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    Gran Torino
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    Andrijas
    Andrijas

    9 Follower 91 Kritiken User folgen

    5,0
    Veröffentlicht am 17. Juli 2022
    Diesen Film kann man allen paar Jahre immer wieder ansehen. Clint Eastwood in einer seiner besten Rolle
    Kino:
    Anonymer User
    4,5
    Veröffentlicht am 25. Februar 2010
    Walt Kowalskis Mundwinkel sind auf Kinnhöhe verankert: die Frau des pensionierten Koreakriegsveteran ist verstorben, seine Nachbarschaft in einer Vorstadtsiedlung von Detroit widert den knurrigen Rassisten an, besteht sie doch beinahe nur noch aus Asiaten, ausländischen Autos und Ganggewalt. Walt, selbst polnischstämmig, sieht die Ideale Amerikas Tag für Tag den Bach runtergehen. Eines Abends schlichtet er mit dem Gewehr im Anschlag einen aufkeimenden Krawall, als eine gewalttätige Gang den jungen Thao aus dem Nachbarhaus auf ihre Seite bringen will. Die aufgeschlossene Sue ist es schließlich, die den verbitterten alten Mann auftauen kann, der nun Thao mit seiner rauen Art unter seine Fittiche nimmt – mit verheerenden Folgen…

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    Für Schauspieler ist der Schritt nach dem größten meistens der unsicherste und gefährlichste und endet nicht selten in einem verschreckten Hechtsprung zurück. (Einstige) Kassenmagneten und Superstars wie Harrison Ford, Bruce Willis oder Sylvester Stallone kehren nach reihenweise Misserfolgen und Stagnation zu ihren Idealtypen zurück, werden nach Jahren noch einmal zu Indiana Jones, John McClane oder Rocky Balboa, wollen am Ruhm ihrer berühmtesten Figuren noch ein letztes Mal teilhaben. Clint Eastwood hätte das eigentlich nicht nötig, zumindest nicht aus den selben Gründen, aus denen die vorgenannten Herren noch einmal die Peitsche schwingen, langsam sterben und die Fäuste fliegen lassen. Auch Eastwood schuf in den 1960ern und 70ern unvergessliche Typen, den schweigsamen Revolverhelden in diversen Western, den harten gewaltbereiten Cop in „Dirty Harry“. Ebenfalls Rollen, zu denen Eastwood immer wieder zurückkehrte (unter dem Titel „The Dead Pool“ erschien 1988 der fünfte „Dirty Harry“), über die er allerdings mit Darstellungen wie im bitterironischen Abgesang auf den Gunslinger in „Erbarmungslos“ (1992) oder als romantischer Landschaftsfotograf nebst Meryl Streep in „Die Brücken am Fluss“ (1995) letztlich schauspielerisch hinauswuchs. Dies gelang ihm jedoch besonders eindrucksvoll hinter der Kamera, denn es ist der Regisseur Eastwood, der sich über die letzte Jahre mit gefeierten Meisterwerken wie „Mystic River“ (2003), „Million Dollar Baby“ (2004), „Letters from Iwo Jima“ (2006) und „Der fremde Sohn“ (2008) den Ruf als großer weiser Mann Hollywoods erwarb.

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    Mit „Gran Torino“ bringt Regisseur Eastwood nun ein letztes Mal die Ikone, das Image Eastwood zurück, doch (und darin zeigt sich die Größe dieses Mannes), er tut es nicht, um sich im Ruhm vergangener Tage zu sonnen. Vielmehr liefert Eastwood die ultimative Abrechnung und eine mutige Stellungnahme zu dem, was ihn einst populär gemacht hat. Ein Schlussakt, fern jeder Selbstverliebtheit, weit ab davon, Ausdruck des nicht wahrhaben Wollens des Alters zu sein. Eine keineswegs kalkulierte Rückbesinnung auf Bewährtes (selbst wenn „Gran Torino“ Eastwoods kommerziell erfolgreichster Film geworden ist), sondern das schließende Element eines Kreises, in dessen Mitte nun der Schauspieler Eastwood Platz auf seinem wohlverdienten Thron nimmt. Aber kann man es nun als Selbstverständlichkeit abhaken, dass der Film „Gran Torino“ diesem Anlass auch gerecht wird?

