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    Das weiße Band
    Durchschnitts-Wertung
    4,0
    217 Wertungen
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    13 User-Kritiken

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    ThomasEdgar
    ThomasEdgar

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    4,0
    Veröffentlicht am 25. Februar 2010
    Haneke ist auf Psychologie und Gewalt spezialisiert. Ich erinnere mich noch an die Pianistin. Auch dieser Film seziert akriebisch den Zusammenhang zwischen Abhängigkeiten, Sexualität und der daraus resultierenden Gewalt.



    Betrachtet man ihn vom Inhalt, findet sich eine gängige akademische Deutung des Vorkriegsdeutschlands, fokussiert auf ein kleines norddeutsches Dorf. Im oberen bürgerlichen und klerikalen Milieu findet sich z.B. der Dorfpfarrer. Obrichkeitsdenken wird erzeugt durch Strafe und Gehorsam vor Gott. Lustfeindlichkeit in Form von Onanieverbot und der Erzeugung von Angst sind Erziehungsrituale jener Zeit, die letztlich einen deformierten Charakter erzeugen. Dieser zeigt sich in der Grausamkeit der gepeinigten Kinder, die ihrerseits gewalttätig werden und Verbrechen begehen. Ab der Mitte des Films dämmert es dem Zuseher. Die Kinder sind verantwortlich für die seltsamen Gewaltakte im Dorf.



    Der Fim ist schwarz-weiß und verzichtet auf jegliche Filmmusik. Dieses Stilmittel unterstützt einerseits den brutalen Inhalt, schafft andererseits ein wenig Distanz. Auch die Komentare des Dorflehrers, dessen Erzälung die Handlung folgt, schafft kleine Verschnaufpausen in einem Film, der nicht zur leichten Unterhaltung dient.



    Obwohl ich kein Freund dieses Genres bin, erkenne ich seine Qualität an, denn Form und Inhalt treffen. Der Film besticht auch durch überdurchschnittliches Schauspielerisches Können, wobei die Rolle eines Bürgermeister mit bayrischem Akzent in einem nordeutschen Dorf verzeihbar ist.



    Es bleibt eine Geschichte mit offenem Ende, wobei jedem die Täter bekannt sind, dem Dorflehrer, dem Pfarrer, der den Verdacht verdrängt, und natürlich dem Kinobesucher. Hier stellt sich für mich allerdings die Frage, was sollte der Gang der Hebamme zur Polizei? Der Fall hätte doch aufgeklärt werden müssen. Auch das Verschwinden von Kind und Arzt bleibt im Dunkeln. Stellt dies einen spannungssteigernden Abschluß dar? Ich fand dieses Ende eher unbefriedigend. Auch der Zusammenhang mit dem Ausbruch des ersten Weltkriegs

    ist mir nicht klar geworden.



    Alles in allem ist dieser Film sehr wertvoll und sehenswert.

    Kino:
    Anonymer User
    0,5
    Veröffentlicht am 25. Februar 2010
    Konservative Moral und Strenge (Ãœber-Ich) Darstellung, aggressive Spitzen (Es) sind die Folge
    Dmitrij Panov
    Dmitrij Panov

    23 Follower 99 Kritiken User folgen

    4,5
    Veröffentlicht am 25. Februar 2010
    Hier haben wir es mit einem Film zu tun, bei dem nicht die unmittelbare, sondern die anschließende Wirkung ausschlaggebend ist. Er ist sicherlich grandios inszeniert (die Kameraführung ist eine cineastische Offenbarung), die Schauspieler sind allesamt überzeugend und die Atmosphäre dicht und düster. Aber er entfaltet sich erst im Nachhinein wirklich, dadurch, dass er auf die vielen Fragen keine klaren Antworten liefert, zwingt er den Zuschauer zu Reflektion: Was war das eben? Wer ist es gewesen? Wer ist der Böse - oder: Wer sind die Bösen? Und die Antwort ist niederschmetternd: Alle, bis auf den Lehrer und seine Freundin. Diese beiden sind die einzigen Lichtblicke, der Rest sorgt für einen kranken Magen. Diese Menschen sind am Ende und doch werden die Geschehnisse kein Ende finden. Die Hoffnung müsste in den Kindern liegen, doch hier sind die Kinder gewiss keine Hoffnungsträger. Die Gewalt, die ihre Eltern an ihnen ausüben, wird nicht in etwas Besserem enden, nein. Der Erste Weltkrieg beginnt und die Gewalt wird auf einer anderen Ebene weitergehen. Und danach werden die Kinder von gestern die Erwachsenen von morgen sein. Und sie werden sich nicht aus dem früheren Hass lösen. Sie werden weiterhin Gewalt an Schwächeren ausüben und sich verbissen an den Stärkeren rächen. Sie werden weitere Ideale erschaffen und ihre Kinder dazu zwingen, sich an diese zu halten. Sie werden ihren Hass an den Reichen auslassen und sie werden sich einer höherliegenden Ideologie verpflichten, weil sie nie eine Freiheit kannten. Sie werden schlagen und rauben, sie werden Unrecht tun, wie ihnen Unrecht angetan wurde. Sie werden den Krüppel hassen und den Wohlhabenden verleumdnen. Sie werden Häuser verbrennen und Menschen töten, das werden sie tun. Und sie werden kaum etwas dafür können: Sie kannten es nie anders. Gewalt mündet in Gewalt, Unterdrückung in Unterdrückung. Die alten Komplexe in neue Allmachtsfantasien. Die Opfer werden zu Tätern und dessen Opfer zu neuen Tätern und nichts wird diesen Fortgang aufhalten können. Ob nun in Deutschland oder sonstwo auf der Welt. Ein Film zum Verdauen und Nachdenken, großartig inszeniert, sehr subtil und sehr traurig.
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