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    Die Ludolfs - Der Film
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Die Ludolfs - Der Film
    Von Christoph Petersen

    Wenn Peter, Manni, Uwe und Günter Ludolf einmal nicht mehr sind, werden sie ein Vermächtnis hinterlassen, das durchaus mit dem eines gewissen ägyptischen Pharaos namens Cheops vergleichbar sein wird. Immerhin haben die vier Brüder in der Lagerhalle ihres Schrottplatzes Ersatzteilberge angehäuft, zwischen denen kaum noch ein Durchkommen ist und deren Besteigung selbst erfahrene Gipfelstürmer an ihre Grenzen bringt. Aber das eigentlich Erstaunliche sind nicht die Gebirge aus Kunststoff und Altmetall, sondern dass Peter Ludolf bei all dem Chaos bei jeder Anfrage sofort weiß, ob und wo das Gewünschte auf Lager ist. Die Ludolfs haben aber nicht nur in ihrem Hinterhof das Achte Weltwunder geschaffen, sie sind auch die Stars der DMAX-Reality-Soap „Die Ludolfs“, von der inzwischen sechs Staffeln produziert wurden und die mittlerweile eine riesige Fangemeinde hinter sich weiß, die die Schrottplatzbrüder geradezu kultisch verehrt. Deshalb verwundert es nur kurz, dass mit „Die Ludolfs - Der Film: Dankeschön für Italien!“ nun der erste Film zu einem Reality-TV-Format in die Kinos kommt. Demnächst folgen dann die Leinwandausflüge von „Rach, der Restauranttester“, „Raus aus den Schulden“ mit Insolvenzguru Peter Zwegat und „Die Super Nanny“ mit Erziehungsdomina Katja Saalfrank.

    Peter Ludolfs ist der Geschäftsführer. Er ist der Einzige, der weiß, welches Teil wo liegt. Ohne ihn könnte der Schrottplatz dichtmachen. Wer den bärtigen, gutgenährten Teddybären, der zwischendurch immer mal wieder wegnickt, so sieht, würde wohl nie auf die Idee kommen, dass Peter in jungen Jahren illegale Autorennen gefahren ist. Manni, der Jüngste im Bunde, ist neugierig, aber auch etwas naiv. Auf jeden Fall würde er nie im Meer vor Australien baden, weil er den Haien nicht ihren Lebensraum wegnehmen will - auch wenn die ihn ja gar nicht verdauen könnten. Uwe ist mit seinen 57 Jahren der Älteste und als Einziger glücklich verheiratet. Das hält ihn aber nicht davon ab, mit jeder Kundin zu schäkern und schönen Frauen auf der Straße hinterherzupfeifen. Günter ist der Telefonist und sitzt den ganzen Tag auf seinem Stuhl und trinkt Kaffee. Mehr stoische Ruhe geht nicht. Als die Brüder im Arbeitszimmer ihres geliebten Vaters ein Buch über Italien finden, beschließen sie, den Traum ihrer verstorbenen Eltern wahr zu machen und eine Reise nach Venedig zu unternehmen...

    Die Ludolfs sind ein Medienphänomen. Aber warum es die vier Ottonormal-Westerwalder zu solchem Starruhm gebracht haben, lässt sich kaum nachvollziehen. Dass sich der Geschmack in den vergangenen zwei Dekaden weg von strahlenden hin zu gebrochenen Helden gewandelt hat, lässt sich schon an der Entwicklung von Batman zu The Dark Knight wunderbar ablesen. Doch dass das deutsche TV-Publikum nun auf „so gar keine Helden“ wie die Ludolfs abfährt, ist nochmal ein komplett anderer Schnack. Vielleicht liegt es an ihrer Bodenständigkeit, oder an ihrer absolut positiven Sicht auf die Welt, die nicht nur manchmal ins Naive abgleitet. Vielleicht sind die Brüder, die ihrer Arbeit mit einer unwiderstehlichen Gelassenheit nachgehen, aber auch einfach nur der letzte Ruhepol in einer immer hektischer werdenden Gesellschaft. Wer weiß das schon? Sicher ist nur, dass die Macher die nicht immer tiefgründigen Weisheiten der Ludolfs angenehm ernst nehmen. Es gibt nur wenige Szenen, in denen der Zuschauer das Gefühl bekommt, dass sie auf ihre Protagonisten herabblicken.

    „Die Ludolfs - Der Film“ basiert zwar auf einem Reality-TV-Format, ist aber leider nicht real genug. Im Gegensatz zur TV-Serie, bei der nur eine Episode um japanische Investoren gefaked war, basiert auch die Story des Kinofilms ganz offensichtlich auf einem Drehbuch. Doch die Ludolfs sind nun mal Stars, weil sie so sind, wie sie sind, und nicht, weil sie besonders gut schauspielern können. Und so fehlt dem Leinwanddebüt bisweilen die Natürlichkeit und Bodenständigkeit, die die TV-Auftritte auszeichneten.

    Fazit: „Die Ludolfs“ ist Kult. Aber ihr Kinofilm ist zu sehr inszeniert, um wirklich zu überzeugen. Am besten funktionieren die Schrottplatzbrüder - ähnlich wie die Teletubbies - sowieso, wenn man sie sich am Samstag morgen um vier Uhr nach einer durchzechten Nacht kurz vor dem Schlafengehen reinzieht - und es gibt in Deutschland ja nun mal leider keine Kinos, die um diese Uhrzeit Vorstellungen starten.

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