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    The Alphabet Killer
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    The Alphabet Killer
    Von Christian Horn

    Ob Buffalo Bill (Das Schweigen der Lämmer), John Doe (Sieben) oder Jigsaw (Saw): Serienkiller sind in Thrillern gern gesehene Gäste. Immer wieder treten psychopatische Mörder, die sich nicht mit nur einem Opfer begnügen, in einschlägigen Filmen auf – und ein Ende ist nicht in Sicht. Vor zwei Jahren legte David Fincher mit Zodiac ein ambitioniertes Werk des Genres vor und belebte es damit noch einmal nachhaltig. Solche Highlights sind jedoch in der Minderheit: Serienmörder treiben sich mit Vorliebe in mittelmäßigen bis schrottigen Filmen herum, die in aller Regel lediglich die Standards abspulen und meist nicht einmal mehr den Anspruch erheben, ins Kino kommen zu wollen. So auch „The Alphabet Killer“ von Regisseur Rob Schmidt, der mit Wrong Turn einen zumindest finanziell erfolgreichen Slasher in seiner Filmographie vorweisen kann. Groß gemetzelt wird in Schmidts neuem Film, der auf einer wahren Begebenheit beruht, allerdings nicht und mit gerade Mal drei Opfern ist sein Killer auch nicht sonderlich tüchtig. „The Alphabet Killer“ konzentriert sich vielmehr auf die Psyche der Protagonistin, punktet aber auch auf dieser Schiene kaum.

    Die ambitionierte Polizistin Megan Paige (Eliza Dushku, Girls United) soll den Mord an einem jungen Mädchen aufklären. Bald bemerkt sie, dass Vor- und Nachname sowie der Fundort des Opfers mit demselben Buchstaben beginnen: Carla Castillo wurde in Churchville ermordet. Während ihre Kollegen an puren Zufall glauben, vermutet Megan ein Prinzip hinter dieser Buchstabenspielerei. Sie steigert sich zunehmend in den Fall und wird schließlich von Wahnvorstellungen heimgesucht, in denen das tote Mädchen sie um Hilfe bittet. Als die Psychose schlimmer wird, muss Megan eine Therapie anfangen. Zwei Jahre später, der Mörder ist immer noch nicht gefasst, tritt sie wieder in den Polizeidienst ein. Und pünktlich zu ihrem Dienstbeginn schlägt der Mörder – nach dem gleichen Muster – erneut zu. Megan beginnt mit den Ermittlungen und die Psychose setzt schlimmer ein als zuvor…

    Die Morde spielen in „The Alphabet Killer“ eine eher untergeordnete Rolle. Rob Schmidt legt den Fokus auf Megan und ihre akustisch wie visuell ausgestalteten Wahnvorstellungen, wobei er Schock- und Gruselmomente nutzt, die stark an asiatische Genrebeiträge der Marke Ringu erinnern. Während Schmidts Schockeffekte zu Beginn noch erschrecken, nutzen sie sich im Lauf der Handlung merklich ab. Im weiteren Verlauf liefern die toten Mädchen, die Megan erscheinen, mehr ein gewohntes Bild als Angst und Schrecken. Weniger wäre hier mehr gewesen, doch in Sachen Reduktion tun sich zeitgenössische Gruselfilme eben ohnehin recht schwer.

    Zudem wirkt Megans Psychose arg aufgesetzt, da die Ursprünge nicht erklärt werden und die Krankheit daher letztlich nur als Steilvorlage für Schreckensmomente herhält. Die Bilder der Mädchenleichen und das ewig wiederholte „Megan, hilf mir!“ werden nur für den oberflächlichen Thrill eingesetzt. Ein Ansatz, der jede Charakterstudie – und als solche ist der Film in erster Linie angelegt – im Keim erstickt. Die Auflösung hat dann zwar etwas für sich und erscheint sehr konsequent, wird aber viel zu ungelenk und beiläufig präsentiert, um ihre Wirkung voll zu entfalten. Das pessimistische Finale kommt dann auch genauso oberflächlich daher wie der ganze Pseudo-Terror zuvor.

    Stilistisch liefert Rob Schmidt die üblichen Serienmörder-Bilder, also viele dunkle, atmosphärische Aufnahmen in verlassenen Gegenden. Handwerklich agiert er versiert, auch wenn er mit Musikeinsätzen und Schnitten keine nachhaltigen Akzente zu setzen vermag, sondern das in anderen Produktionen bereits zig-fach Gesehene nur noch einmal mehr reproduzieren. Auffällig ist hingegen die mitunter plumpe Aneinanderreihung der Szenen, von denen einige regelrecht deplatziert wirken und andere ihre dramaturgische Funktion beinahe wie eine Inschrift vor sich her tragen. Hier hat Drehbuchautor Tom Malloy, der auch gleich eine Rolle in „The Alphabet Killer“ übernommen hat, eine nicht selten fatal uninspirierte Vorlage geschaffen.

    Der Ansatz von Rob Schmidt ist per se nicht schlecht. Er verweigert sich einem klassischen Whodunit und einer blutigen Ausschmückung der Mordszenen im Sinne des Torture Porns (Wolf Creek, Hostel). Stattdessen richtet er seinen Blick vornehmlich auf die Hauptfigur und deren innere Dämonen. Sein Psychogramm der schizophrenen Polizistin geht allerdings nicht auf, weil „The Alphabet Killer“ einfach zu sehr an der Oberfläche verhaftet bleibt und dort bei dem Versuch scheitert, mit teilweise abgedroschenen Effekten Spannung und Grusel zu erzeugen.

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