Der Plan in Ari Ryans Gauner-Komödie „The Hard Easy“ ist einfach: mit vier Mann einen Juwelier stürmen, die besten Stücke einpacken, Flucht durch die Mitte und absahnen! Dumm nur, dass auch andere auf exakt die gleiche Idee kamen und man sich unversehens nicht nur schreckgeweiteten Augen, sondern auch mehreren feindlichen Pistolenmündungen gegenüber sieht. Dass die Mitglieder der beiden Banden es nicht nur auf die Klunker abgesehen haben, sondern mit dem Coup auch noch andere Rechnungen begleichen wollen, macht die Sache nicht einfacher. Nach einer verlustreichen Schießerei sitzen die Überlebenden beider Gangs in ein und demselben Fluchtfahrzeug – und es ist noch längst nicht ausgemacht, wer hier welches Spiel treibt…
Nach dem actionreichen Einstieg mitten ins Bandenduell nimmt Regisseur Ryan den orientierungslosen Betrachter an die Hand und führt ihn dahin, wo alles vier Tage vorher begann: zum notorischen Glücksspieler Paul (Henry Thomas), der weder Glück noch besonders viel Grips hat und so auf ziemlich unangenehm direkte Weise die gnadenlosen Spielregeln hinter den Kulissen der Roulette- und Black-Jack-Tische kennen lernt. All seine Wunden kann er bei der Ärztin Charlie (Vera Farmiga) lecken, einer undurchsichtigen Schönen, die mehr als eine Überraschung für den armen Jungen bereithält. Während sich der naive Paul widerwillig in sein Schicksal als Räuber aus Not ergibt, läuft auch an anderer Stelle der Angstschweiß. An der Börse haben sich Roger (David Boreanaz) und Gene (Bruce Dern) ziemlich verkalkuliert. Der Geschäftssinn ihres Chefs Ed (Peter Weller) hat schnell die Lösung parat: Man fingiert einen Überfall auf einen Juwelier und kassiert die Versicherungssumme. Beiden Parteien darf man zusehen, wie mit jedem Tag die Anspannungen steigen bis man kurz davor ist, sich gegenseitig zu zerfleischen. Richtig böse wird es aber erst, als man sich nach geglückter, Flucht sicher glaubt, immerhin will keiner in dieser unfreiwilligen Fahrgemeinschaft die Beute teilen…
Das Muster der Gangsterbande, in der nach gemeinsamem Pläneschmieden letztlich doch jeder gegen jeden antritt, erweitert Ryan um den Dreh, dass er zwei Banden, die nichts voneinander wissen, aufeinander loslässt. Dass beide ausgerechnet zur selben Zeit beim selben Klunkerhändler landen, hat jeweils besondere Gründe. Entsprechend viel Raum nimmt die parallel erzählte Vorbereitung auf den Überfall ein, während der dem Zuschauer einige Figuren wie der naive Loser Paul sympathisch werden, andere wie der zynische Ed eher das Gegenteil. Dabei hält der Rhythmus das Tempo, ohne hektisch zu werden, nimmt sich jedoch nicht die Ruhe, Spannungsmomente aufzubauen. Von den meisten Protagonisten erfährt der Zuschauer mehr als die Komplizen, was einerseits diebische Freude macht, andererseits aber den Fokus so streut, dass man die Hautfigur aus den Augen zu verlieren droht. Der von seiner unheilvoll gesichtslos bleibenden Frau unter Druck gesetzte Paul findet ein Pendant in der konkurrierenden Bande, mit dem ihn letztlich mehr als das Schicksal des verlassenen Mannes verbindet. Dieses brüchige Band wird jedoch nicht wirklich zu einem roten Faden in einer Story, die Haken schlägt wie der Hase auf der Flucht. Die vielen gesponnenen Fäden der Vorgeschichte werden nach dem Aufeinanderprallen der Banden allzu schnell und undankbar abgespult. Etwas weniger Vorgeplänkel wäre einiges mehr in der vor innerer Spannung berstenden Enge des Fluchtwagens gewesen. Schade drum!
Spaß macht der Film vor allem, weil die Dynamik das ansprechende Ensemble immer in Bewegung hält und das, was er an Spannung nicht ausschöpft durch das Amüsement über seine ebenso hilflosen wie alternativlosen Helden wettmacht. Wirklich drollig, den angehenden Ganoven bei ihren ausgetüftelten Vorbereitungen zuzusehen. Vordergründig kommen die beiden Gangs aus zwei völlig verschiedenen Milieus, doch sie haben mehr gemeinsam, als ihnen selbst vielleicht lieb ist: Allesamt sind sie Novizen im Raubgeschäft. Zumindest haben sie bisher immer gewaltfrei und im Wettkampf mit der manchmal widerspenstigen Fortuna das große Geld gemacht. Trotzdem kann keiner wirklich von sich behaupten, eine unbefleckte weiße Weste zu tragen. Ryan verteilt hier nicht immer auf höchstem Niveau, dafür aber umso genüsslicher stichelige Hiebe nach allen möglichen Seiten und nimmt den klassischen Gaunerfilm augenzwinkernd auf die Schippe. Das ist nicht immer bis ins Detail ausgefeilt und könnte an mancher Stelle den entsprechenden Nerv empfindlicher treffen, das Konzept geht jedoch auf und tut, was es soll: unterhalten!