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    Auch wenn es einzelne Punkte gibt, hinter die man den Haken nicht unbedingt in schwungvoller Begeisterung und nur mit Bleistift setzt, so verdient sich „Gran Torino“ aber insgesamt doch den verschnörkelten Abschlusshaken in strahlend blauer Tinte. Die Story ist vollgestopft mit allen erdenklichen Klischees über asiatische Güte, schwarzes Ghettogehabe und weiße Wannabes und Walt Kowalskis Wandlung vom Fremdenhasser zur Vaterfigur geschieht nicht nur allzu abrupt, sie ist auch keinen zelluloidstreifenbreit originell und findet sich sehr ähnlich nicht nur in Eastwoods eigener Performance aus dem Box-Drama „Million Dollar Baby“. Kowalski als Figur hingegen ist ein echtes Erlebnis. Schon in der ersten Szene, in der Kirche während der Trauerfeier für seine Ehefrau, hält er sich nicht mit Besinnung oder gar Tränen auf, sondern spießt mit argwöhnischen Blicken seine herumkaspernden Enkelkinder auf, presst grimmige Urlaute aus den Mundwinkeln und jede einzelne Falte scheint den Menschen um ihn die Luft zum Atmen rauben zu wollen.

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    »We used to stack fucks like you five feet high in Korea«, »Relax, zipperhead«, »Good day, pusscake«, »You're wrong, eggroll«. Kaum ein Satz, den Walt nicht mit abwertenden Beleidigungen zuckert und dabei macht er keinen Unterschied zwischen Schwarzen, Weißen, Asiaten, Italienern, Iren, Söhnen, Schwiegertöchtern oder Geistlichen wie dem eifrig bemühten Pater Janovich, der Walt nur zu gerne die Beichte abnehmen würde, um ihn von seinen Dämonen zu befreien. »I think you're an overeducated 27-year-old virgin who likes to hold the hands of superstitious old ladies and promise them everlasting life. I confess that I have no desire to confess.« Sein Sohn fährt einen ausländischen Wagen, will ihm Altersheime schmackhaft machen, zum Geburtstag bekommt er eine Greifhilfe und ein Telefon mit riesigen Tasten. Für all das hat Walt nichts anderes, als ein angewidertes Schnauben und Grunzen übrig, seine Hündin Daisy akzeptiert er als einzige Instanz neben sich.

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    Mit den Vang Lors, einer Hmong Familie, die vor kurzer Zeit im Nebenhaus eingezogen ist (»How many swamp rats can you get in one room?«), trifft Walt aufeinander, als der zurückhaltende Thao zwecks Aufnahme in die Gang seines Cousins Walts heißgeliebten 1972er Ford Gran Torino Sport stehlen soll. Wenig später ‚rettet‘ Walt Thao vor der Gang, obwohl er nur sein Grundstück verteidigen will (»Get off my lawn!«) und bringt die selbstbewusste Sue vor ein paar zudringlichen Posern in Sicherheit. Die größtenteils aus Hmongs bestehende Nachbarschaft überhäuft ihn mit Geschenken und Walt lässt sich an seinem ernüchternd verlaufenen Geburtstag zu einem Fest bei den Vang Lors breitschlagen. Tatsächlich entdeckt er Gemeinsamkeiten zwischen sich und den verhassten Einwanderern und als Thao zur Wiedergutmachung des geplanten Autodiebstahls Walt seine Dienste anbietet versucht der abgebrühte Alte einen harten Kerl aus ihm zu machen.

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    »Sounds like you know a lot more about death than you do living« sagt Pater Janovich bei einem Kneipengespräch zu Walt. »Maybe so, Father«, antwortet er. »Maybe so.« Wieviel und was auch immer Walt darüber weiß, Eastwood jedenfalls spielt die Figur mit einer Menge Leben, wenn auch zutiefst verbittertem und von Hass und Groll geprägtem. Hier und da gerät die Figur an den Rand der Überzeichnung, wirkt in einigen schattendominierten Einstellungen mit ihrer bedrohlichen Haltung beinahe wie einem Slasher entronnen und wenn Eastwood Augen und Mund zu Strichen zusammenpresst, sein Gesicht zu scharfkantigem Granit wird und er dann ein Knurren hervorpresst ist dies beinahe so etwas wie das lebensverachtende Gegenstück einer Jim Carrey-Grimmasse. Doch wenn man ihn liebevoll über seine Frau sprechen hört, deren Liebe ihn den Hass nicht hat überwinden und die Dinge, die ihm im Koreakrieg wiederfahren sind, nicht hat vergessen lassen, und sich eben an jene Ereignisse die Erinnerung in seine Worte und seine Augen schleicht, wenn er als letzter Hüter der durch Krisen und Misswirtschaft zerrütteten Werte auf seiner Veranda sitzt, dann ist dieser Walt Kowalski auch ein melancholischer und trauriger Mann, den Eastwood nicht weniger ausdrucksstark einzufangen und zu spielen versteht.

