Das Gute erstmal vorab: Für einen deutschen Film sieht "Krabat" schon mal sehr hollywood-like aus. Die Effekte sind state of the art und für eine heimische Produktion sehr beeindruckend, auch wenn mit ihnen gegeizt wird und man gern mehr davon gesehen hätte. Wunderschön kommt auch die musikalische Untermalung daher, die Chöre und Melodien sind sehr kraftvoll und untermalen das Geschehen perfekt, nicht selten sorgt einzig und allein der Soundtrack für leichte Gänsehaut. Auch die Sets und die damit verbundenen Bilder sehen auf der großen Leinwand schlichtweg fantastich aus und sorgen für ein erhebliches Maß an hübscher Grusel-Atmosphäre. Leider wird diese durch einen viel zu langatmigen Storyaufbau und sehr wenig echtes Tempo fast komplett wieder zunichte gemacht. Die Geschichte zieht sich auf extreme Art und Weise hin, schwere, lange Blicke und Stille in tiefsinnigen Dialogen füllen nun mal keine zwei Stunden Laufzeit. Action gibt es nur in einer einzigen Szene, die dafür auch noch erbärmlich geschnitten und zu wackelig gefilmt ist, sodass der Überblick rasch verloren geht. Der wenige Action-Anteil muss ja eigentlich nicht weiter schlimm sein, wenn einem denn eine spannende und packende Story geboten werden würde, doch hier ist leider Fehlanzeige angesagt. Nicht nur, dass alles größtenteils plump vor sich hindümpelt, nein, vor allem gegen Ende hin, gerät die Geschichte so vorhersehbar, dass man sich dem Abspann entgegensehnt. Wirkliche Überraschungen im Handlungsverlauf gibt es leider so gut wie gar keine. Das allein ist aber noch nicht mal das Schlimmste. Richtig störend wird es bei der Tatsache, dass sämtliche Protagonisten stellenweise so überhastet, schnell und auch undeutlich leise sprechen, dass man Mühe hat, genau zu verstehen, was sie denn nun sagen. Nach einer Weile ist man das aber leid und schaltet einfach ab, was einen extremen Abbruch der Geschichte zu Folge hat. Die Unverständlichkeit der Dialoge ist ohnehin ärgerlich und schade, da die Darsteller, mit der Ausnahme von Hauptdarsteller David Kross, durchaus passable Leistungen abliefern. Daniel Brühl beweist erneut, dass er einer der begehrtesten, deutschen Charakterdarsteller ist und auch Paula Kalenberg und Robert Stadlober bekommen trotz recht wenig Platzierung in der Haupthandlung die Kurve und überzeugen. Christian Redl gibt einen sehr starken Meister der Dunklen Magie und gibt eine Präsenz zum Besten, die ihn deutlich als unheimlich und markant kennzeichnet. Leider wird dieser sehr interessanten Figur in der Abschlussszene leider viel zu Unrecht getan und sein Abgang ist mehr als nur unwürdig. So ist es einzig und allein Newcomer David Kross, der hier arg zurück- und in der Hauptrolle viel zu blass bleibt. Seine Wandlung im Charakter sind viel zu emotionlos gespielt und er wird mit der Welle an Gefahren und Herausforderungen, die seine Figur Krabat ereilen, schauspielerisch einfach nicht fertig. Gegen seine bereits erfahrenen Schauspiel-Kollegen Brühl, Redl und Co. kommt er definitiv nicht an.
Fazit: Zwar zeigt "Krabat" äußerlich, zu fast deutsche Produktionen heutzutage fähig sein können und sieht wahrlich gut aus, hapert in der Handlung und auch in manchen Darstellerleistungen kräftig. Zu langatmig gerät der gesamte Verlauf der Story, die Dialoge sind in ihrer Hast kaum zu verstehen und gerade im letzten Drittel weiß man stets allzu genau, was als nächstes passiert, so dass Spannung ausbleibt. So ist "Krabat" nach den überdurchschnittlichen "Der Baader Meinhof Komplex" und "Die Welle" diesmal leider nur eine höchstens durchschnittliche Heimat-Produktion.