"The Crow" von Rupert Sanders versprach im Trailer ein atmosphärisch dichter Film mit düsterer Gothic-Ästhetik zu werden. Doch das täuscht. Ich weiß gar nicht so recht, wo ich anfangen soll, hier stimmte einfach überhaupt nichts. Zunächst einmal die Figurenzeichnung: Die Charaktere sind so flach, oberflächlich und holzschnittartig konzipiert, dass es wehtut. Die Figuren wirken hohl, oberflächlich und klischeehaft wie Abziehbilder. Dann wurden sie in absolut lächerliche Kostüme gesteckt. Was bitte war das für eine völlig alberne Fransenjacke, die Shelly da trug? Da kann man sich auch gleich ein paar gekochte Spaghetti ankleben. Ohnehin merkt man Shelly an, dass das eine Frauenfigur ist, die von einem Mann geschrieben wurde und wo ein Mann Regie geführt hat. Da ist ja gar nichts mit Persönlichkeit, Ecken und Kanten. Sie ist einfach Erics Objekt der Begierde und sie ist hübsch und sexy und das war's auch schon mit ihren Eigenschaften. Eric ist allerdings auch nicht sonderlich facettenreich und schlurft im 80er-Jahre-Gedächtnislook durch die Gegend und guckt trübetassig aus der Wäsche.
Die Handlung ergab überhaupt nicht den geringsten Sinn. Irgendwas mit einem reichen Dulli, der seine Seele an den Teufel verkauft hat, um ewig zu leben, und im Gegenzug muss er die Seelen von Unschuldigen opfern, alles junge Frauen. Eine Gruppe treuer Gefolgsleute hilft ihm bei der Beschaffung von Nachschub. Und da gerät Shelly irgendwie auch mit rein. Auf der Flucht vor den fiesen Schurken wird Shelly von der Polizei erwischt und, weil sie Drogen in ihrer Tasche hat, in eine Entzugsklinik gesteckt, wo sie Eric kennenlernt.
Die zwei machen ein bisschen Smalltalk, wechseln zwei-drei Worte miteinander, Zack, unsterblich verliebt. (Ach so, die Dialoge sind übrigens auch einfach nur erbärmlich) Dann sieht man ihnen etwa eine halbe Stunde beim Knutschen, Drogen nehmen, Party machen und v*geln zu, sie kleben wie zwei Kletten aneinander, fahren mit irgendwelchen Leuten raus an den See (wo kamen diese Leute eigentlich her? Hä?) und da knutschen sie dann weiter und säuseln sich so originelles Zeug zu wie: "Dieser Tag darf niemals enden" bliblablubb. Dem Publikum wird weisgemacht, diese super-toxische Beziehung, die von gegenseitiger emotionaler Abhängigkeit geprägt ist, wo sich die beiden überhaupt nicht richtig kennen und sich auch keine Mühe geben, sich näher kennenzulernen, sei die große Liebe, die reine, pure, bedingungslose Liebe. Hach, wie romantisch. Nicht. Was für ein Scheiß! Ich habe als Teenager und mit Anfang 20 ewig gebraucht, um mich von dieser verkorksten Sichtweise zu lösen, Liebe wäre nur echt, wenn sie anstrengend, schmerzhaft, konfliktträchtig, kompliziert und völlig spaßbefreit ist. Wir haben 2024, können wir bitte damit aufhören, toxische Liebe zu glorifizieren?
Aber zurück zur hanebüchenen Handlung. Es dauert etwa die Hälfte des Films, bis Shelly und Eric den Schurken in die Hände fallen
und ermordet werden. Eric landet dann in einer Art Zwischenreich, wo ihm ein altkluger, nerviger Bartträger irgendwas vom Jenseits und der Hölle und was mit Krähen erzählt. Eric könnte jedoch zurück ins Leben, wenn er die Bösen alle umbringt und das Gleichgewicht wieder ins Lot bringt. Das Ganze funktioniert aber nur, wenn seine Liebe zu Shelly rein bleibt. Dann erfährt er aber etwas über sie - huch? Hat er seine große Liebe etwa kaum gekannt, na sowas, wer hätte das gedacht, Potzblitz - und ihm kommen Zweifel. Daraufhin ist er wieder sterblich und der bärtige Typ sagt, der größte Feind der Liebe sei der Zweifel (Aaaarrrrrggghhh, das ist schon wieder SO EIN SCHWACHSINN!) und jetzt hätte er's halt verkackt, da machste nix. Ich habe nicht genau verstanden, warum, jedenfalls geht's dann irgendwie doch, und dann wird Erics Blut schwarz und er wird in die Hölle kommen, und ist dann unbesiegbar. In einer sehr schlecht gefilmten, klischeehaften und unnötig eklig-brutalen Sequenz schlachtet er dann alle Bösen ab, nur den Oberbösewicht muss er noch zu Hause heimsuchen.
Wenn ich das richtig verstanden habe, klappt es aber am Ende, dass Shelly wieder zurück ins Leben darf und Eric ihren Platz in der Hölle übernimmt. Vielleicht hat er aber auch mit dem bärtigen Kerl getauscht, da bin ich nicht ganz sicher. Der war mir jedenfalls ziemlich suspekt.
Fazit: Fürchterlicher Unfug, schlecht geschrieben, schlecht umgesetzt - fast schon "Jupiter Ascending"-schlecht. Falls der überhaupt noch irgendwo läuft - spart euch das Geld.