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    Obwohl die Story von „Gran Torino“ nur auf oberster Ebene und auch recht überraschungsfrei passiert, ist Eastwoods gewohnt apodiktische Inszenierung, die keinen Zweifel daran zulässt, ob irgendeine Szene anders hätte gestaltet, gespielt oder geschrieben werden müssen, das auf wenige, aber die wichtigsten Funktionen ausgelegte Kontrollboard des Films. Der Rhythmus stimmt, Eastwood rafft, beruhigt und strafft die Handlung stets im richtigen Moment, gemeinsam mit Kameramann Tom Stern, der seine Filme seit "Blood Work" (2002) bebildert, bildet Eastwood ein bildsprachlich untrügliches Duo. Die Musik von Sohnemann Kyle Eastwood und Michael Stevens erklingt nicht oft und nicht einmal unbedingt einprägsam, wird aber bei Ertönen zum klanglich feinen Hintergrund der jeweiligen Momente. „Gran Torino“ erzählt damit eine im positiven Sinne schlichte Geschichte auf einwandfreie Weise, deren politische Unkorrektheit sie zudem ungekünstelt und natürlich wirken lässt, da hier weder Tabubrüche provoziert werden, noch pietistische „eigentlich wollen wir ja niemandem wehtun“-Zurückhaltung herrscht.

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    »What the hell does everybody want with my Gran Torino?« fragt sich Walt und während die Frage in Bezug auf sein Auto von PS-Fans sicher auch zu beantworten ware, fällt sie beim Film „Gran Torino“ auf jeden Fall eindeutig aus: man will ein weiteres Eastwood-geprägtes Meisterwerk und spätestens mit der grandios bitteren Schlusspointe bekommt man es auch. Eastwood führt seinen Mythos als Schauspieler zu einem konsequenten, aber gerechten Ende, das sich zwar abzeichnet, aber dennoch berührt und ihm einen würdigen Abgang von seiner Arbeit vor der Kamera verschafft. Allein diesem natürlich mit wenigstens leichter Wehmut verbundenen Gedanken wegen wird "Gran Torino" seinen besonderen Platz in der Karriere Eastwoods sicher haben, wobei man zugeben muss, dass dies ohne diese außerordentliche Note vom Film selbst ausgehend möglicherweise nicht der Fall gewesen wäre.

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    Kompletter Blog siehe: http://christiansfoyer.wordpress.com/2010/02/22/review-gran-torino/
    Kino:
    Anonymer User
    5,0
    Veröffentlicht am 23. März 2022
    Es ist wohl Clint Eastwoods reifster und vielleicht bisher sogar lustigster Film. Die Reife zeigt sich in der völlig unerwarteten Lösung eines Bandenkrieges. Hier ist die ’Auge-um-Auge-Mentalität‘ out. Das überrascht bei diesem Regisseur schon, wenn man an seine Rollen in den Western denkt. Ja er geht sogar noch einen Schritt weiter, übernimmt die Märtyrerrolle und ebnet so den Weg für eine gesetzmäßige Bestrafung der Übeltäter. Aber es ist auch ein lustiger Film mit Niveau. Selten wurden so blumige Beschimpfungen für den Gesprächspartner gefunden (’Bambusratte’ oder ’Frühlingsrolle’) wie hier und man wird aufgeklärt, dass Fluch nicht gleich Fluch ist, sondern sogar eine freundschaftliche Begrüßung, über die man durchaus schmunzeln kann. Außerdem wird das titelgebende Auto genial eingesetzt. Man kennt die Bedeutung dieses Gefährts von Anfang an und versteht seinen belohnenden Einsatz am Ende. Dadurch entsteht ein Spannungsfeld, in dem der Film zu Dreivierteln als integrativer Nachbarschaftsversuch zwischen verschiedenen Ethnien daherkommt, um im letzten Drittel dann aber ziemlich heftig zu werden. Die zuvor so treffend gezeichneten Figuren (vor allem auch die Enkel) bewirken, dass man das ungewöhnliche Ende akzeptiert. Eastwood wandelt sich vom traumatisierten, knorrigen Macho zum Märtyrer. Er wird immer besser, nur der eiskalt-mürrische Blick bleibt immer gleich. Unbedingt sehenswert!
    Kino:
    Anonymer User
    2,5
    Veröffentlicht am 7. Januar 2015
    Gran Torino tritt in einigen Momenten etwas auf der Stelle, in anderen wiederum durchläuft er eine konfuse, richtungslose Entwicklung. Dennoch besticht Eastwoods Film als Plädoyer gegen Rassismus und ist glaubhaft in der Wandlung der Hauptfigur.
    Andreas S.
    Andreas S.

