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    Sphere - Die Macht aus dem All
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Sphere - Die Macht aus dem All
    Von Carsten Baumgardt

    In den 90er Jahren führte für Hollywood an zwei Schriftstellern absolut kein Weg vorbei: John Grisham (Die Firma, Die Akte) und Michael Crichton. Nicht nur, dass sich ihre schmissigen Romane wie geschnitten Brot verkauften, die Verfilmungen ihrer Werke lockten die Massen in die Kinos. Doch der Hype hatte auch ein Ende. Bei Crichton lässt sich der Anfang dessen exakt bestimmen: Und zwar mit Barry Levinsons Science-Fiction-Horror-Thriller „Sphere“. Der kostete viel und leistete wenig.

    Die US-Army entdeckt auf dem Grund des Pazifiks ein außerirdisches Raumschiff, das bereits vor 300 Jahren abgestützt zu sein scheint. Vor der Öffentlichkeit muss dieser sensationelle Fund geheim gehalten werden. Ein Team von vier hochrangigen Wissenschaftlern soll das Objekt in 300 Metern Tiefe genauer untersuchen. Der Psychologe Dr. Norman Goodman (Dustin Hoffman), der Mathematiker Dr. Harry Adams (Samuel L. Jackson), der Astrophysiker Dr. Ted Fielding (Liev Schreiber) und die Biochemikerin Dr. Elizabeth Halperin (Sharon Stone) tauchen ab in ein High-Tech-Habitat. Geleitet wird die Mission von Captain Harold C. Barnes (Peter Coyote), dessen Crew die Wissenschaftler unterstützen soll. Die Überraschung ist groß, als sich das Team an Bord des Raumschiffes begibt und feststellen muss, dass es sich um ein amerikanisches Flugobjekt handelt, das aus der Zukunft zu stammen scheint. Während an der Meeresoberfläche ein Zyklon tobt, wird die Szenerie in der Tiefe immer beängstigender. Eine riesige reflektierende Kugel außerirdischer Herkunft gibt Rätsel auf. Die Persönlichkeiten der Crew verändert sich, bald kommt es zu ersten Opfern...

    Jurassic Park markierte 1993 den großen Durchbruch der Crichton-Verfilmungen. Das Multitalent, das auch als Regisseur (Coma, „Der große Eisenbahnraub“, „Westworld“) und Drehbuchautor („Jurassic Park“, „Die Wiege der Sonne“, „Twister“) aktiv ist, schrieb fleißig Bestseller auf Bestseller, die dann umgehend zu Kinohits umgewandelt wurden („Die Wiege der Sonne“, „Enthüllung“, Congo, Jurassic Park - Vergessene Welt). Doch damit war bei „Sphere“ erst einmal Schluss. Der Film floppte bei einem Budget von 80 Millionen Dollar und enttäuschte auf allen Ebenen. In der Theorie ein todsicheres Ding, entpuppte sich Barry Levinsons erster Ausflug ins Sci-Fi-Thrillerfach als Fehlgriff. Ein exzellenter Regisseur (Rain Man, Sleepers, Good Morning, Vietnam, Bugsy), eine Superstarbesetzung und eines der spannendsten Romane („Die Gedanken des Bösen“, 1987) aus dem Hause Crichton: Was konnte da schief gehen? Nicht viel, möchte man meinen, doch dem ist nicht so.

    Das Unheil stützt sich auf drei Säulen: 1.) Levinson ist für einen derartigen Genrefilm der falsche Mann, seine Inszenierung schafft es nicht ansatzweise, die Intensität der Vorlage zu transportieren. 2.) Das Drehbuch von Stephen Hauser und Paul Attanasio („Enthüllung“, Donnie Brasco, Der Anschlag, The Good German) ist zu banal, um die Dimensionen des Romans zu erfassen. 3.) Die Superstars Dustin Hoffman (Die Reifeprüfung) und Samuel L. Jackson (Pulp Fiction) sind unterfordert, Sharon Stone (Basic Instinct, Total Recall) komplett fehlbesetzt. Als Folge dieser Umstände kann „Sphere“ zwar Atmosphäre aufbauen, doch diese kommt über den Status einer gewissen Gefälligkeit nicht hinaus. Der unheimliche Aspekt Crichtons geht in Levinsons glatter Inszenierung völlig unter, die Horrorelemente treten auch angesichts des anvisierten Mainsteampublikums in den Hintergrund. Die kleinen Scharmützel der Wissenschaftler untereinander gefallen noch zu Beginn und auch der allgemeine Unterhaltungswert präsentiert sich auf mittelprächtigem Niveau. Kolossal langweilig ist „Sphere“ nicht, jedoch weit entfernt davon, zu fesseln, wie es hätte sein sollen. Wo Levinsons riesiges Budget gelandet ist (außer in den Brieftaschen der Stars), erschließt sich dem Zuschauer nicht. Was dem Film im Endeffekt den letzten Zahn zieht, ist der enttäuschende Showdown, der kaum einer ist und sich anschließend noch in Geschwätzigkeit verliert.

    Fazit: „Sphere“ ist trotz aller Kritik durchaus guckbar, bleibt aber meilenweit hinter James Camerons thematisch ähnlich gelagertem Referenzwerk „Abyss“ (1989) zurück. Seit diesem Flop bei Kritik und Publikum ging es steil bergab mit Crichton-Verfilmungen in Hollywood. „Der 13. Krieger“ (1999) war zwar besser, wurde aber kein großer Hit und seit dem lausigen Timeline (2003), den Richard Donner kapital in den Sand setzte, herrscht Funkstille. Barry Levinson, der mit „Enthüllung“ einen seiner größten kommerziellen Erfolge feierte, hatte nach „Sphere“ keinen einzigen Hit mehr. Und der letzte Erfolg war die brillante Polit-Satire Wag The Dog, die er ironischerweise zusammen mit Dustin Hoffman in der Drehpause von „Sphere“ runterkurbelte. Levinson wäre seinem Metier des anspruchsvollen Schauspielerkinos besser treu geblieben...

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