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    Das Lied von den zwei Pferden
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Das Lied von den zwei Pferden
    Von Christian Horn

    Mit ihrem mehrfach ausgezeichneten Dokumentarfilm Die Geschichte vom weinenden Kamel gab die mongolisch-stämmige Regisseurin Byambasuren Davaa 2003 ein erfolgreiches Kinodebüt. Es folgte Die Höhle des gelben Hundes, in dem Davaa Formen des Spiel- und Dokumentarfilms geschickt austarierte. Diese Herangehensweise, das Vermischen von Zufälligem und Inszeniertem, verfolgt die Regisseurin in ihrem dritten Film weiter: „Das Lied von den zwei Pferden“ begleitet eine Sängerin auf ihrer Reise durch die Innere wie Äußere Mongolei, wobei sie sich regelmäßig auf Begegnungen mit Einheimischen einlässt. Somit funktioniert der Film einerseits als stilles, existentialistisches, mit der Landschaft arbeitendes Road Movie und andererseits als dokumentarisches Porträt der Mongolei und der Menschen, die dort leben. Leider gleitet die Inszenierung dabei allzu oft ins Rührselige.

    Die Sängerin Urna (Urna Chahar-Tugchi) reist von der Inneren in die Äußere Mongolei, um den Text eines alten Liedes wiederzufinden. Ihre Großmutter hat der jungen Frau eine alte Pferdekopfgeige vererbt, von der nur Hals und Kopf die Kulturevolution überstanden haben. Die Verse des Liedes von den zwei Pferden des Dschingis Khan – ein Volkslied, das die Teilung der Mongolei wie kaum ein anderes beschreibt – waren ursprünglich auf der Geige eingraviert. Die Suche nach dem traditionellen Lied erweist sich als schwierig: Kaum einer erinnert sich an den Song oder den genauen Text, andere kennen es nur vom Hörensagen…

    „Die zwei Pferde des Dschingis Khan

    sehnen sich nach ihrer Herde.

    Wenn der Schnee auf den Bergen schmilzt

    finden die Brüder wieder nach Hause.“

    So wie diese Zeilen aus dem gesuchten Lied ist auch „Das Lied von den zwei Pferden“ bisweilen eine arg schwülstige Veranstaltung, was man schon an dem tranduseligen Titel erkennt. Ein Glück des Films ist aber, dass Byambasuren Davaa immer wieder dokumentarische Elemente einfließen lässt und der Erzählung dadurch eine Frische und Bodenhaftung bewahrt, die dem Kitsch der fiktionalisierten Abschnitte entgegensteht.

    Dabei wäre „Das Lied von den zwei Pferden“ gar nicht auf das Rührende angewiesen: Die Reise durch die Mongolei und der Fokus auf die Trennung des Landes in einen nördlichen (Äußere Mongolei) und einen südlichen (Innere Mongolei) Teil, in der Mitte liegt die Wüste Gobi, gibt eigentlich genug Stoff her, der auch für sich alleine hätte stehen können. Allein die Aufnahmen der Landschaft, die Totalen von weiten Steppen, Bergen und schlammigen Wiesen, bieten per se genug Attraktion. Zudem überzeugt die Protagonistin Urna Chahar-Tugchi, die sich selbst spielt und auch im wirklichen Leben eine berühmte mongolische Sängerin ist, mit großem Charisma und einer daraus resultierenden Präsenz. In einem der schönsten und zentralen Bilder des Films sieht man sie mit einem roten Umhang über die satten grünen Wiesen spazieren. Eine andere Szene, in der die Landschaft selbst zum Protagonisten wird, zeigt das Steckenbleiben des Autos in einer schlammigen Wiese. Der Reisegruppe um Urna bleibt nichts anderes übrig, als eine Nacht im festgefahrenen Auto zu kampieren.

    Um Tradition und Geschichtsbewusstsein geht es in „Das Lied von den zwei Pferden“, um die Angst, dass die kulturelle Identität eines Landes verloren gehen könnte, um die Frage nach den Unterschieden zwischen Innerer und Äußerer Mongolei und die Auswirkungen dieser Trennung auf das Individuum. Dabei nimmt „Das Lied der zwei Pferde“ einen rückwärtsgewandten, dem Vergangenen oft nachtrauernden Blick ein, der allzu oft ins Rührselige abrutscht. Seinen Mehrwert und die bleibenden Momente erhält der Film schließlich durch die geschickte Vermischung von dokumentarischem und fiktivem Material sowie die bildgewaltige Mongolei selbst.

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