    8 Follower 170 Kritiken User folgen

    5,0
    Veröffentlicht am 15. Oktober 2022
    Clint Eastwood at his Best. In der Rolle des wortkargen Grantlers, der sich einen Dreck darum schert, was Andere über ihn denken, war er immer schon einzigartig gut. Die Rolle des bärbeißigen Walt Kowalski in Gran Torino ist ihm wie auf den Leib geschrieben.
    Kowalski, ein alter knochiger Kerl, dekorierter Korea-Veteran, ehemaliger Mitarbeiter in den Ford-Werken in Detroit, Witwer, Vater von zwei Söhnen, zu denen er nie ein gutes Verhältnis hatte, lebt in seinem Haus in einem Vorort. Das Viertel ist vom Verfall bedroht, viele seiner Freunde und Kollegen sind längst fortgezogen oder verstorben. Um ihn herum wohnen mehr und mehr meist mittellose Hmong, Einwanderer aus Südost-Asien, die in den USA am Rande der Gesellschaft ein karges Leben führen müssen. Was Kowalski geblieben ist, sind sein alter 1972er Ford Gran Torino, eine alternde Hunde-Lady und ein paar Kumpel, mit denen er zotige Sprüche klopfen kann.
    So sehr er auch versucht mit rassistischen Sprüchen und abweisendem Verhalten seine Hmong-Nachbarn von sich fernzuhalten, so krachend scheitert er daran. Er freundet sich mit den jungen Nachbarn Thao und Sue an, die sich einfach nicht verschrecken lassen und ihn mit Respekt und Freundlichkeit behandeln, die er seiner Meinung nach gar nicht verdient hat. Er, der so viele Asiaten im Krieg getötet hat. Ein Trauma, das er nie verwunden hat.
    Die beiden Geschwister werden von Mitgliedern einer Hmong Gang terrorisiert. Die Strauchdiebe versuchen alles, um sie in ihre Clique zu lotsen und schrecken dabei auch vor brutaler Gewalt nicht zurück. Kowalski nimmt Thao und Sue unter seine Fittiche, kann die beiden aber nicht wirklich beschützen.
    Er versteht, dass er selbst es ist, der einen hohen Preis zahlen muss, um zu verhindern, dass Thao und Sue in einem Strudel von Gewalt und Hass versinken.

    Der Film ist zugleich höchst unterhaltsam, an vielen Stellen unerwartet leichtfüßig und komisch, sowie am Ende tragisch und mitreißend.
    Wenn Walt Kowalski, der einem im Lauf des Films längst ans Herz gewachsen ist, am Ende sein Leben gibt, um Thao und Sue zu retten, dann entlarvt Eastwood das ganze dumme Geschwätz um Political Correctness und Gutbürgertum auf schmerzhaft schonungslose Art und Weise, wie es wohl nur Regisseure können, die genau darauf nichts geben. Ein echter Eastwood halt. Als Regisseur und Schauspieler einfach ein Meister seines Fachs.

    Gran Torino ist für mich einer der besten Filme überhaupt. Mit sparsamen Mitteln schafft es dieser Film mitten ins Herz und hält uns allen einen Spiegel vor, in den wir alle nicht ganz so gerne schauen.
    Und so wird es sicherlich auch wieder erschrockene Kritiken von Leuten hageln, die es nicht nötig haben, in den Spiegel zu schauen, den Eastwood hier vorhält. Da halte ich es lieber mit Walt Kowalski. Am Ende wird selbst er, der ewige Meckerfritze, der seinen Glauben und seine Ideale schon lange verloren hat, etwas pathetisch. Er opfert sich. Aber was könnte pathetischer sein, als sein Leben unwiderruflich darzureichen, um anderen Menschen ein Leben in Würde und Freiheit zu offerieren? Lang lebe Walt Kowalski…..
    schonwer
    schonwer

    1.275 Follower 728 Kritiken User folgen

    4,0
    Veröffentlicht am 19. April 2019
    "Gran Torino" ist ein fabelhaft realistisch erzähltes Drama, mit toller Inszenierung, packender Geschichte, wichtigen Themen und einen überragenden Eastwood in der Hauptrolle.
    Chris M.
    Chris M.

