Ich kann mich den negativen Kritiken, die hier u.a. zu lesen sind, nicht anschließen. Dennoch möchte ich gerade auf diese Bezug nehmen. Denn sie sind durchaus nachvollziehbar. Klingt paradox? Ist es aber gar nicht.
Als ein Mensch, der selbst mit einer bipolaren Störung lebt, habe ich einen anderen Zugang zu diesem Film und ich kann gar nicht genug betonen, wie HERAUSRAGEND das Spiel von Bradley Cooper ist. Die Bipolarität ist in jedem Moment spürbar und sehr gut dargestellt. Das negative Kritiken bzgl. einer Vernachlässigung seines Krankheitsbildes laut werden, kann ich nicht bestätigen. Es ist allerdings für einen Außenstehenden, der mit dieser Krankheit nicht vertraut ist, sicherlich schwer nachvollziehbar.
Coopers manisches Schaupiel zu Beginn des Films, ist so dermaßen authentisch, dass ich ein paar Mal sehr schwer schlucken musste. Auch schon allein deswegen, weil mir der "Stein seines Anstoßes" (also die In flagranti-Situation), sehr bekannt war/ist. Überhaupt hatte ich des öfteren, sagen wir mal, "Déjà-vu-Momente" beim Verfolgen der Handlung.
Der Film verliert ab dem Moment (scheinbar) ein wenig an Fahrt, ab dem es Coopers Charakter ebenfalls tut. Eben ab jenem Moment, in welchem er einlenkt und seine Medikamente einnimmt, welche sein Ausschläge regulieren sollen.
Der Film zeigt einen Menschen, der, vollkommen manisch, wieder ins Gleichgewicht findet.
Dies schafft er allerdings nicht allein durch Medikamente, sondern vor allen Dingen durch die Struktur und Aufgabe, die ihm der bevorstehende Tanzwettbewerb, bzw. das Training dafür, bieten. Selbstverständlich spielt auch der Halt, den ihm Jennifer Lawrences Figur zu geben vermag, eine Rolle. Es leuchtet mir ein, dass Zuschauer, welche mit Bipolarität nicht viel anfangen können, all dies nicht sehen. Würde Pat (Cooper) den ganzen Film über in seiner manischen Episode verharren, wäre es ein ganz anderer Film und würde nicht zu dem Ende kommen das er nimmt.
Auch kann ich gut verstehen, wenn Fassungslosigkeit ob der Frage herrscht, warum zur Hölle Pat seine Frau so unbedingt zurück gewinnen will. Nun, die Antwort liegt auch hier in der bipolaren Störung. Sie ist der Motor seiner Manie. Rational ist dem nicht beizukommen. Dennoch glaube ich, dass es auch für manche Menschen ohne bipolare Störung nachvollziehbar ist, einen Menschen derartig zu lieben, dass man bereit ist zu verzeihen. Was es auch ist. Diese Getriebenheit, welche B.Cooper zur Schau stellt allerdings, ist es dann aber doch eher für wenigere.
Ich möchte hier keine Abhandlung über manisch depressive Menschen schreiben und nicht einzelne Szenen sezieren. Aber als Mensch, der den von Cooper verkörperten Pat, und viele Situationen des Films persönlich nachvollziehen kann, möchte ich zumindest darauf hinweisen, dass es sich bei 'Silver Linings' um ein, wie ich finde, sehr sensibles Portrait zweier Menschen mit "emotionalen Handycaps" handelt, verpackt in einem Melodram mit romantischer Note.
Zum Film selbst wurde hier bereits einiges an positivem Feedback gegeben. Dem möchte ich mich anschließen. Ich habe mich nicht einen einzigen Moment gelangweilt. Auch fand ich die, wie hier von anderen Usern als "dämliche und vollkommen unwichtige Diskussion über eine Wette" bezeichnete Szene äußerst großartig. Dort war der "ganz normale Wahnsinn", welcher in Abständen immer wieder durch Mitglieder der dysfunktionalen Familie und ihrer Umwelt aufblitzte, letztendlich final gebündelt zu erleben und entlud sich, was daraufhin in den letzten Akt geführt hat.
Cooper und Lawrence tragen den Film deshalb alles andere als allein. Auch wenn man sich vor den beiden verneigen möchte, so hat 'Silver Linings' doch auch ein großartiges Ensemble vorzuweisen. Allen voran natürlich, wie könnte es auch anders sein, Robert De Niro, den man die ganze Zeit selbst auf eine Couch schicken möchte, an der ihm mal jemand zuhört.
Sein beinahe schon kitschiges Ende mag man dem Film verzeihen. Ja, es ist vorhersehbar und ein offenes Ende hätte dem Film ob seiner Authentizität vielleicht besser getan, aber hey... ist es am Ende nicht ein "Feel Good Movie"?
Still a better lovestory than 'Twilight' ;-)