1964 erblickt Richard David Precht in Solingen das Licht einer Welt, die ihm seine linken Eltern sorgfältig in Gut und Böse einteilen. Gut, das sind die vorausdenkenden Kommunisten; böse, das sind die zerstörerischen Kapitalisten, in deren Mitte die Familie Precht zu ihrem Leidwesen lebt. Ihren ganz eigenen Widerstand gegen die westdeutsche Lebensweise äußert die junge Familie mit der Adoption zweier vietnamesischer Kriegswaisenkinder, antiautoritärer Erziehung und kommunistischer Lektüre. Der kleine Richard ist freilich noch nicht in der Lage, sozialistische Träume und Politik auseinanderzuhalten, und so hilft er einfach mit kindlicher Phantasie nach, wo die Realität nicht ausreicht.
Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
3,0
solide
Lenin kam nur bis Lüdenscheid
Von Jan Hamm
Knapp zwei Dekaden sind seit dem Mauerfall verstrichen. Dass die Deutsche Wiedervereinigung nicht mit dem niederreißen der Mauer getan war, sondern vielmehr einen andauernden Prozess darstellt, wurde zuletzt durch die Kontroverse um Die Linke einmal mehr deutlich. Abseits politischer Positionierung war die filmische Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit in den vergangenen Jahren ausgesprochen vielfältig. Während Filme wie Sonnenallee oder NVA als harmloser Klamauk daherkamen, stellte sich Good Bye, Lenin! 2003 unter der komödiantischen Oberfläche durchaus nachdenklich dar: Beim Versuch, die DDR zur Beruhigung seiner labilen und linientreuen Mutter nachzustellen, setzt Daniel Brühl den sozialistischen Alltag als sehnsüchtigen Traum nach Geborgenheit um, der sich spätestens nach 1989 als Illusion herausstellte. Auch die TV-Landschaft hat das Thema von verschiedenen Seiten beleuchtet – von na