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    Invisible Target
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Invisible Target
    Von Ulf Lepelmeier

    Fans von actionbetontem Hongkong-Kino können sich freuen, denn Regisseur Benny Chan („Gen-X-Cops", New Police Story) hat sich mit „Invisible Target“ gelungene Elemente der vergangenen Spektakel aus der ehemaligen englischen Kronkolonie geschnappt und daraus einen schmackhaften, explosiven Cocktail zusammengemixt, der zwar nur alt bekannte Inkredenzien enthält, sich nicht wirklich um den Aufbau der drei Polizistencharaktere schert und nur mit einer mittelprächtigen Geschichte aufwartet, es dafür aber ordentlich krachen lässt und als adrenalingeladener Actionfilm der alten Schule eine Menge Spaß verbreiten kann.

    Vor sechs Monaten hat Kommissar Chan Chun (Nicholas Tse) seine Verlobte verloren, die bei einem Überfall eines Geldtransporters durch eine von einem gewissen Tien Yeng-Seng (Jacky Wu) angeführten kriminellen Gruppe ums Leben kam. Natürlich sinnt der trauernde Mann auf Rache. Genauso wie der draufgängerische Kommissar Fong Yik-wei (Shawn Yue), der von den Ganoven auf peinliche Weise vorgeführt wurde und nun seinen guten Ruf wiederherstellen will. Der Dritte im Bunde der Jäger ist der junge Polizist Wai King-ho (Jaycee Chan), dessen älterer Bruder, der ihm immer als Vorbild galt, vor ein paar Jahren ohne ein Wort untertauchte und nun auch zu der berüchtigten Bande um Tien gehören soll.

    Viel darstellerische Finesse wird den Akteuren bei „Invisible Target“ nicht abverlangt, trotzdem macht die Schauspielerriege eine gute Figur, insbesondere, wenn es um die zahlreichen, halsbrecherischen Stunts geht. Denn ein Großteil des Films werden Menschen durch die Gegend gekickt, Glasscheiben zerbrochen und Tische zertrümmert. Die Kampfchoreographien sind dabei äußerst ansehnlich und abwechslungsreich ausgefallen, so dass trotz der großen Dichte an Verfolgungsjagden und Kämpfen keine Langeweile aufkommt. Besonders gefallen die Aktionen von Jacky Wu („Fatal Contact“), der bei seinen Actioneinlagen immens gefordert wird und als gewissenlose, brutale Kampfmaschine gekonnt in Erscheinung tritt. Entgegen der Kampfaktionen sind die großen Explosionen nicht immer gelungen. Sie wirken teils extrem künstlich und unter Umständen wollen sie auch schon mal nicht mit der Lage des eigentlichen Explosionsherdes zusammenpassen.

    Auch für vereinzelte spaßige Momente ist in „Invisible Target“ gesorgt. Für diese ist vornehmlich der Jüngste im Heldentrio verantwortlich. Jaycee Chan („2 Young“, The Sun Also Rises), der Sohn von Jackie Chan, hat zwar weniger Stunts zu meistern als die anderen, stellt aber als Naivling und Gutmensch Wai Kíng-ho sein komödiantisches Talent unter Beweis. Während die Action nichts zu wünschen übrig lässt und mit brennenden Menschen, Bullet-Time-Sequenzen, schwindelerregenden Sprüngen sowie Zerstörungsorgien aufwartet und im allgemeinen nicht besonders zimperlich ist, wird storytechnisch schlichte Einheitsware geboten, bei der auch die Twists niemanden wirklich überraschen dürften. Regisseur Benny Chan zeigt hier erneut, dass er es versteht, spannende Verfolgungsjagden und actiongeladene Kämpfe in Szene zu setzen, dass er aber von Charakterzeichnung und emotionaler Tiefe keine Ahnung hat. So lässt einen das an sich melodramatisch angelegte Ende einfach kalt. Zudem ist es schade, dass zwar den Vorgeschichten der drei Hauptcharaktere etwas Zeit eingeräumt wird, das Zusammenraufen der sehr unterschiedlichen Polizisten zum Team aber unerklärlich schnell von statten geht. Nach einem einzigen gemeinsamen Scharmützel muss der Zuschauer einfach hinnehmen, dass jetzt eine unerschütterliche Freundschaft zwischen den Dreien besteht. Die Sympathiekurve zwischen den Jägern steigt einfach zu abrupt und schnell an. Auch wirken einige moralisierende Dialoge, gerade weil der Film auf reine Unterhaltung abzielt und den Figuren keine wirkliche Tiefe verleiht, aufgesetzt und deplaziert.

    „Invisible Target“ ist lupenreines Actionkino aus Hongkong, das für ein kurzweiliges Vergnügen gut ist und Freunde von Kampfaktionen, die in vollständig zerstörten Räumlichkeiten münden, begeistern wird. Letztlich wird der Film aber auf Grund der mauen Geschichte und der rein auf ihre Coolness beschränkten Figuren schnell wieder vergessen sein.

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