[...]Zwar knüpft „Retaliation“ an die losen Fäden von „The Rise of Cobra“ an, wirft ansonsten aber eher einen verschämten Blick über die Schulter, wie auf den Kumpel, der einen hinter’m Rücken gerade mit irgendeiner geekig-freakigen Aktion lächerlich macht, während man versucht, die Schulschönheit mit Coolness zu beeindrucken.[...]Die Regenbogenfarbbombe, die „The Rise of Cobra“ auf der Leinwand explodieren ließ, wird ansonsten auf Erdfarben runtergegradet, die Aufträge der Joes werden von abgespacten futuristischen Gadgets nur noch peripher unterstützt, statt das Superduperbeschleunigungsanzüge und sonstige geht-nicht-gibt’s-nicht-Technik die Gefechte bestimmen.
„G.I. Joe: Retaliation“ macht auf Kriegsactioner, wie ihn die „Call of Dutys“ und „Battlefields“ und „Medal of Honors“ nowadays definieren, wirkt geradezu verlegen und in „hoffentlich geht das gut…“-Haltung zusammengekauert, wenn er Namen wie Snake Eyes, Storm Shadow, Hard Master oder Cobra Commander erstmals erwähnen und’s mit denen auch noch ernst meinen muss. Die Joes im ersten Teil waren dieser ultrakrasse und von allem abgesonderte Kampfhaufen, eine betont internationale und multikulturelle Eingreiftruppe im globalen Einsatz gegen das Böse, im Nachfolger nun weicht dieser etwas akzentuiertere Ansatz einem eher plumpen Soldatenstolz, einem strammstehenden und brav salutierenden Vaterlandsdienst mit stars’n’stripes-Patriotismus und auf den unterbetonten persönlichen Ebenen der Joes einer militärischen Komplexbewältigung, bis die Fronttauglichkeit mit zackigem Gruß anerkannt und geehrt wird. Wohl auch eine Reaktion der Macher, das uramerikanische Kulturgut des Spielzeuginfanteristen nach den vor allem national enttäuschenden Einspielzahlen des Vorgängers nun ordentlich und sachgemäß auf Publikumswirksamkeit zu trimmen. So richtig störend oder zu sehr ins politisch-konservative (Rechts)Extrem gedacht wird’s nicht in „G.I. Joe: Retaliation“, und doch stand es den Joes im Vorgänger besser, sich in dieser Hinsicht ein bißchen bedeckter und weniger mit in Wort und Tat mitwehender Flagge zu präsentieren.[...]
[...]The Heavys ♫How You Like Me Now♫ dröhnt über den Abspann von „G.I. Joe: Retaliation“ und diese Songauswahl kann eigentlich kein Zufall sein: Jon M. Chus Sequel ist im Grunde die ständige Frage und verzweifelte Antwortsuche, ob er’s denn nun besser macht als Teil Eins, ob man ihn so präsentiert denn nun lieber mag, diesen irrsinnigen Kosmos aus Supersoldaten, Ninjas, Cobra Commandern und nuklearer Megabedrohung. Eine recht missliche Lage, aus der sich der Film nie befreien kann, denn natürlich ist man geneigt zu sagen, dass mehr handgemachte Action gegenüber dem CGI-Overkill von „The Rise of Cobra“ ein deutlicher Pluspunkt ist – aber es passte da halt, dass die Joes ihre Basis unter dem Wüstensand verbargen, die Schurken ihr Hauptquartier unter’m Nordpol, es schuf überhaupt erst einen eigenen Kosmos, wie konsequent Stephen Sommers sein Material hochpushte und ohne Rücksicht immer noch beklopptere Szenen aneinander klatschte. „Retaliation“ ist viel gebremster, eigenschaftsloser, das Soap-mäßige Figurenkonstrukt der ersten Runde weicht in dieser Zweiten ein paar Blassnasen, zwischen denen man sogar Channing Tatum vermisst, aber im allgemeinen die Kernigkeit des Erstlings fehlt, der auf Helden- und Schurkenseite mit Marlon Wayans, Sienna Miller, Christopher Eccleston, Dennis Quaid, Adewale Akinnuoye-Agbaje und Joseph Gordon-Levitt auftrumpfte, und der bei allem Kinderquatsch mehr Härte und Konsequenz in den Actionszenen bot, egal um wie vieles echter die nun in „Retaliation“ sind. Der bleibt am Ende ein solider Krachbummfilm mit Figuren, die wie zufällig komische Namen tragen und teils ein bißchen schräg ausschauen.[...]