Im norwegischen Jotunheimen-Gebirge liegt, wie Freunde des skandinavischen Horrorfilms wissen, eine verlassene Hotelanlage, die man lieber meiden sollte, wenn man es nicht mit einem wahnsinnigen Killer zu tun bekommen möchte. In „Cold Prey - Eiskalter Tod" suchten dort fünf junge Wintersportler Unterschlupf, nachdem einer von ihnen sich bei einem Unfall verletzt hatte. Der spannende, aber insgesamt doch zu vielen Genrekonventionen folgende Slasher wurde mit „Cold Prey 2 Resurrection" bereits 2008 mäßig überzeugend fortgesetzt. In „Cold Prey 3" erzählt Regiedebütant Mikkel Braenne Sandemose nun die Vorgeschichte zu den ersten beiden Teilen. Das Ergebnis ist solide Slasher-Unterhaltung, die allerdings ohne jede Überraschung auskommt.
Wieder ist es eine Gruppe von jungen Leuten, die sich im Jotunheimen auf Wanderschaft begeben. Hedda (Ida Marie Bakkerud), Siri (Julie Rusti), Anders (Kim S. Falck-Jørgensen) und ihre Freunde wollen gezielt nach dem Hotel suchen, aus dem Jahre zuvor die Besitzer und ihr kleiner Sohn verschwunden sind. Eine Rückblende gleich zu Beginn des Films hat da aber längst offenbart, dass der Junge seine Eltern umgebracht hat, weil sie ihn sein Leben lang in einem schmutzigen Kellerloch eingeschlossen hatten. Zwölf Jahre später gilt der inzwischen erwachsene Brath (Endre Hellestveit) noch immer offiziell als vermisst, ist in Wahrheit aber beim örtlichen Wilderer (Nils Johnson) untergekommen. Als Siri versehentlich in eine von dessen Fallen tappt, entdeckt Brath seine Liebe zur Menschenhatz...
Prequels haben oft das Problem, dass sich ihr Ende ja bereits zwingend aus dem ergibt, was man aus den anderen Teilen kennt. „Cold Prey 3" bildet da keine Ausnahme. Regisseur Mikkel Brænne Sandemose begegnet diesem Nachteil, indem er das Personal bis auf den Mörder vollständig austauscht und auf diese Weise lange in der Schwebe hält, ob nicht vielleicht doch einer der Urlauber überlebt - und indem er die Handlung schnell aus dem Hotel in die drumherum liegenden Wälder verlagert (im Gegensatz zu den ersten beiden Teilen ist es nicht Winter, weshalb auch der Filmtitel diesmal etwas deplatziert wirkt), entfaltet das Prequel zudem eine gänzlich andere räumliche Dynamik.
Im Gegensatz zu den recht statischen Ereignissen in „Cold Prey" und „Cold Prey 2", die sich fast vollständig in einem Hotel beziehungsweise in einem Krankenhaus abspielten, wird im dritten Teil viel Wert darauf gelegt, die Parallelen zwischen der Menschenhatz und einer herkömmlichen Jagd auf Tiere zu betonen. Neben Fallen kommt dabei auch ein ganzes Arsenal an typischen Jagdwaffen zum Einsatz. Außerdem werden die Gegebenheiten von Wald und Gebirge, die in den ersten Filmen lediglich als spektakulärer Hintergrund fungierten, diesmal viel stärker in den Plot miteinbezogen. Entgegen den Erwartungen stellen sich die jugendlichen Städter dabei gar nicht mal so ungeschickt an, die üblichen Klischees des Backwood-Slashers à la „Wrong Turn" oder „Cabin Fever" werden so ganz bewusst vermieden. Statt auf klassische Genremotive zu setzen, destilliert Mikkel Brænne Sandemose die Spannung lieber direkt aus der Handlung. Das gelingt ihm, indem er den Protagonisten etwa eine realistische Chance auf Gegenwehr zugesteht.
Der relativ sparsame Umgang mit dem Personal (für die Drehbuchautoren Peder Fuglerud und Lars Gudmestad sind ihre Protagonisten offensichtlich mehr als Frischfleisch zum Niedermetzeln) sorgt zudem dafür, dass tatsächlich bis zum Finale nicht feststeht, wer oder ob überhaupt jemand überlebt. Eine clever eingefügte Parallelhandlung um den örtlichen Polizisten (Terje Ranes) zieht die Spannungsschraube zusätzlich an. So gerät „Cold Prey 3" am Ende zu einem sehr solide-mittelprächtigen Slasher, der zwar keine großen Überraschungen bereithält, Fans der ersten beiden Filme aber sicherlich gut unterhalten dürfte.