Meine Güte, was für ein Film. Das muss sich jeder nach dem Anschauen von "The Tree Of Life" gedacht haben. Natürlich nur, wenn man ihn bis zum Ende durchgehalten hat. Denn Terrence Malicks neuster Film ist auf keinen Fall für den durchschnittlichen Kinogänger geeignet. Aber zuerst zu den Schauspielern. Brad Pitt brilliert als Vater, der seine Kinder wie Soldaten auf die große weite, böse Welt vorbeireitet. Direkt dagegen steht Jessica Chastain als eine Mutter, die mit Gottvertrauen und Naturverbundenheit versucht, ihren Kindern Empathie beizubringen. Auch Sean Penn weiß mit seiner speziellen Art in seinen kurzen, aber prägnanten Szenen zu überzeugen. Besonders hervorzuheben sind die Kinderdarsteller. Immer wieder glaubt man einfach nur Kinder beim Spielen zu beobachten und vergisst, dass neben ihnen ein Mann mit einer Kamera steht. Jetzt zur Story. Obwohl Story das ganze nicht wirklich trifft, da der Film mehr aus einer Aneinanderreihung verschiedener Szenen besteht, die mal das Leben der texanischen Familie in den 50er' Jahren, mal mit existenziellen Fragen unterlegte Ausschnitte der Geschichte des Universums zeigen. Gerade letztere werden technisch in einer Perfektion präsentiert, die man selten zuvor so gesehen hat. Alle Szenen haben gemeinsam, dass sie sich mit dem Prinzip der Natur und der Gnade auseinandersetzen. Sei es nun der Vater, der will das seine Kinder ihn Sir nennen oder ein Dinosaurier, der von einem verletzten kleineren Exemplar seiner Art ablässt, alle Szenen lassen sich damit in Verbindung bringen. Das ist im Prinzip auch schon alles. Grob umrissen beschreibt der Film den Werdegang von Jack, dem ältesten Sohn der Familie, der sich in seiner Jugend zwischen den so verschiedenen Eltern nicht zurecht findet und sich im Erwachsenenalter immer noch nicht vom Tod seines Bruders erholt hat. Ob man diesen Film wirklich verstehen kann oder überhaupt können soll, ist gar nicht so wichtig. Vielmehr geht es darum, die einzelnen Szenen auf sich wirken zu lassen und in die unglaubliche Atmosphäre des Films einzutauchen. Wer bereit ist, sich mit "The Tree Of Life" auseinanderzusetzen, wird einen Bild- und Emotionsrausch erleben, wie ihn kaum ein anderer Film erzeugt und am Ende vielleicht sehen, dass Natur und Gnade, Wissenschaft und Glaube doch mehr zusammenpassen als man am Anfang meinen sollte.
Das einzige an "The Tree Of Life" was als negativ gewertet werden kann, ist, dass die zwar technisch perfekte Präsentation auf viele Zuschauer langatmig und daher langweilig wirken muss. Man muss viel Zeit und Geduld mitbringen, um "The Tree Of Life" zu genießen. Trotz oder vielleicht auch gerade wegen der Komplexität sollte jeder wenigstens einen Versuch wagen, denn meiner persönlichen Meinung nach, hat Terrence Malick nicht nur wunderschöne Bilder, sondern ein Meisterwerk der Filmkunst erschaffen, dass seinesgleichen sucht.