„Du schon wieder" – der Titel von Andy Fickmans neuer Komödie ist Programm. Denn einen Film wie diesen hat man schon sehr oft gesehen. Man braucht dazu eigentlich nur ein paar attraktive Darsteller/innen, einen kleinen thematischen Kern und die Hochglanz-Produktionsstandards, die Hollywood-Komödien gemeinhin bieten. Die Dramaturgie nimmt der Filmemacher fix von der Stange und liefert im Rahmen einer x-beliebigen Geschichte möglichst viele Gags sowie ein bisschen Drama, lässt das Ganze gegen Ende in einem emotionalen Desaster kollabieren, bevor sich auf den letzten Drücker schnell alles zum Guten wendet. An sich ist dagegen nichts einzuwenden, hat sich dieses Romantische-Komödien-Prinzip doch vielfach beim geneigten Publikum bewährt – und es muss ja auch nicht jeder Film das Rad neu erfinden. Wenn die Gags aber nicht zünden, sondern nur plätschern und verpuffen, ist das ein Problem. Und so stehen die Dinge bei „Du schon wieder", der trotz ansehnlicher Darsteller-Riege nur an wenigen Stellen ansatzweise aufgeht und die meiste Zeit durch Einfältigkeit langweilt. Und das mitten in einem Unterhaltungsfilm!
Auf der Highschool hatte Marni (Kristen Bell) einen schweren Stand: Mit Pickeln, Brille und unglücklicher Frisur war sie das Spottobjekt der angesagten Mädels, die sie unter der Führung der Cheerleader-Königin Joanna (Odette Yustman) tagtäglich drangsalierten. Ein paar Jahre später ist Marni kein hässliches Entlein mehr, sondern ein schöner, beruflich erfolgreicher Schwan. Zur Hochzeit ihres Bruders Will (James Wolk) bricht sie in die alte Heimat auf, um entsetzt festzustellen, dass Will ausgerechnet die fiese Joanna heiraten möchte! Eigentlich will Marni nur eine aufrichtige Entschuldigung, aber die gewährt ihr Joanna nicht und so beginnt ein zunächst subtil, dann offen ausgetragener Zickenkrieg. Derweil trifft Marnis Mutter Gail (Jamie Lee Curtis) während der Hochzeitsvorbereitungen auf Joannas Tante, ihre alte Highschool-Freundin Ramona (Sigourney Weaver) – und auch an dieser Front liegt einiges im Argen. Vater Mark (Victor Garber) steht dem weibischen Treiben meist ratlos gegenüber, während Oma Bunny (Betty White) am liebsten einen jungen Kerl vernaschen würde.
Der kleine thematische Kern, den Andy Fickman („Kifferwahn", „Die Jagd zum magischen Berg") und Drehbuchautorin Moe Jelline verhandeln, umkreist die Frage, inwieweit ein Mensch seine Gegenwart zum Sklaven der eigenen Vergangenheit machen soll. Gar nicht, rät schon Dwayne Johnson („Welcome To The Jungle") bei einem kleinen Kurzauftritt in den ersten Filmminuten: Lass die Vergangenheit ruhen, Kleines, lebe im Hier und Jetzt! Würde Kristen Bell diesen Rat beherzigen, wäre der Film jedoch zu schnell vorbei – und so braucht es weitere anderthalb Stunden, bis alle Figuren diese einfache Weisheit beherzigen. Die zweite Frage ist jene, ob ein Mensch sich ändern kann. Ist es denn möglich, dass Joanna gar nicht mehr die gemeine Bitch aus der Highschool ist und Marni nicht mehr der verschreckte Fußabtreter? Sicher, in einer RomCom ist alles möglich. Aber auch hier brauchen die Figuren ihre Zeit, um das zu erkennen.
Müßig zu erwähnen, dass die Verhandlung dieser Fragen stets an der Oberfläche stattfindet und die Figurenzeichnung der einfachen Grundanlage in nichts nachsteht. Letztlich soll „Du schon wieder" in erster Linie humorvoll unterhalten und so ziehen die Darsteller ständig Grimassen, verhalten sich ungeschickt oder agieren hysterisch. Lustig geht es bei diesem Klamauk nur selten zu; ganz im Gegenteil herrscht ein immenser Nervfaktor vor. Die Stimmen der meist weiblichen Figuren sind viel zu hell, regelrecht klirrend – und da die Personage nicht selten „Ah!" oder „Oh!" kreischt, dürften Kopfschmerzen bei vielen Kinobesuchern kaum ausbleiben. Da wünscht man bisweilen, dass gerade „Scream 4" im Kino läuft (in dem Kristen Bell eine Nebenrolle spielt) und Ghostface die geifernden Chicks in bewährter Manier zum Schweigen bringt.
Inszeniert ist das alles ohne jedwede Highlights – von der Eröffnungsszene, die das Highschool-Leben Marnis resümiert, einmal abgesehen. Negativ fällt besonders die überaus penetrante Beschallung mit Musik auf, so als würde Fickman ahnen, dass die halbherzigen Gags und abgedroschenen Dialoge nicht für sich alleine stehen können. Das Schönste am kitschigen Versöhnungs-Marathon am Ende, bei dem sich jeder mit jedem verträgt, ist letztlich der Umstand, dass der Abspann in greifbare Nähe rückt. Einmal in „Du schon wieder" fällt Kristen Bell übrigens in einen Ameisenhaufen, wo sie übel zerstochen wird. Eine Helferin verlangt nach Schmalz, um die gereizte Haut zu beruhigen: „Schmalz, sofort!" ruft die Dame – am liebsten würde man ihr antworten: Kratz ihn doch von der Leinwand, Baby!