Bethlehem, 1989: Sechs um die 10 Jahre alte Jungen lassen sich auf einem Schwarz/Weiss-Foto verewigen. Es ist die Zeit des ersten Palästinenser-Aufstands, die Zeit von Robert Kriegs Dokumentation „Intifada – Auf dem Weg nach Palästina“. Die Gegenwart: Die Filmemacher von damals reisen einmal mehr nach Bethlehem, um den Lebenswegen der fotografierten Jungen nachzuspüren. Inzwischen sind sie zu jungen Männern gereift, zu Vätern – und zu Menschen, die ihr Leben unabhängig von den politischen Wirren ihrer Heimat leben wollen. Doch, ist das überhaupt möglich? Jetzt, da das einst umkämpfte Areal von einer gewaltigen Mauer umzäunt ist? „Kinder der Steine – Kinder der Mauer“ ist ein sensibles Portrait einer Generation von Menschen, die zu jung war, um an der Intifada-Bewegung teilgenommen zu haben und deren Biographien dennoch unausweichlich von den Umwälzungen in ihrer Heimat bestimmt wurden...
Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
2,0
lau
Kinder der Steine - Kinder der Mauer
Von Jan Görner
Gibt es eine moralische Pflicht zum Widerstand? Das Evangelium nach Matthäus kennt die Geschichte von Herodes dem Großen, Vasallenkönig Judäas von Roms Gnaden, dem von den Heiligen Drei Königen verheißen wurde, dass ein neuer König der Juden zur Welt käme und ihn verdrängen würde. Nachdem die drei Weisen die göttliche Natur Jesu erkannt und sich Herodes' Anweisung widersetzt hatten, diesem den Aufenthaltsort des Kindes mitzuteilen, soll der erzürnte Herrscher die Ermordung jedes neugeborenen männlichen Nachkommens in Bethlehem angeordnet haben. Historisch verbürgt ist diese Geschichte nicht, es ist aber belegt, dass der ein oder andere Pfarrer in der DDR sie als Gleichnis heranzog, um das Stillhalten der Kirchen während des hemmungslosen Mordens der Nazis zu kritisieren. Lässt sich aus dem Herodes-Gleichnis also ein politischer Imperativ ableiten - etwa für die Menschen, die mitansehen,