    12 Follower 34 Kritiken User folgen

    3,0
    Veröffentlicht am 31. August 2018
    Die Filme von Clint Eastwood sind in aller Regel einfach klasse. Gerade wenn er selbst mitspielt, wird es normalerweise noch besser. Auch in "Gran Torino" spielt Eastwood wieder toll. Leider verläuft der Plot hier zu Lasten der Glaubwürdigkeit, wenn sich der extrem grimmige, rassistische Walt dann doch relativ schnell und einfach auf Kontakt mit den asiatischen Nachbarn einlässt. Der Kern der Story, der schwierige Weg des Teenagers Tao, geht dann leider auch baden, weil sich der Plot eher auf Eastwoods Figur konzentriert, was zwar insgesamt amüsant (einige coole Sprüche von "Dirty Harry" sind schon dabei), aber auch schwammig ist, weil der Plot nicht so richtig weiß, in welche Richtung er sich entwickeln will. Die Erlebnisse von Tao, die zur Eskalation der Gesamtsituation führen, wirken aufgesetzt und notgedrungen eingebaut. Ein "Das müssen wir jetzt drehen", nur damit man kurz danach sagen kann "Jetzt filmen wir wieder Clint mit grimmiger Mine, Bier und Kippe auf der Veranda seines Hauses, das kommt super". Der Film bringt schon Unterhaltung und transportiert auch eine wichtige Message, ist zudem mit 110 Minuten Laufzeit durchaus stattlich, aber für ein so schwieriges Thema hätte man sich 20 bis 30 Minuten mehr Laufzeit nehmen müssen. Dafür hätte man vielleicht auch auf die eine oder andere Szene verzichten können. Wenn Walt im Keller der Asiaten einen Schrank kurzerhand "repariert" (er hat lediglich einen Schraubfuss angepasst, damit er nicht mehr wackelt), fragt man sich später, warum das jetzt wichtig war. GT ist einfach insgesamt ziemlich unrund und schafft es nie, dass man sich so richtig mit den Figuren identifizieren kann. Auch oder gerade, weil auf die unbekannten Stars Bee Vang (Tao) und Ahney Her (Tao´s Schwester Sue) einfach nicht intensiv genug eingegangen wird. Die Zwei haben leider nur sehr wenige Szenen alleine, fast immer ist auch Clint Eastwood in der Nähe und entweder Teil der gerade gezeigten Handlung oder aber er greift irgendwie von außen ein. Man kann summa summarum sagen, dass GT zu stark auf die Strahlkraft von Eastwood setzt und dabei die Screentime der No-Name-Darsteller allzu oft opfert. Das wirkt erstmal legitim, muss man aber in der Endabrechnung leider eher negativ auslegen. Weil aber Eastwood einfach toll spielte, rettet sich der Film in meiner persönlichen Endabrechnung knapp über den Durchschnitt auf 3 Sterne.
    Flibbo
    Flibbo

    12 Follower 64 Kritiken User folgen

    4,0
    Veröffentlicht am 25. Februar 2010
    Nach „Letters From Iwo Jima“ arbeitet die Regie-Legende Clint Eastwood erneut sehr erfolgreich mit asiatischen Hauptdarstellern, doch diesmal in der Vorstadt statt auf dem Schlachtfeld. Vier Jahre ist es her, als man ihn in „Million Dollar Baby“ auch vor der Kamera sah. Nun geht er in einer ähnlich angesiedelten Rolle für „Gran Torino“ unter die höllischen Nachbarn.



    Die grimmige aber weise Vaterfigur scheint Eastwoods neue Paraderolle geworden zu sein. Doch sein Charakter in „Gran Torino“ ist ein Extrem. So verbissen, hasserfüllt, kalt und verbittert hat man ihn noch nie gesehen. Spätestens wenn er in einigen Szenen vor Wut buchstäblich knurrt wie ein Hund, wird er zur Karikatur. Aber statt dies als ein Beispiel für Overacting abzutun, sollte die Figur des Mr. Kowalksi als ein Bild für den streng konservativen, intoleranten und fremdenhassenden Teil Amerikas betrachtet werden, den der Regisseur in seinem Film in einfach gehaltenen, lebensnahen Sets portraitiert. Dabei macht Kowalksi aber auch eine interessante Entwicklung durch.



