Im ewigen Vergleich zwischen "Goodfellas" und "Casino" beziehe ich Stellung für den Vorgänger, was mir auch beim erneuten Schauen von "Casino" aufgefallen ist. Dieser ist stilistisch sicherlich ausgereifter und eindrucksvoller. Gerade wenn man heute schnelle Schnitte gewöhnt ist, wird man überrascht sein, wie Scorsese es schafft seinen Film flott und zügig sein zu lassen, obwohl dieser a) fast 3 Stunden Laufzeit beträgt und, noch interessanter, b) eben gar nicht so schnell geschnitten ist, noch die längeren Einstellungen kennt usw. usf. Diese kleine Finessen mit der Kamera, die geschlossenen Szenen ohne Schnitt sind es dann auch, welche für die Ziel- und Stilsicherheit des Werkes als Aushängeschild dienen. Wie die beiden Hauptcharaktere hier erzählen, das Setting beleuchten und dann die Handlung einsetzt, wird so gut übertragen. Es kommt wirklich keine Langeweile auf. Der Soundtrack tut sein übriges um gut in die Zeit geworfen zu sein und sich wunderbar in diese Welt von Las Vegas hineinversetzen zu können.
Wo der inoffizielle Vorgänger nun einmal einfach besser war, ist seine Charakterzeichnung - und das ist ja durchaus das Wichtigste. Ich glaube, es ist durchaus beabsichtigt Sam, Nicky und Ginger oberflächlicher erscheinen zu lassen. Alle träumen hier vom Geld, sie reden andauernd und voller Bewunderung darüber. Das ist auch wirklich das Einzige, was sie auszeichnet, sodass ein schaler Geschmack übrig bleibt und man diese Charaktere nicht wirklich leiden kann. Aber davon ab fehlt einfach etwas. Henry Hill konnte man noch über die Schulter schauen wie er aufstieg - bei Sam und Nicky sehen wir nur einen Ausschnitt aus deren Leben, sie sind schon auf dem Spielfeld positioniert. Etwas mehr, auch über die Motivation von Ace, gerade später, als er noch eine Fernsehshow macht, hätte man sich doch gewünscht.
Dennoch ist das Paket gelungen. Das Ende mag für manchen vielleicht etwas abgehackt kommen. Ich fand es gut. Geldwirtschaft funktioniert auch auf eine kriminelle Weise ganz gut!
Fazit: "Casino" ist zwar stilistisch ausgereifter als sein inoffizieller Vorgänger "Goodfellas", hat dafür jedoch weniger interessante Figuren. Ein wunderbarer, böser Film ist es in jedem Fall!