Ich war hin- und hergerissen, nachdem der Abspann von "Little Big Man" gelaufen war. Der Film gibt ein wirklich unterhaltsames Western- Abenteuer ab. Er brilliert außerdem mit einer realistischen und klischeefreien Darstellung der Indianer und bringt ihre Weltanschauung gut mit in die Handlung ein. Was dem Film auf der anderen Seite zum Verhängnis wird, sind seine Stilbrüche.____________ In einem Kapitel der Handlung wird auf lustige Art und Weise Dustin Hoffmans Aufstieg zum besten aller Revolverhelden gezeigt. Wieso muss der Zuschauer im späteren Verlauf des Films Zeuge von mehreren Ausrottungen von Indianerdörfen werden, und das in unglaublich brutaler Art und Weise? Das mag man Vergangenheitsbewältigung nennen, aber konfrontiert den Zuschauer mit einer Machtlosigkeit, die fast physisch weh tut und keine Form der Auflösung erfährt. Warum versäumt es der Protagonist, den Versuch zu starten, seine geliebten Menschen zu beschützen, wenn er angeblich der beste Schütze der Welt ist? Das mag man dann realistisch nennen, es passt aber kein Bisschen zum ersten Akt des Films. Die Bestrafung General Custers fällt sehr unbefriedigend aus, da er zur totalen Witzfigur stilisiert wird. Ich finde, das wertet ihn als Antagonisten so sehr ab, dass das Abschlachten der Indianer nur noch stärker im Kontrast steht. Und das halte ich nicht für etwas Gutes, da der Zuschauer so einer "Willkür" des Films ausgesetzt wird und sich nicht Ernst genommen fühlen kann.___________Little Big Man ist trotz alledem immer noch ein guter Film, obwohl die Stilbrüche irritierend sind. Man hätte Dustin Hoffmans Charakter stärker in die Handlung eingreifen lassen sollen, anstatt ihn nur durchstolpern zu lassen. Wer mit Völkermordszenen klar kommt, sollte dem Film aber der guten Szenen wegen, die das Indianerleben zeigen, eine Chance geben.