

    Im technischen Bereich ist nichts auszusetzen, der Film sieht toll aus und ist wie immer stark animiert. Herausgestochen hat für mich der Schnitt, der manchmal wirklich ungewöhnlich ist für einen Ghibli-Film (und das ist durchaus positiv gemeint). Die Musik von Shigeru Nagata hingegen konnte mich nicht so ganz abholen und wirkte manchmal etwas zu künstlich.

    Fazit: „Ocean Waves“ hat viele gute Elemente, viele die man auch von anderen Ghibli-Filmen kennt. Aber das ist irgendwie auch mein Problem mit dem Film. Werke wie „Only Yesterday“ oder „Stimme des Herzens“ haben ähnliche Ansätze und bringen diese Themen deutlich besser rüber. Vielleicht gefällt mir „Ocean Waves“ irgendwann besser, aber im Moment fehlt mir vor allem Verständnis für den Hauptcharakter. Wieso findet er Rikako so toll? Wieso muss der Film gerade am Ende diese Liebesgeschichte so forcieren? Mich haben die Wellen des Ozeans leider nicht erreicht…
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