    „Gran Torino“ ist schnörkellos und schlicht, weiß über die Laufzeit von knapp zwei Stunden aber gut zu unterhalten. Dabei ist Eastwood der absolute Mittelpunkt, nicht zuletzt weil seine asiatisch-stämmigen Kollegen sichtlich unerfahren im Filmgenre sind. Ahney Her stellt dabei eine Ausnahme dar, denn die junge Schauspielerin gibt hier ein starkes Debut und beweist ihr hohes Potential.



    Der Hauptdarsteller überzeugt unter anderem wieder mal mit subtilen Selbstzitaten, in erster Linie aber mit der eindringlichen Aufarbeitung eines ernsten und aktuellen Themas, das direkt aus dem Leben gegriffen wurde. Dabei werden ein paar geschickt platzierte Prisen Humor glücklicherweise nicht außer acht gelassen.



    Somit ist „Gran Torino“ sowohl ein unterhaltsamer und überzeugender Film, als auch ein passender wie würdiger Abschluss von Eastwoods Schauspielkarriere. (Letzteres wird der Zuschauer spätestens bei seiner letzten Szene im Film verstehen.) Es heißt nämlich, dass Mr. Eastwood von nun an nur noch hinter der Kamera agieren wird. Dort bleibt uns der fast 80jährige hoffentlich noch ein Weilchen erhalten.
    krätze
    krätze

    10 Follower 49 Kritiken User folgen

    4,5
    Veröffentlicht am 25. Februar 2010
    ein ruhiger film, knapp zwei stunden, keine special effects, kein wirklicher soundtrack wenig wichtige rollen...



    ...und keine langweile in sicht!!!



    man könnte wohl behaupten, dass die bereitschaft von walt sich seinen "schlitzäugigen" nachbarn anzunähern etwas zu plötzlich kam, aber bei genauerem hinsehen, hinhören und nachdenken ist sein handeln schlüssig!



    um den film, die person walt zu verstehen, und nur darum geht es, verlangt es dem kinogänger einiges ab. einfaches berieseln lassen funktioniert hier überhaupt nicht.





    SPOILER!!!

    die gespräche mit dem pfarrer sind die schlüsselszenen. hier darf man nicht vergessen, dass walts frau, die ihn und seine psyche am besten kennt, den pfarrer auf ihn angesetzt hat.

    natürlich könnte man jetzt meckern, dass kein pfarrer der welt so einen harten kerl wie walt zum umdenken bringen würde...

    ...natürlich nicht!



    walt war schon vor den gesprächen mit dem pfarrer bereit seine vorurteile über bord zu werfen und die ereignisse im haus der nachbarn haben es ihm ermöglicht.



    das wissen um seinen nahenden tod, auch schon vor der untersuchung, dürften natürlich auch eine rolle gespielt haben.



    die vergewaltigung der nachbarstochter und seine finale reaktion könnte durchaus mit den taten/vergehen/sünden zu tun haben, die ihm seine befehlshaber nicht auftrugen, zu tun haben.



    ganz besonders unterhaltsam fand ich die wandlung vom griesgrämigen, rassistischen eigenbrödler, zum toleranten nachbarn und letztendlich zum äußerst coolen rächer und retter!

    der western-style war unverkennbar und ihn dieser aktuellen modernen situation und der vita von eastwood mehr als genial.



    SPOILER ENDE!!!



    sollte diese hauptrolle der abgang eastwoods sein, bin ich schwer beeindruckt und neige mein haupt!





    ACH, es gibt von mir keine 10 punkte, weil bei den dialogen mehr drin gewesen wäre.



    PS: mehr hollywood-kino dieser art!!



    PPS: ich empfehle allen den dieser film gefallen hat:

    "snow cake" mit segourney weaver!









    Horror-Fan
    Horror-Fan

    10 Follower 47 Kritiken User folgen

    4,5
    Veröffentlicht am 25. Februar 2010
    Sehr schöner, aber auch tragischer, gesellschaftskritischer, stellenweise lustiger Film mit einem hervorragenden Clint Eastwood in der Hauptrolle.

    Etwas abruptes, aber trotzdem gutes Ende.
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